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Lynagh

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Dienstag, 27. November 2007, 23:10

Hermod geht zur Hella

Hermod zog seinen Harnisch an, setzte seinen Helm auf das Haupt, sprang auf Sleipnir und war so schnell wie ein Blitz weg. Die Asen trugen den toten Balder zum Strand, bereiteten und schmückten sein Schiff Ringhorn, das größte aller Schiffe, für Balders letzte Fahrt; und bauten darauf einen hohen Scheiterhaufen. Oben legten sie kostbare Edelsteine und seltene Stickarbeiten. Nun war das Schiff so schwer beladen, dass man es nicht vom Wall ins Wasser bekommen konnte. Darum liessen sie zu Hilfe die Riesin Hyrrokin kommen die auf einem enormen Wolf geritten kam den sie mit Natterschlangen als Zügel lenkten. Sie sprang von ihrem Reittier und Odin befahl vier seiner tapfersten Helden aus Walhalla den Wolf festzuhalten, aber das gelang ihnen erst nachdem sie den Wolf auf dem Boden liegen liessen. Dann ging Hyrrokin zu dem Schiff und schob es mit einem mächtigen Armschwunk vom Wall ins Wasser, mit so einer Kraft, dass die Erde zitterte und die Wellen die es trugen wie Flammen loderten.

Denkend, dass sie den Toten beleidigte, packte Thor Mjölnir um sie zu zerschmettern, aber Odin beruhigte schnell seinen hitzköpfigen Sohn.
Dann wurde der Körper Balders nach draussen getragen und in das Schiff auf den Scheiterhaufen gelegt und als Nanna, seine geliebte Frau sich weinend über ihn beugte, um ihn einen lezten Abschiedskuss zu geben, brach ihr Herz, sodass sie starb; die Asen legten sie an seine Seite und zündeten das Feuer an.In dem Augenblick als Thor das Feuer anzündete und nach hinten trat, schlüpfte das Zwerglein Lit entlang und Thor, wahnsinnig von Trauer tratt ihn weg, so dass es tot in das Feuer fiel und zugleich mit dem göttlichen Paar verbrannte. Jetzt war das Schiff bereit in die düstere Nacht abzufahren und am Ufer starrten die Asen mit tränenerfüllten Augen nach.

Nicht nur Asen trauerten um ihn, denn Freyr kam mit seinem Wagen aus Vana angefahren und auch Freya mit ihrem durch Katzen gezogenen Wagen fuhr mit, entlang der Küste. Odin und Frigga mit ihrem Gefolge der Walküren und es trauerten da am Ufer auch viele Reifriesen und andere Riesen aus Jotungheim; auch die Trolle und die Elfen und auch viele Zwerge die aus ihren Grotten unter der Erde zu diesem letzten Abschied kamen.

Bevor das Schiff den Ufer verließ, schob Odin den Ring Draupnir an Balders Finger, beugte sich über ihn und flüsterte seinem Sohn das Wort der Hoffnung ins Ohr, das Wort, das alle neun Welten verlangten zu hören.
Als das Schiff über den dunklen Ozean wegfuhr, erklang über den ganzen Raum der Welten ein langer Aufschrei des Trauers. Der Aufschrei klang durch bis dorthin wo sich das Meer und der Himmel berührten und verstummte dort am Horizont im brandenden Glut. Plötzlich war es still und die Dunkelheit fiel auf die Welt wie ein Totengewand.

Jedoch Hermod war unterwegs – neun Tage und neun Nächte lang durch dunkle und tiefe Abgründe – bis er den brennenden Fluß Gjöll erreichte und vor ihm die goldene Gjöllbrücke lag. „Wer ist es, der diese Brücke lebend überqueren will, etwas was selbst den Toten nicht gestattet wird,“ rief Modgudur, die Jungfrau des Todes, welche die Brücke bewachte. „Noch eben gestern kamen fünf Kompanien toter Männer darüber, aber die Brücke dröhnte nicht lauter als unter dir allein und obwohl du lebst, hast du doch die Farbe eines Toten. Warum folgst du Hellas Weg?“ „Die Asen aus Asgard haben mich geschickt,“ antwortete Hermod, „mit dem Auftrag nach Helheim zu reiten um Balder den Schönen zu suchen. Habt Ihr ihn vielleicht schon hier auf der Brücke gesehen, auf dem Weg in Hella’s Säale?“ „Über meine Brücke ist Balder der Schöne gekommen, mit Nanna seiner Frau,“ antwortete Modgudur, „und hinter ihnen eilte ein Zwerglein. Sie sind jetzt in Hela’s Säalen; weiter nach unten und nordwärts liegt der Hel-Weg.

Modgudur ging zur Seite und machte ihm so den Weg frei und müde verfolgte Sleipnir den düsteren Weg durch den eisernen Wald, bis er zu der Helheimspforte kam, wo der grosse Hund Garm mit der Blutigen Brust Wache hielt und ihm den Weg versperrte.
Hermod stieg ab von seinem Ross, zog die Sattelriemen fester an, stieg dann wieder auf, gab Sleipnir die Sporen und das gewaltige Pferd sprang so hoch und so weit, dass es hoch über die Pforte sprang und tief in Helheim an kam.


© 2007 Lynagh
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)

Lynagh

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Dienstag, 27. November 2007, 23:16

Hermod geht zur Hella (Teil 2)

Weiter Richtung Hellas Schloss ritt Helmod, stieg bei der Tür ab und trat hinein. Und dort sass Balder sein Bruder, im Ehrensessel, mit Nanna neben sich die seinen Becher festhielt und Lit der Zwerg, der sie bediente. Die Nacht verbrachte Helmod in dem kalten Wohnsitz der Toten, wo er mit Balder und Nanna zu abend aß und aus dem er am nächsten Morgen zum Helas Thronsaal ging, wo sie über alle, die ihren Reich betraten das Urteil sprach.

Hermod schauderte als er ihr schreckliches Gesicht sah, das halb lebend, halb tot war und er hörte das Sieden in dem grossen Kessel Hvengelmir und das Klirren der Waffen in dem eiskalten Wasser des Flusses Sid. Er hörte sie über die Toten urteilen; er sah wie die Bösen auf Nastrond, den Strand der Leichen, verbannt wurden wo sie durch eiskalte Ströme von Gift waden mußten, bevor sie in den Kessel Hvengelmir geworfen wurden um als Futter für den schrecklichen Nidhuggur zu dienen, der nur dann aufhörte an den Wurzeln des Yggdrasils zu knagen um sich an den Knochen gut zu tun.
Er sah auch die Traurigkeit in den trüben Häusern der braven Menschen die in ihrem Bett gestorben waren und er begrif wie viel besser es war, in einem Streit zu sterben und nach Walhalla zu gehen wo die Helden verbleiben.

Zuletzt knielte auch er vor Hella und überbrachte ihr die Nachricht und Bitte. Er erzählte wie betrübt die Asen und alle lebenden Wesen über den tod Balders waren und er bat sie, Balder mit ihm zurück nach Asgard reiten zu lassen.
„Balder darf mit Euch zurück,“ sprach Hella mit ihrer kalten abgemessenen Stimme, „aber nur wenn alles in der Welt, alle lebende wie auch tote Dinge um ihn trauen. Jedoch, wenn es nur Einen oder ein Ding gibt, der oder das ihn nicht beweint, muß er bei Hella bleiben.“ Da machte sich Helmod auf den Weg, mit Freude in seinem Herzen und trug den Ring Draupnir mit als ein Geschenk von Balder an Odin. Hermod war fest überzeugt, dass es nichts auf der Welt gäbe, das nicht um Balder trauern würde und ihn nicht beweinte.Endlich kam er in Asgard an und erzählte alles was er gehört und gesehen hatte. Danach sendeten Asen viele Boten weit und breit über die ganze Welt, mit der Bitte an alles und alle um durch ihr Weinen und Trauer Balder aus Helheim und Niflheim zurück kommen zu lassen, zurück nach Asgard, zurück in die Welt des Lichts. Und alles weinte mit den Asen, alle Menschen, alle lebende Wesen. Selbst die Erde weinte und die Steine, die Bäume und die Metallen – jeder und alles weinte soals sie noch immer weinen wenn man aus der Kälte in die Wärme kommt. Es schien das alles was je erschaffen worden war um Balder weinte; denn selbst die Riesen vergossen die Tränen und vergassen ihre ewige Fehde mit den Asen. Doch blieb Balder noch immer in Helheim und Helmod rit hin und her mit der Bitte um zu Weinen und immer wieder noch mehr zu weinen.

Weit, weit weg kam er auch hinein in das kalte Jotungheim und eines Tages kam er zu einer Grotte in der eine einsame Riesen sass, die nicht weinte.
„Wer seid Ihr, dass Ihr nicht für Baldrn den Schönen weint?“ fragte Hermod. „Ich bin Thök,“ antwortete die Riesin, „und wer ist Balder, dass ich für ihn weinen soll?“ Da erzählte Hermod über Balder dem Schönen und von Hellas Versprechen ihn frei zu lassen, wenn jeder und alles um ihn weint. Aber Thök die Riesin fing an laut und schrill zu lachen. „Thok wird ohne Tränen für Balder weinen,“ rief sie. „Lebend oder tot, ich gebe nichts um Balder, Sohn von Odin dem Schurken! Lasse Hella halten was sie heim hat!“ Immer wieder aufs neue bat Helmod Thök um zu weinen, aber vergebens. Letztendlich kehrte er zurück nach Asgard, die Riesein lachende hinterlassend. Als er darüber in Asgard erzählte, blieb Odin enige Zeit traurig und schweigend sitzten und starrte vor sich hin. Dann sagte er endlich: „Dann wird also Balder in Helas Sälen bleiben müssen. Und bei den Toten, bis der Tag des Ragnaröks anbricht..... und der, fürchte ich, läßt nich mehr lange auf sich warten. Und die Riesin kann niemand anders als Loki sein, der den Asen schon so viel Schaden zugefügt hat – er, einst unser Bruder aber jetzt unser größter Feind.“



© 2007 Lynagh


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