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Registrierungsdatum: 21. August 2009

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Hobbys: Philosophie, Kunst

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Montag, 12. Oktober 2009, 12:17

Kunst und der Wille zum Leben

Viele Menschen kommen im Verlauf des Lebens in prekäre Situationen – so manche von ihnen aus psychischen Gründen. Vor allem um die Künstler unter ihnen geht es in diesem Artikel.

Gewiß, es gibt manch Einen, der auf Grund seines Leidens – noch will ich es nicht zu sehr spezifizieren – eine Neigung zur bildenden Kunst in sich verspürt. Aber die Neigung macht aus einem Leidenden noch keinen Künstler. Das handwerkliche Können muß selbstverständlich dazutreten – dann kann aus diesem Menschen ein Künstler werden. Es ist nämlich nicht selbstverständlich, daß jemand mit den Werkzeugen folgerichtig umgehen kann, selbst wenn er einem Könner viele Male zugesehen hat. Man kann sich zwar vieles dabei aneignen, den selbständigen Umgang mit den Materialien erlernt man aber nur, indem man sie selbst verwendet. Dazu gehört viel Fleiß und Durchhaltevermögen. Von den vielen Leidenden haben nur wenige in ausreichendem Maße davon. Das ist allerdings erst die eine Seite der Münze, denn handwerkliches Können ist zwar eine der Grundvoraussetzungen um Kunst zu schaffen, aber es kommt noch etwas hinzu, das immer wieder vernachlässigt wird: das Sehen.

Nicht jeder, der einen Gegenstand »anschaut«, hat dabei etwas gesehen. Oft genug malt oder zeichnet er – wie auch der wirkliche Künstler – was er »weiß« (oder vielmehr: zu wissen glaubt).

Niemand bildet etwas anderes ab als das, was er »weiß« – also verinnerlicht hat. Und das ist der große Unterschied zwischen einem Künstler und und einem Dilettanten. Der Künstler hat das »Sehen« erlernt, wobei man selbstverständlich erkennen wird, daß auch der Künstler nie »auslernen« wird. Anders verhält es sich mit den Scharlatanen, die behaupten »sie sähen etwas eben so« – auch wenn bei dem zweifelhaften Elaborat nichts als wirres Geschmiere zu erkennen ist.
Aber das ist nicht unser Thema – es geht um Kunst und nicht um Scharlatanerien.

Man kann in der Malerei z. B. etwas “abbilden” – einen Menschen etwa in einem Portrait. Das aber macht ein Kunstwerk auch noch nicht aus. Denn auch der Photoapparat ist dazu imstande sehr genau abzubilden – aber ist es derhalben bereits ein Kunstwerk? Denken wir an die Abermillionen von Urlaubsphotos – niemand wird im Ernst behaupten wollen, damit ein Kunstwerk geschaffen zu haben. Das Kunstwerk hingegen liefert vom abgebildeten Menschen ein “Inbild”, was heißen soll, daß der oder die auf dem Gemälde abgebildete eine tatsächliche unverwechselbare “Person” ist – und man das dem Gemälde auch ansieht. Es zeigt, was der Maler empfunden hat, was in diesem Abgebildeten vorgegangen sein mag, ja vielleicht sieht man sogar dadurch etwas von den Spuren, die das Schicksal in seiner Seele hinterlassen hat. Dann erst kann man von einem Kunstwerk sprechen. Doch nicht nur dann ist ein Gemälde ein Kunstwerk, denn eine oder mehrere Personen können auch einen Gedaken des Künstlers ausdrücken, ohne daß diese Personen tatsächlich dieses Schicksal gehabt haben. Das wird vor allem dann der Fall sein, wenn es sich um ein symbolistisches Bild handelt. An dieser Stelle seien einmal die großartigen Maler aus England erwähnt, die heutzutage auf dem Festland fast vergessen sind:

Waterhouse, Sandys, Lord Leighton und andere. Warum erwähnte ch gerade die Maler des Viktorianischen Zeitalters? Das hat mehrere Gründe. Zum einen, weil sie heute nur mehr wenigen Menschen ein Begriff sind, obwohl sie ganz großartige Werke geschaffen haben. Zum anderen, weil sie Ideen sehr gut und mit großartiger technischer Meisterschaft in ein Kunstwerk übersetzen konnten. Natürlich gab und gibt es auch im deutschsprachigen Gebiet Europas genauso große Künstler: Käthe Kollwitz, Ernst Barlach, Makart, Leibl, und viele mehr – aber diese werden in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen und sind ob des auch den meisten Kunstliebhabern bekannt. Allen ist aber etwas gemeinsam: Sie bilden immer wieder den Willen zum Leben ab. Ob sie das nun symbolisch tun – wie etwa die großen Engländer oder aber die nordischen Maler, wie beispielsweise Magnus Enkell, Gallén-Kallela, Hugo Simberg und andere oder Käthe Kollwitz, die das tatsächliche Leben abgebildet haben und damit das Leben trotz allen schweren Schicksals bejaht haben – sie alle zeigen Schicksale und dennoch machen sie Hoffnung. Für sie beendet nicht einmal der Tod das Leben, weil für sie das Leben ein “Fortquellendes aus dem Urquell” ist. Mag der Körper an Mutter Erde zurückgegeben werden – Mutter Erde will schlichtweg in mannigfaltigen Formen und natürlich auch menschlichem Leben wieder Mutter werden.

Alle diese großartigen Künstler gemahnen uns daran, daß wir nicht in Verzweiflung und Nihilismus verfallen sollen.
Jedes Volk, jeder Mensch ist dazu berufen fortzudauern – sei es durch Nachkommen, sei es durch die Hinterlassenschaft seiner schöpferischen Ideen oder Werke. Oder sei es durch die Erinnerung, die die Menschen pflegen, die ihn gekannt haben. Jeder Mensch trägt etwas dazu bei, daß nichts wirklich untergehen kann. So rufe ich euch alle, die ihr das Leben bejaht, dazu auf, der Verzweiflung und dem Nihilismus zu widerstehen. Besonders die Künstler unter uns gemahne ich daran, es den Alten gleich zu tun: inmitten von bösem Schicksal, auch in Not und Elend den Willen zum Leben zu bewahren und Werk auf Werk zu schaffen, das davon Zeugnis ablegt, daß Leben das Fortquellende aus dem Urquell ist. Bekennen wir uns zu unserer gewachsenen europäischen, zu unserer deutschen Kultur und Kunst – ohne uns der Kunst der anderen europäischen Völker zu verschließen. Wir alle lernen voneinander: Die Italiener haben von Dürer ebenso gelernt wie Dürer von den Italienern – die großen nordischen Künstler sind ohne die deutsche Kunst und Kultur genauso wenig denkbar, wie die deutsche Kunst ohne die Kunst und Kultur der europäischen Antike.

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