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Lynagh

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Dienstag, 13. November 2007, 13:28

Aegirs Braukessel

Solange Frieden herrschte zwichen Asgard und Jotungheim, wurden durch die Asen in verschiedenen Palästen grosse Feste gegeben. Da kamen sogar Riesen zu Besuch, die Freunde geworden sind und Odin als den Urvater der neun Welten anerkannten. Der bedeutendste dieser Freunde war Aegir, Der Meer Riese, der über die Meere herrschte und dessen Frau die erbarmungslose Ran war - Ran die dem Loki das Netz geborgt hatte womit sie die Seeleute zu ihrem Untergang führte und womit Loki Andvari den Zwerg fing und somit einen Fluch über das Volsung Geschlecht, das in der Gunst Odins stand, brachte.

Der magere alte Aegir mit seinem weißen Haar und grünem Bart und langen klauartigen Fingern, schien sich nicht so recht wohl zu fühlen, zwischen den edlen jugendhaften Asen und ihren schönen Frauen. Aber auf seinen Festen, die in seinem Palast auf einer Insel in Kattegat gefeiert wurden und wo die ertrunkenen Seeleute willkommen waren, genau wie die gestorbenen Helden in Walhalla, dort floß Met ebenso reichlich wie in den Palästen in Asgard auch. Und seine neun schönen Töchter, die Meerjungfrauen, mit ihren schneeweißen Armen und Brüsten, ihren tiefblauen Augen und ihren langen grünen Schleiern, halfen ihrer Mutter Ran während der Feste genau so wie es auch Friggas Töchter in Asgard taten.

Die Asen waren jedoch noch nie in Aegirs Palast gewesen und eines Tages als ein Fest in Asgard zu Ende ging, rief Thor der durch viel Trank nicht mehr richtig wußte was er da sagte:
„Aegir! Du bist uns Asen eigentlich viele Feste in deinem Palast schuldig! Eigentllich sollst du auch mal ein Fest geben und uns auch deine Gastfreundschaft zeigen so wie du es immer bei uns genossen hast. Deine Feste sind bekannt, wann können wir mit deiner Einladung rechnen?“

Der alte Riese, der nicht gerade schnell von Begriff war, sah es als eine Beleidigung und stand sofort auf und antwortete mit einer Entschuldigung aber auch mit einer gewissen Rache. “Ich habe es nicht gewagt die edlen Asen in meinen ärmlichen Wohnsitz einzuladen,“ sagte er, „denn ich fürchtete ich bin nicht imstande sie entsprechend würdevoll zu empfangen, so wie es schicklich wäre. Es gibt zwar genug Essen für euch alle, aber leider besitze ich keinen so grossen Kessel, groß genug um genug Bier oder Met zu brauen für alle Asen.... Denn ich weiß allzugut wieviel du, mächtiger Thor gewöhnt bist zu trinken und zu essen. Jedoch wenn ihr mir einen Kessel besorgen würdet, der groß genug ist, lade ich euch alle in diesem Augenblick ein um am Ende der Erntezeit zu mir zu kommen, zu einem grossen Fest auf der Insel Hlesey. Aber ich fürchte, dass da nur bei den Riesen in Jotungheim einen Kessel, gross genug für so ein Fest, zu finden ist.“

„Ich weiß wer solche riesigen Kessel hat,“ sagte Tyr, der einarmige Krieger, bedachtsam.
„Der Vater meiner Mutter, der Riese Hymir hat eine Menge riesiger Brau- und Kochkessel in seinem Palast, weit östlich vom Elivagar Fluß gelegen. Ein davon ist einundhalben Kilometer tief und so breit, dass man die andere Seite nicht mal sehen kann.“

„Diesen Kessel muß ich haben!“ rief Thor, „wenn nicht durch List dann durch Gewalt!“ „Dann gehe ich mit dir!“ sagte Tyr, „denn ohne mich wird dich der Riese Hymir nicht gerade herzlich willkommen heissen.“

So fuhren die zwei Asen in Thors, durch die zwei Ziegen gezogenen, Wagen. Der Donner donnerte und die Blitze schossen von unter den Rädern davon als sie in schwerer Unwetterwolke gehüllt, durch den Raum flogen. Sie kamen zu der Eisernen Bai, gelegen am Ende des Himmels, dort wo die Grenze des wüßten Jotungheims sich am dichsten Hymirs Wohnsitz näherte.
Bei dem letzten Haus in Midgard stiegen sie aus und gingen weiter zu Fuß. Über kahle Felsen und durch dunkle Täler, bis sie den riesigen steinernen Palast erreichten in dem Hymir, nicht weit von dem eiskalten Ozean, wohnte. Am Tor wurden sie von Hymirs Frau empfangen, einer schrecklichen Riesin mit neun Hundert Köpfen. Sie wollte gerade die zwei Asen festgreifen, und Thor hielt schon seinen Hammer bereit um zuzuschlagen, als da noch eine Riesin ankam, schön und lieblich mit Haaren wie Gold glänzend.

„Halt!“, rief sie. „Das ist mein Sohn Tyr den ich Odin dem Urvater in den frühen Zeiten der Welt gebahr.“ Darauf verschwand die alte Riesin brummend in die düsteren Sälle Hymirs Palastes und Tyrs Mutter hieß die zwei Asen bei warmem Feuer willkommen. „Ich muß euch verstecken bevor Hymir kommt,“ warnte sie die zwei., „denn er ist böse und gefährlich für alle Gäste. Ihr seid unter einem der grossen Kessel in Sicherheit, bis sich sein Zorn legt. Und wenn er hört, dass einer von euch sein Enkelsohn Tyr ist, bin ich sicher, dass er wieder bald bessere Laune bekommt!“

Schon bald hörte man von weitem schwere langsame Schritte und schnell krochen Thor und Tyr unter einen der Kessel die hinter einer Steinsäule unter der Treppe waren.
Dann kam Hymir herein und die Eiszapfen die in seinem Bart hingen klingelten gegen einander.

„Sei gegrüßst, mein Vater Hymir!“ rief Tyrs Mutter. „Ich flehe dich an um nicht böse zu werden, aber wir haben Gäste die eine lange Reise hinter sich haben, nur um uns zu besuchen. Ein von ihnen ist mein Sohn Tyr dem wir schon so lang begegnen wollten und mit ihm, in Frieden und Freundschaft, ist sein Halbbruder gekommen, Freund der Menschen, Thor ist sein Name.“

„Thor der Riesentöter!“ brüllte Hymir, böse Blicke Richtung der dunklen Ecke werfend, wo sich die beiden Asen versteckt hatten. „Wo ist Thor?“ Die Blicke des Riesen waren so durchdringend, dass sich die Steinsäule entzwei spaltete und der schwere Balken nach unten fiel und auch in zwei Stücke brach. Und dann fielen auch acht riesige Kessel nach unten, von denen sieben in kleine Stücke brachen und nur ein Kessel unbeschädigt blieb. Da kamen die zwei Asen in den Schein des Feuers heraus und Hymirs Blick war nicht gerade freundlich als er Thor sah, der viele Riesinen die dort im Saal anwesend waren zu Witwen gemacht hatte. Aber sein erster Zorn legte sich und er fand es klüger die zwei Asen als Freunde willkommen zu heissen. Darum schlachtete er drei Ochsen und ließ sie über dem Feuer rösten während er seine Gäste reichlich mit süßem Met und selbstgebrautem Bier bewirtete.


© 2007 Lynagh
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)

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2

Sonntag, 18. November 2007, 13:59

Aegirs Braukessel (Teil 2)

Jedoch erschrak er als er sah, dass Thor allein zwei ganze Ochsen verspeiste, so dass für den Rest der Gesellschaft nur einer übrig blieb. „Morgen müssen wir ein großes Fest veranstalten,“ brummte er zu sich selbst, „anders laufen wir alle hungring herum, während Thor wohl einen vollen Magen hat.“ Darum stand Hymir am nächsten Morgen früh auf und begab sich zum Meeresstrand, wo er ein Boot liegen hatte, da er einige Walfische für das Frühstück fangen wollte und auch für den Fall, dass seine Gäste noch mehr Ochsen verspeisten. Am Seestrand schloß sich Thor ihm an und sagte: „Lass mich mit dir aufs Meer rudern, denn ich würde es gerne einmal wagen wollen, eines der Seemonster zu fangen.“

„Du wirst mir zu nichts nütze sein,“ sagte Hymir geringschätzig, „denn du bist zu klein und du wirst dich auch noch totfrieren, wenn du so lange draußen am offenen Meer bleibst wie ich.“ - „O ja?“ rief Thor, ärgerlich über die Beleidigung. „Es könnte aber sein, dass du der Erste bist, der zurückkehren will.“ - „Also los, dann komm mit mir, wenn du willst.“, brummte Hymir, „ jedoch besorgst du dir deinen eigenen Köder.“ - „Das ist nicht so schwierig!“ rief Thor. Er sprang über die Mauer zu Hymirs Weide, fing den größten, wildesten und riesigsten Ochsen, Himmelbrüller hieß er, und schlug ihm mit einem Faustschag den Kopf ab. Als der Riese es sah, brummte er etwas in seinen Bart, denn er war erschrocken von Thors Kraft, obwohl er sich das nicht eingestehen wollte.

Danach stiegen sie in das Boot und Thor setzte sich hinten hin und ruderte so schnell, dass Hymir je länger es dauerte umso unruhiger wurde. Schon bald erreichten sie die Fischbank, wo Hymir gewöhnlich den Anker auswarf und immer fischte. „Hier bleiben wir,“ sagte er, „denn diese ist die beste Stelle und nicht so weit vom Ufer entfernt.“ „O nein,“ sagte Thor und ruderte, dass sich die Ruder bogen. „Hier schwimmen nur kleine Fische! Monster sind nur im tiefen Gewässer!“ Hymir fühlte sich, je länger es dauerte, mehr und mehr unwohl und rief schließlich: „Jetzt ist es Zeit zurückzurudern, denn hier sind wir über den Tiefen, wo die Midgardschlange liegt.“ Da lachte Thor grimmig und zog die Ruder ins Boot. Dann nahm er ein starkes Tau mit einem enormen Haken und den Kopf des Stieres als Köder. Währenddessen fing Hymir Walfische, manchmal zwei auf einmal, die er ins Boot warf.

„So, es ist genug.“, rief er. „Lass uns jetzt zurückrudern, bevor es gefährlich wird.“ Aber kaum hatte er es ausgesprochen, da schnappte die Midgardschlange nach dem Stierenkopf und der Haken blieb in ihrem Kiefer stecken. Als sie bemerkte, dass sie gefangen war, schwomm sie mit so einer wüsten Geschwindigkeit, dass Thors Hände, die das Tau hielten, gegen die Wände des Bootes schlugen. Mit einem wütenden Gebrüll pflanzte sich Thor im Boot fest und wohl so kräftig, dass das Boot zitterte, trotzdem zog er langsam, ruhig und sicher seinen enormen Fang zu sich. Das Wasser rundum wütete, zischte und wirbelte und rundum das Tau entstand ein mächtiger Mahlstrom. Als der Kopf von Jormungand sich zeigte, schrie Hymir voller Angst, denn jeder, der einmal den schrecklichen Kopf der Midgardschlange sah, konnte nie in seinem Leben noch vor etwas Angst haben. Als Thor das Monster zum Boot zog und im Begriff war, mit seinem Hammer zuzuschlagen, begann die Erde zu zittern und der schreckliche Schrei vom Jormungand hallte über die Wasserflächen bis weit zu den eisigen Ebenen im Norden. Hymir wurde bleich, sein Gesicht grau und seine Knie knickten ein.

In demselben Augenblick als Thor seinen Hammer Mjölnir hob um zuzuschlagen, stürzte sich Hymir nach vorne und durchschnitt das Tau mit seinem Messer und die Midgardschlange verschwand wieder unter Wasser. Mit einem wütenden Gebrüll warf Thor den Hammer Jormungand hinterher und schlug Hymir mit der Faust, so dass er ins Wasser fiel. Nachdem der Hammer nur eine oberflächliche Wunde auf dem Kopf der Schlange verursachte, kehrte er umgehend in Thors Hand zurück, während Hymir schnell wieder ins Boot kletterte, wo er sich mürrisch hinsetzte, ohne ein Wort zu sagen, während Thor zurückruderte. Als sie wieder landeten, stieg Hymir aus dem Boot und knurrte: „Ich bitte dich, wenigstens behilflich zu sein; ob du die Walfische nach Hause
trägst oder das Boot für mich aufs Trockene ziehst.“ - „Sehr gerne,“ antwortete Thor, seine Wut schon längst verflogen und er nahm das Boot. Komplett mit der Fracht der Walfische, setzte es sich auf den Kopf und lief den steilen Pfad hinauf, der zu Hymirs Schloss führte. Sie setzten sich zum Frühstück und bald waren alle Walfische verschwunden, hauptsächlich durch den Schlund des ausgehungerten Thor.

Aber noch immer wollte der starrköpfige Hymir nicht zugeben, dass Thor stärker war als er und darum wollte er ihm noch eine Prüfung auflegen. „Natürlich ruderst du unübertroffen,“ sagte er. „Ausserdem bist du ein ausgezeichneter Fischerman und kannst gut ein Boot tragen. Aber darum nenne ich dich noch nicht stark! Denn ich glaube nicht, dass du mit all deiner Kraft meinen Trinkbecher brechen kannst, denn für so eine Kleinigkeit braucht man wirklich Riesenkraft.“ Thor nahm den Becher des Riesen und warf ihn gegen eine Steinsäule, so kräftig, dass er durch die Säule flog und auf die hintere Mauer prallte.... Aber Hymir hob ihn wieder auf und gab ihm Thor und der merkte, dass der Becher nicht einmal einen Riß zeigte.Immer wieder probierte es Thor; er warf ihn mit so einer Kraft, dass er durch Säulen und Mauern flog. Und jedesmal wenn er ihn aufhob hatte er nicht mal einen Riß.

Als er ihn zuletzt werfen wollte, näherte sich die schöne Riesin, die Tyrs Mutter war, unauffällig und flüsterte schnell:
„Werfe ihn gegen Hymirs Kopf, der ist härter als der Becher.!“ Thor tat wie sie es ihm sagte und mit einem enormen Wurf flog der Becher nach Hymirs Kopf. Der Becher viel in Stücken auf den Boden, aber auf Hymirs Kopf zeigte sich nicht mal eine kleine Schramme. Aber der alte Riese klagte laut über das Brechen seines geliebten Bechers. „So viele gute Dinge muß ich missen!“, säufzte er. „Jetzt werde ich nie mehr aus diesem Becher trinken können der da in Stücken auf dem Boden liegt.... Nun, Thor der Riesentöter und Tyr mein Enkelsohn haben gewonnen. Dort steht mein grosser Braukessel: Hebe ihn auf und nimm ihn mit.“

Tyr fasste den Kessel als erste, aber wie er auch sein Bestes tat, kriegte ihn nicht mal in Bewegung. Dann fasste ihn Thor am Rand und schwengte ihn so kräftig, dass seine Füsse durch den Steinflur des Saals kamen. Er setzte ihn auf seinen Kopf wie ein Helm und trat siegreich nach draussen wobei der grosse Haken und die Ketten des Kessels hinter ihm an rasselten.
Sie folgten dem Weg entlang des Elivagarflusses, aber schon bald hörten sie einen Tumult hinter sich. Sie drehten sich um und sahen eine ganze Truppe vielköpfigen Riesen die mit Keulen schwenkten und brüllten, dass sie mit den diebischen Asen, die nach Jotungheim kamen, noch abrechnen wollen.


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Donnerstag, 22. November 2007, 20:39

Aegirs Braukessel (Teil 3)

Thor setzte den Kessel ab und warf Mjölnir nach dem vordersten Riesen, der tot fiel. So bald Mjölnir wieder in seine Hand zurückkehrte, warf ihn Thor wieder aufs neue und bald lagen viele Riesen auf dem Boden und der Rest umkehrte und nahm die Beine Richtung neblige Bergen Jotungheims. Danach setzte Thor den Kessel wieder auf seinen Haupt und ging stolz weiter, sehr mit sich selbst zufrieden und mit seinem Sieg. Aber als sie zum Elivagar Fluß kamen, lag der Fährkahn bei dem anderen Ufer und darin sass ein Fährmann, ein alter einaugiger Mann mit langem weissen Bart, in blauen Mantel gehüllt und auf dem Haupt ein breitkrempiger Hut. „He, du alter Mann,“ rief Thor. „Wer bist du und warum kommst du nicht sofort her um uns zu holen?“ „Wer ist der Bauerlümmel der so zu mir über das Wasser kreischt?“ antwortete der alte Mann. “Sag mir wie du heißt anders wirst du nie den Fluß überqueren! Denn Hildwolf, der Riese dem dieser Fährkahn gehört, hat mir verboten Plünderer und Diebe überfahren; nur gute und ehrenvolle Männer. „Ich bin der stärkste aller Asen,“ antwortete Thor, „und Odin ist mein Vater. Ich heiße Thor, also hats du allen Grund um zu zittern.“ „Und ich bin Rauhbart,“ antwortete der alte Mann. „Aber du mußt wirklich schon irgendwie verrückt sein um dich für Sifs Mann auszugeben! Aber auch wärest du wirklich Thor selbst, dann hast du es jetzt mir einem gefährlicheren Mann zu tun, dem du je seit Rungnirs Tod begegnet bist!“ „Ich war derjenige der Rungnir, den Riesen mit dem Steinkopf, besiegte,“ brüllte Thor. „Und was hast du gemacht als ich den grossen Streit kämpfte, dass du so angibst?“ „Ich kämpfte fünf Winter lang auf der Immer-Grün-Insel,“ antwortete Rauhbart. „Und dort habe ich sieben Riesenschwestern die Cour gemacht. Hat Thor so etwas je gemacht?“ „Ich habe Thjassi besiegt und seine Augen nach oben geworfen wo sie jetzt am Himmel als Sterne strahlen. Was hast du dazu zu sagen?“ „Lebard war der mächtigste aller Riesen, aber ich ließ ihn seinen Verstand verlieren und ihm seinen Zauberstab genommen. Was hast du damals gemacht Thor?“ „Ich befand mich im östlichen Jotungheim, wo ich die unheilbringenden Brautriesinen tötete, die durch die Berge zogen. Wenn ich das nicht getan hatte, wäre die Welt voll von Riesen so dass für niemanden mehr Platz in Midgard wäre. Womit warst du damals beschäftigt, Rauhbart?“ „Ich war in Valland, wo ich den Menschen half und den Helden Mut machte um das Böse zu bekämpfen. Jedoch du Thor, du verstecktest dich im Handschuh von Skrymir und zittertest von Angst, dass der Riese dich hören wird.“ „Du feiger und verwünschter Rauhbart! Ich würde dich mit meinem Hammer totschlagen wenn es so weit über diesen Fluss fliegen könnte!“„Warum willst du mich eigentlich töten,“ fragte Rauhbart. „Ich spreche nur die Wahrheit! Hast du eigentlich noch was getan worauf du stolz sein kannst?“ „Einmal war ich in Jotungheim wo ich den Fluß verteidigte als Svarang, der Riese mit seinen schrecklichen Söhnen angriff. Sie bewarfen mich mit Bergfelsen, aber doch besiegte ich sie und sie baten um Gnade. Was hast du damals gemacht Rauhbart?“ „Auch ich war in Jotungheim wo ich die Cour einer Riesin machte und sie liebte. Ihrer Sohn wird den Asen am Tage des Ragnaröks grosse Hilfe sein.“ „Ich besiegte die wilden Frauen auf der Insel Hlesey!“ „Frauen besiegen tun nur Feiglinge,“ höhnte Rauhbart. „Das waren Zauberhexen; sie verwandelten sich in Werwölfe!“ schrie Thor. „Sie vernichteten mein Schiff mit einer eisernen Keule, drohten mich zu töten und zermalmten und kneteten meinen Diener als ob er ein Stück Teig wäre. Aber komm jetzt, überquere den Fluß, dann werde ich dir mit meinem Hammer Mjölnir beweisen, dass Thor Mut besitzt!“ „Ich würde es nie glauben, dass der mächtiger Thor unterwegs nach hause durch einen gewöhnlichen Fährmann aufgehalten werden kann!“ „Ich spreche nicht mehr mit dir!“ brüllte Thor, „Du sagst nur schlechte, verlogene Dinge. Sollte ich dir noch mal begegnen, wirst du dafür noch bußen.“„Nehme den Kahn dann,“ antwortete Rauhbart und schob diesen plötzlich in den Fluß, „und ich hoffe die Trollen packen dich bald!“ Das Boot überquerte den Fluß ganz allein und obwohl niemand darin war, landete es bei der Stelle wo Thor und Tyr standen und warteten. Und wenn sie rüberkamen, war dort keine Spur von Rauhbart dem Fährmann.Also gingen sie weiter zu der Stelle wo sie den Wagen und die Ziegen gelassen haben und fuhren schnell nach Asgard zurück. Dort gab Thor den Braukessel an Aegir, der jetzt keinen Vorwand hatte um die Asen zu einem seiner Feste nicht einzuladen.Und während des Erntefestes, als sie alle in Aegirs Sälen sassen, waren sich alle einig, dass sich dort ebensoviel, wenn nicht sogar mehr Bier und Met gab wie in Walhalla und das nirgedwo in Asgard von so schönen Mädchen eine solche Menge Essen augetragen wurde als nun durch Aegirs schöne Töchter, die Meerjungfrauen. Aber Thor hatte noch immer eine schlechte Laune, denn niemand konnte ihm sagen, wo er Rauhbart, den Fährmann, finden könnte. „Sässet Ihr nicht auf Eurem Himmelsthron Hlidskjalf als ich den Fluß Elivagar überqueren wollte?“, fragte Thor. „Habt Ihr denn nichts gesehen, Odin mein Vater, keinen Fährmann? Was habt Ihr getan in dem Augenblick?“ „Ich hatte einen Wortstreit mit meinem Sohn, dem angeberischen Thor,“ antwortete Odin, mit der Stimme Rauhbarts des Fährmannes, sprechend. „Jetzt bin ich bereit mit ihm abzurechnen, wenn Thor wenigstens etwas davon gelernt hatte.“ Da lachte Thor so laut, dass der Donner über Midgard rollte und an diesem Abend war kein fröhlicherer Mann bei diesem grossen Fest der Asen bei Aegir zu finden.


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