Weihnachten
Was Weihnacht ist...
Was Weihnacht ist, haben wir fast vergessen.
Weihnacht ist mehr, als ein festliches Essen.
Weihnacht ist mehr, als lärmen und kaufen,
durch neonbeleuchtete Straßen laufen.
Weihnacht ist: Frieden, vergessene Stille,
ein zum Guten sich öffnender Wille.
Ist Atemholen im Alltagshasten,
in dunklen Tagen ein kurzes Rasten.
Weihnacht ist: Zeit für die Kinder haben,
und auch für Fremde mal kleine Gaben.
Weihnacht ist mehr, als Geschenke schenken,
Weihnacht ist: mit dem Herzen denken.
Und alte Lieder beim Kerzenschein –
so – sollte Weihnachten sein.
Rotraud Schöne (*28. August 1928)
(gebürtige Schlesierin aus Görlitz. Studium der Theaterwissenschaften in Berlin und Dresden. Zahlreiche Publikationen. Die Autorin lebt heute in Berlin.)
Altes Kaminstück
Draußen ziehen weiße Flocken
Durch die Nacht, der Sturm ist laut;
Hier im Stübchen ist es trocken,
Warm und einsam, still vertraut.
Sinnend sitz ich auf dem Sessel,
An dem knisternden Kamin,
Kochend summt der Wasserkessel
Längst verklungne Melodien.
Und ein Kätzchen sitzt daneben,
Wärmt die Pfötchen an der Glut;
Und die Flammen schweben, weben,
Wundersam wird mir zumut.
Dämmernd kommt heraufgestiegen
Manche längst vergessne Zeit,
Wie mit bunten Maskenzügen
Und verblichner Herrlichkeit.
Schöne Frauen, mit kluger Miene,
Winken süßgeheimnisvoll,
Und dazwischen Harlekine
Springen, lachen, lustigtoll.
Ferne grüßen Marmorgötter,
Traumhaft neben ihnen stehn
Märchenblumen, deren Blätter
In dem Mondenlichte wehn.
Wackelnd kommt herbeigeschwommen
Manches alte Zauberschloß;
Hintendrein geritten kommen
Blanke Ritter, Knappentroß.
Und das alles zieht vorüber,
Schattenhastig übereilt -
Ach! da kocht der Kessel über,
Und das nasse Kätzchen heult.
Heinrich Heine (1797-1856)
"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache raubt."
- J. G. Herder -