In meinem Besitz befindet sich ein Buch mit dem Titel "
Tannenberg - Wie Hindenburg die Russen schlug" von Rudolf van Wehrt; Ullstein Verlag Berlin 1934.
Als Einleitung steht folgendes:
Am 28. Juni 1914
wurden der österreichisch-ungarische Thronfolger, der Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich, und seine Gattin in Sarajewo ermordet. Fast einen Monat später, am 23. Juli, überreichte die Donau-Monarchie der serbischen Regierung eine Ultimatum. Als Antwort auf dieses Ultimatum ordnete Serbien zwei Tage später die Mobilmachung gegen Österreich an und übergab drei Stunden nach diesem Mobilmachungsbefehl Österreich-Ungarn eine nicht befriedigende Antwort auf das Ultimatum. Wiederum am selben Tage befahl auch der Kaiser Franz Joseph die Mobilmachung gegen Serbien.
Am 28. Juli erklärte Österreich an Serbien den Krieg. Jetzt waren die Würfel gefallen. Infolge der Bündnisverpflichtungen der Mächte Europas kam es zum Weltkrieg.
******
Die Aufmarschkarte
Aufstellung der deutschen Armee zu Beginn der Schlacht
Gruppierung der 8. Armee:
3. Reservedivision bei Hohensalza
XVII. Armeekorps bei Deutsch-Eylau
XX. Armeekorps in der Gegend Allenstein
I. Reservekorps bei Nordenburg
I. Armeekorps bei Insterburg
1. Kavalleriedivision östlich Gumbinnen
außerdem 4 Divisionen Landwehr und Ersatztruppen
Das Kräfteverhältnis:
Insgesamt verfügte die deutsche 8. Armee über 13 Infanterie-Divisionen, von denen weniger als die Hälfte aktive Formationen waren. Bei den Landwehr-und Festungsformationen machte sich die geringe Ausstattung mit Artillerie unangenehm bemerkbar. Teilweise fehlten Maschinengewehre gänzlich und die Ausstattung war für den Kampf im freien Felde eigentlich nicht vorgesehen. Es fehlte an Karten des Kriegsschauplatzes, an Richtgerät für die Artillerie, an Fernsprechgerät, Feldküchen, Kolonnen und Trains. Einzelne Einheiten mußten sogar in den blauen Friedensuniformen in den Kampf ziehen.
Demgegenüber standen die beiden russischen Armeen mit 21 Infanterie-Divisionen, von denen neun Zehntel aktiv waren und 8 Kavallerie-Divisionen. Dank französischer Milliarden waren die russischen Truppen in Bekleidung, Bewaffnung und technischen Kriegsgerät aller Art nach modernsten Gesichtspunkten ausgestattet und ausgerüstet.
Die Aufmarschpläne vom 23. August bis 30. August
Generalfeldmarschall v. Hindenburg sagte über diese große Schlacht: "Während Verzweiflung den Umklammerten ergreift, hat Mattherzigkeit die Tatkraft desjenigen gelähmt, der die Befreiung hätte bringen können."
Im Kessel von Tannenberg vollendete sich das Verhängnis der russischen Armee, die vor einer Woche singend, mordend und brandschatzend in das deutsche Land Ostpreußen eingefallen war. Das Verhängnis brach so gewaltig über die russische Armee herein, daß am Schlußpunkt der Schlacht in deutsche Hände fielen: 13 Generäle, 92000 Mann und 350 Geschütze.
Aber weit wichtiger und größer war die Tatsache, daß die Russen von dem Boden Ostpreußens geschlagen waren. Auch General Rennenkampf, oben im Norden, ging nach der Niederlage Samsonows eilig zurück, auch seine starken Truppenkräfte verließen deutschen Boden.
Ostpreußen war befreit!
Schlußwort
Die Schlacht bei Tannenberg hat Ostpreußen vor einem entsetzlichen Schicksal bewahrt. Das Schlußwort dieser Zeilen, die der Erinnerung an die großen und stolzen Tage der preußischen Armee bei der Befreiung Ostpreußens gewidmet sind, spricht niemand würdiger als der Feldherr, der diese Schlacht siegreich geschlagen hat.
Der Generalfeldmarschall von Hindenburg sagt in seinen Erinnerungen, als er auf den Sieg bei Tannenberg zu sprechen kommt:
"
Die Truppen und ihre Führer hatten Gewaltiges geleistet. Nun lagerten die Divisionen in Biwaks, und das Dankeslied der Schlacht von Leuthen schallte aus ihrer Mitte.
In unserem neuen Armeehauptquartier Allenstein betrat ich die Kirche in der Nähe des alten Ordensschlosses während des Gottesdienstes. Als der Geistliche das Schlußgebet sprach, sanken alle Anwesenden, junge Soldaten und alte Landstürmer, unter dem gewaltigen Eindruck des Erlebten auf die Knie. Ein würdiger Abschluß ihrer Heldentaten!"
******
In diesem Buch wurden zur Darstellung der Ereignisse auf deutscher Seite hauptsächlich die Veröffentlichungen des Deutschen Reichsarchives benutzt. Für die russischen Ereignisse wurde russische und polnische Spezialliteratur und eine Reihe von unveröffentlichten Manuskripten aus dem Russisch-Historischen Archiv in Prag herangezogen. Ab dem 21. August bis zum 30. August wurden die Geschehnisse in Tagesberichten verfaßt, teilweise auch als Tagebucheinträge, desweiteren sind Telegrammauszüge und wörtliche Reden eingefügt, die ein lebendiges Bild der Ereignisse während der Kämpfe vermitteln. Zur Zeit der Schlacht herrschte überall große Hitze, auch nachts trat keine Abkühlung ein, so daß dies eine zusätzliche Belastung für Mensch und Tier bedeutete...
Angesichts der Tatsache, daß die deutschen Truppen den russischen zahlenmäßig und ausrüstungstechnisch weit unterlegen trotzdem den Sieg davon trugen, sollte in keinem von uns heute Verzweiflung aufkommen lassen. Vielmehr sollten wir uns wieder auf das besinnen, was den Sieg ermöglichte.
Auch wenn die Voraussetzungen noch so ungünstig erscheinen und der Gegner in der Überzahl, ist der Kampf erst verloren, wenn man ihn verloren gibt!
M.k.G., U-34