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Lynagh

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Dienstag, 6. November 2007, 16:31

Geirröd – Thorkill der Weise

Thor kümmerte sich nicht mehr um Geirröd, es ließ ihn kalt; er nahm sich nicht mal die Mühe Loki zu erzählen was sich dort abspielte. Jedoch der Ruhm seiner Taten verbreitete sich durch ganz Midgard und schließlich beschloss ein König in Danmark, Gorm war sein Name, auf die Suche nach Geirröds Schloss zu gehen.

Er fuhr mit drei Schiffen ab, nahm den weisen Reisenden Thorkill mit und segelte über das Meer zu dem breiten Fluss Vimur, der für die Menschen aus Midgard wohl wie ein Ozean schien.


Viele Tage lang segelten sie mit schwachem Wind über das Meer so dass sie nur langsam voraus kamen und wenn sie endlich ans Land kamen, war da nicht viel Lebensmittel mehr übrig und die Schiffsmannschaft war sehr hungrig.


Bei der Küste liefen dort große Herden Vieh, das so zahm war, dass man sich ihm ohne Problemen nähern konnte.


„Tötet nicht mehr als was nötig für einen Tag ist,“ warnte sie Thorkill. „Wenn ihr mehr tötet als man nötig hat, werden die Herrscher dieser Insel Rache nehmen.“


Jedoch die Männer beachteten nicht diese Warnung und töteten viel Vieh um mit zu nehmen als Vorrat für die nächsten Tage. In der Nacht wurden sie durch Trollen angegriffen und der Riese der sie Anführte, watete durchs Meer zu den Schiffen und mit großer Keule schwenkend drohte er alle Schiffe mit den Reisenden zu vernichten wenn sie nicht von jedem Schiff einen Mann als Preis für das getötete Vieh gaben.


Das war besser als alle umkommen zu lassen, darum wurden drei Männer durch ein Los gewählt und an die Trollen gegeben, wonach man schnell absegelte.


Nach langer Zeit kamen sie an ein Land wo der Schnee sehr hoch lag und die Bergtoppen mit Eismützen gekrönt und wo in dunklen Wäldern Ungeheuer wohnten. Thorkill sagte, dass das Schloss von Geirröd hier in der Nähe war und darum gingen sie ans Land.


„Gibt aber acht,“ riet Thorkill dem König und seinen Gefährten an. „Die Bewohner sind darauf versessen euch Böses zu tun. Spricht darum mit niemandem, lasst mich, der die Bräuche und Gefahren dieses Landes kennt, das Wort führen.“


Es dämmerte gerade wenn da ein Riese am Strand erschien, zum großen Schrecken Königs Gorm und seiner Gefährten.


Aber Thorkill beruhigte sie und sagte: „Das ist Gudmund, der Bruder von Geirröd. Er kommt uns einzuladen und Gastfreundschaft zu beweisen. Aber achtet darauf, dass ihr euer eigenes Essen mitbringt und nicht annimmt was sie euch auch anbieten. Und denkt daran, niemanden in diesem Land anzufassen!“


Thorkill kam nach vorne und verbeugte sich vor Gudmund, der ihn und seine Gefährten zu einer Mahlzeit in seinem Schloss einlud.


„Aber warum spricht niemand von euch, nur der Thorkill?“ fragte Gudmund auf dem Weg.


König Gorm schüttelte bloß seinen Kopf und Thorkill beeilte sich zu sagen: „Edeler Gudmund, sie schämen sich zu sprechen. Sie können nicht Eure Sprache so gut wie ich es kann und sie schämen sich weil sie sich nicht gut und passend ausdrücken oder eine Sprache sprechen die Ihr nicht versteht.“


Sie erreichten den Festsaal wo sie an Tischen ihre Plätze nahmen, mitten zwischen den zwölf hübschen Söhnen und zahlreichen lieblichen Töchtern des Gudmunds.


“Warum isst oder trinkt niemand von euch von der Speisen auf dem Tisch?“ fragte Gudmund argwöhnisch.


„O,“ antwortete Thorkill gewandt „“das ist gut zu verstehen! Wir haben so lang auf dem Meer nur einfaches Essen gegessen, dass wir uns fürchten krank zu werden wenn wir von den herrlichen, fetten Speisen Eures Landes essen. Darum essen wir nur unser eigenes Essen - nicht aus Unhöflichkeit oder dass wir Eure herrlichen Speisen nicht zu schätzen wissen.“


Hier wusste Gudmund nichts als Antwort, aber etwas später probierte er es wieder seine Gäste reinzulegen. Er sagte seinen Töchtern, dass sie sich zur Verfügung den edlen Gäste stellen sollen.


Thorkill’s Worte eingedenk, zog König Gorm die Augenbrauen hoch als Warnung für die anderen und Thorkill beeilte sich zu erklären, dass der König und all seine Gefährten verheiratet sind und dass er nach der dänischen Sitten sehr unpassend wäre, andere Frau zu küssen.


Doch konnten drei der Dänen sich nicht beherrschen; sie fanden die Töchter Gudmununds so schön, dass sie diese küssten – und augenblicklich wurden sie kranksinnig und nie wurden sie je wieder normal.


Nach diesem kleinen Erfolg lud Gudmund seine Gäste zu einem Spaziergang in seinen schönen Gärten, wo jeder nach belieben die aller herrlichsten Früchte essen konnte aber König Gorm ließ sich und seine Gefährten durch Thorkill zu entschuldigen und sagen, sie müssen ihre Reise fortsetzen und keine Zeit haben selbst die Gärten zu besichtigen, die sicher noch schöner waren als man sagte.


Da begriff Gudmund, dass Thorkill die Gefahren.besser einschätzte als er dachte und darum ließ er seine Listen für was sie waren und brachte seine Gäste zum anderen Ufer des Flusses, wo er ihnen den Weg zum Geirröds Schloss zeigte.


Nach einer Zeit kamen sie zu einer fremden und trostlosen Trollen Stadt: Steinhügel die auf roten Säulen emporsteigen konnten wenn die Trollen frische Luft nötig hatten, Über der Stadt lag ein Schleier ekelhaftes Rauchs und hier und dort standen Pfählen mit eingespießten Köpfen. Endlich erreichten sie Geirröds Schloss und als sie näher kamen flogen wüste Hunden ihnen entgegen, aber Thorkill warf ihnen Horne gefühlt mit Fett, an denen sie lecken anfingen, so dass er und seine Gefährten in Sicherheit den Eingang erreichen konnten.


Aber dort angekommen, blieben König Gorms Helden stehen und wichen zurück, denn greuelhaftes und entsetzliches Geschrei war zu hören, zusammen mit einem grässlichen Gestank das ihnen fast den Atem benahm.
Thorkill jedoch hatte alle beruhigt und sagte: „Euch wird nichts passieren wenn ihr genau macht was ich euch sage. Vor allem solltet ihr nicht habgierig sein und nichts im Schloss anfassen. Geirröd wird kostbare Juwelen und Waffen. zeigen oder sie irgendwo liegen lassen, wo jeder sie mitnehmen kann. Aber niemand von euch darf sich nicht mal anfassen....dann wird uns auch nichts passieren.


© 2007 Lynagh
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)

Lynagh

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2

Dienstag, 6. November 2007, 18:00

Sage 16: Geirröd – Thorkill der Weise (Teil 2)

Danach stellte König Gorm seine Männer in Reihen von vier auf und so marschierten sie mutig in das Grosse Saal herein, wo hinter einem schwarzen Rauch die Glut enormer Feuer zu sehen war. Es war ein schrecklicher Ort: Säulen schwarz von Ruß, die Mauern mit Dreck verschmiert, der Steinflur bedeckt mit Abfall und wimmelte mit Schlangen und ekelhaften Würmern. An der Langseiten saßen auf eisernen Bänken jämmerlich aussehende Trollen die so elendig aussahen, dass sie mehr tot als lebendig schienen.

Auf einem goldenen Thron saß Geirröd selbst, ein alter Riese mit einer klaffenden Wunde in seinem Körper und hinter ihm die durchbohrte Säule und ein Loch in der Wand. Neben ihm saßen seine Töchter, ganz krumm und gebogen, weil ihre Rücken nie mehr genesen waren, voll mit hässlichen Geschwüren und Geschwülsten.


Weder Geirröd noch seine Töchter sprachen ein Wort oder schauten bloß auf und König Geirröd und seine Männer wollten schon diesen scheußlichen Ort verlassen als Thorkill sie daran erinnerte, wie Thor den glutheißen Stab durch den Trollen König geworfen hatte und die Rücken der Töchter gebrochen hatte, als sie es versuchten Thor gegen die Decke zu zerdrücken.


Als sie zu der Tür kamen sahen sie plötzlich große Schätze liegen. Es standen dort große Kisten voll Juwelen, Schmuck, goldene Gürtel, der Schlagzahn eines unbekannten Tieres an beiden Seiten mit Gold eingelegt, ein riesiges Geweih voll mit Juwelen und schwere Armbänder mit wunderbaren Edelsteinen.


Da griff ein der Männer, alle Warnungen vergessend, nach einem Armband, das er um seinen Arm tat; ein anderer griff nach dem goldenen Horn währenddessen ein dritter den Schlagzahn nicht zurücklassen wollte und den über seine Schulter legte.


Aber kaum hatte der erste das Armband um da veränderte dieses in eine giftige Schlange die ihn biss; der Horn veränderte sich in eine enorme Schlange, die sich um den Dieb wickelte und ihn zerdrückte. Der Schlagzahn veränderte plötzlich in ein Schwert das den Körper des Mannes durchbohrte der es trug.


In Todesangst kehrten die Männer um, um wenigstens weg zu kommen, aber bevor sie den Ausgang erreichten, kamen sie entlang einer offenen Tür wodurch sie einen Blick in Geirröds Schatzkammer werfen konnten. Dort lagen reiche Mäntel und Gürtel, goldene Helmen und prächtige Waffen, die meisten zu groß für Menschen.


Als sie diese Pracht sahen, verlor selbst Thorkill seine Beherrschung; er streckte seine Hand aus und packte einen kostbaren warmen Mantel. Da packten auch König Gorm und seine Männer verschiedene wunderbaren Dinge und hamsterten noch mehr von dieser reichen Beute.


Die Kammer aber fing an zu beben und ein Ruf erklang: „Diebe, Diebe!“


Die Trollen die eher mehr tot als lebendig schienen, wurden sehr lebendig und begannen von allen Seiten an zu greifen. Es entbrannte ein heftiger Streit und König Gorm und seine Männer wären bald getötet, wenn nicht der mutige Held Buchi sie nicht mit seinem Bogen und Pfeilen schützte und die Trollen auf Abstand gehalten hätte bis der König und Gefährten aus der Stadt waren. Jedoch nur zwanzig Mann konnten sich retten, die mit König Gorm, Thorkill, Buchi und seinem Bruder, zum Fluss rannten, wo sie Gudmund mit seinem Boot erwartete.


Er brachte sie in Sicherheit aufs andere Ufer und nahm sie mit in sein Schloss wo sie wieder sehr freundlich empfangen wurden.


Am nächsten Morgen machten sie sich fertig um zum Strand zu ihren Schiffen zurückkehren. Aber da merkten sie, dass der tapfere Buchi für sie verloren war, denn dieser wurde in eine der Gudmunds Töchtern verliebt, die nach dem Streit seine Wunden versorgte und die er nun heiraten wollte. Sie hat darin zugestimmt, aber so bald sie ihre Verlobung mit einem Kuss besiegelten da begann sich Buchis Geist zu trüben und noch bevor die Sonne aufging wurde er vollkommen verrückt.


Traurig verließen Thorkill, König Gorm und die übrigen Gefährten Gudmunds Schloss, sie erreichten ohne weitere Gefahren ihre Schiffe und segelten in einem davon weg. Jedoch auf ihrer Reise über den Fluss Vimur und auch am offenen Meer begegneten sie vielen Stürmen, so dass nur sehr wenige wieder nach Danmark zurückkehrten.
Seitdem wagte es auch nicht mal Thorkill der weise Reisende dieses grausame Land noch einmal zu besuchen, wo Geirröd der Trolllen König in seinem ekelhaften Schloss saß, verstümmelt und verstummt durch den schrecklichen Schlag von Thor, dem Donnergott.


© 2007 Lynagh
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