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Lynagh

Meister

  • »Lynagh« ist der Autor dieses Themas

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Sonntag, 29. März 2009, 20:10

Der Verfolger

In ihrem Schlafgemach lag die Königin auf ihrem Bett und wartete auf den Heiler. Der Heiler des Königs war berühmt und meisterte viele Krankheiten, auch die Krankheiten des Geistes. An einer dieser schien anscheinend die Königin zu leiden. Jeder in ihrer Umgebung tröstete sie und hinter ihrem Rücken sprach man vom Verfolgungswahn.
Die Tür des spärlich mit einer Kerze beleuchteten Schlafgemaches öffnete sich.
„Ich bin ein bisschen zu früh,“ sagte jemand mit einer schmeichelhafter Stimme hinter dem Schirm der das Bett der Königin abschirmte....
„An einem Mittag wurde ich höchst unangenehm getroffen durch das Äußere eines Mannes der bei der Pforte des Palastes stand,“ sagte die Königin nachdem ihr Besucher seinen Platz auf dem Stuhl hinter dem Bettschirm nahm. „Ich kann Euch nicht erzählen was für eine starke, abschreckende Wirkung er auf mich machte.“
„Ruhig an, regt Euch nicht so auf Hoheit,“ unterbrach der Mann der mit Andacht zuhörte. „Könnt Ihr mir sagen warum der erste Eindruck so stark war?“
War seine Stimme voll Mitgefühl? Könnte sie bloß sein Gesicht sehen! Die Königin zwang sich ruhiger und langsamer zu sprechen.
„Er sah nicht abschreckend aus. Obwohl er diesen Eindruck machte und seine Augen brannten wie zwei Lampen. Es schien mir, als ob er mich anschaute mit einem Blick der sagte ‚So, jetzt habe ich dich!’ und das merkwürdige war, daß obwohl ich wußte ich habe ihn nie zuvor gesehen und wie ich schon sagte, auch sein Äußeres mich ziemlich schockierte, es doch kein Schock einer Überraschung war.“
„Was meint Ihr Hoheit?“
„Ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll, aber in der heftigen Abneigung die ich für ihn empfand saß ein schwacher Element von irgendetwas als ob er mich an etwas erinnere was ich vielleicht mal geträumt oder mir bloß einbildet habe. Sein bleiches, merkwürdiges, Angst anjagendes leeres Gesicht ließ die Schauer meinen Rücken auf und ab laufen. Aber eigentlich kann ich ihn gar nicht beschreiben wie er aussah, es war mehr das was er verbreitete, eine Aura der Abneigung die außergewöhnlich stark war. Ich hatte an dem Tag als ich ihn zuerst sah viel zu tun und als ich an ihm vorbeiging fühlte ich lange seinen Blick in meinem Rücken. - Wie ich schon sagte, ich hatte einen vollen Tag, so daß ich das Geschehen vergessen konnte aber wie schrak ich am Abend als ich ihn im Schloß bei der Treppe stehen sah. Diesmal war es ganz deutlich, daß er mich mit seinem Blick fixierte und ich konnte sehen, daß er leicht seinen Kopf schüttelte. Es war als ob er mich erinnern wollte an eine vergessene Pflicht oder Abkommen zwischen uns beiden. Ich lief schnell vorbei, aber es dauerte nicht lang als ich das Gefühl hatte er verfolgt mich. Ich drehte mich um, und ja, dort lief er.... ein paar Schritten hinter mir! Und als ich mich umdrehte nahm er sogar für mich seinen Hut ab als Gruß. Verschiedene Male verfolgte er mich, draußen und im Schloß, aber niemals betrat er meine Gemächer.
Dann passierte der Unfall mit der Kutsche. Der Kutscher fuhr plötzlich in einem so halsbrecherischen Tempo, daß ich Angst hatte und als er sich umdrehte -... war es der Mann mit dem leeren bleichen Gesicht der teuflisch grinste. Ich war lange bewußtlos nachdem die Kutsche zusammenbrach und man sagte als man mich in den Trümmern fand, war von einem Kutscher keine Spur zu finden. Ihr denkt doch auch, es ist eine böse Einbildung, nicht wahr, Heiler? In jedem Fall kann ich diesen Mann nie deutlich beschreiben wie er – es- das Individuum aussieht.“
Ihr Zuhörer zog den Schirm zur Seite und beugte sich über die Königin. „Sah er so aus?“ flüsterte der Zuhörer als die Flamme der Kerze sein Gesicht beleutete. Niemand, der die Königin schreien hörte wird es je vergessen. Die Diener stürmten in das Schlafgemach der Königin, auf den Fersen gefolgt von dem königlichen Heiler der genau in der abgesprochenen Stunde erschien, aber niemand war da. Nur die Königin lag mit vor Schrecken verzerrtem Gesicht tot auf ihrem Bett.

© 2009 Lynagh
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)