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Sonntag, 1. Februar 2009, 19:29

Feige

Ficus carica L.

Abb.: Flora von Deutschland Österreich und der Schweiz (1885)

Herkunft:
Angenommen wird Südwestasien (am Kaspischen Meer, Nordost-Türkei). Seit der Antike wird die Art jedoch im gesamten Mittelmeerraum kultiviert.

lateinisch ficus= Feige (vermutl. aus dem phönizischen phaggim= halbreife Feigen), wurde namensgebend für die ganze Gattung Feigen. ficus prima, die "erste Feige" = der Anfang des Herbstes; römisch Fico vermutl. von dem hebräischen feg; carica bedeutet "aus Karien", einer antiken Landschaft in Kleinasien. Von hier kamen in der Antike die getrocknete Feigen von ausgesuchter Qualität in Schachteln verpackt in den Handel.

Pflanzenfamilie:
Maulbeergewächse (Moraceae)

Verwendete Pflanzenteile:
Die frischen Blätter, Früchte

Sammelzeit:
September bis Oktober

Inhaltsstoffe:
Früchte: u.a. Aneurin, Carotinoide, verschied. Enzyme (u.a. Ficin, ähnlich den menschlichen Verdauungsenzymen Pepsin und Trypsin), Fett, Eiweiß, Gummi, Invertzucker, Fruchtsäure, Schleim, Ballaststoffe, Kohlenhydrate, Pektin, Protein, hoher Kalzium- und Phosphorgehalt, Kalium, Zink, Selen, Magnesium, Eisen und Vitamin A, B1, B2, B6, C und Nicotinamid.

Blätter: u.a. ätherisches Öl, Bergapten, Cumarine, pektinähnliche Stoffe, Vitamin C und Ficin ( ähnlich den menschlichen Verdauungsenzymen Pepsin und Trypsin)

Heilwirkung:
Die Früchte besitzen eine antibakterielle, abführende, stoffwechselanregende, wurmtreibende und entwässernde Wirkung und werden noch heute bei Darmträgheit, sowie bei akuter oder chronischer Verstopfung und Hämorrhoiden angewandt.

In der Volksheilkunde hilft die Feige in Milch aufweicht oder gekocht gegen Husten und Katarrhe, als erweichendes und kühlendes Mittel bei Hautausschlägen und entzündlichen Geschwülsten, ebenfalls bei Augenentzündungen, Hühneraugen, Knochen- und Nervenschäden und Warzen (auch die weiße Milch der Blätter). Die Anwendung zur Auflösung von Nieren- und Blasensteinen bzw. –grieß, sowie bei Gicht und Lebererkrankungen und zur Verhinderung von Haut- und Nagelpilzen ist auch bekannt. Die getrockneten Feigen helfen gut gekaut bei geistiger oder körperlicher Schwäche.

Plinius verwendete die Feigenmilch als Zusatz zum Eigelb für das Öffnen von Geschwüren.
Dioskorides schreibt: "Die zeitige frische Feygen beschädigen den Magen / treiben den Stulgang ...Die Brüh getruncken / da Feygen und Hysop in gesotten sind / reyniget die Brust / und ist gut wider den alten Husten / unnd langwerigen gebrechen der Lunge. ... Die Feygen gesotten / gestossen und ubergelegt / vertreiben die harte geschwulst / unnd die Geschwer der Ohren (Parotidas) erweychen die harte Geschwulst und Geschwer deß Halß (Strumae genannt) unnd zeytigen die Geschwulst ... Über die Verwendung des Milchsaftes: "Dieser Safft mit Gemüs auß Gerstenmeel gemacht vermischt / heylt den Grind und Reudigkeit / die Flechten / und fliessende Geschwer des Hauptes. Reyniget und säubert die spruteln oder masen / und alle anderen mackeln deß Angesichts und deß Leibs. Capitulare de Villis Karl des Großen.

Das in den Früchten enthaltene Tryptophan ist Vorläufer für verschiedene Botenstoffe und wird im menschlichen Körper u.a. zu Serotonin umgewandelt, welches als "Stimmungsaufheller" gilt und bei uns für gute Laune sorgt. Zusätzlich hat es eine beruhigende und gewichtsreduzierende Wirkung. Die Pektine besitzen die Eigenschaft, den Cholesterinwert im Blut zu senken und werden auch in verschiedenen Medikamenten zur Durchfallbehandlung eingesetzt.

Kosmetik:
Feigenextrakte werden aufgrund ihres Protein- und Vitamingehalts, der feuchtigkeitsspendenden und lindernden Eigenschaften in der Kosmetik (Cremes, Lotionen, Badezusätze, Masken, Parfüm etc.) eingesetzt. Sie wirken stimulierend auf die natürliche Zellregeneration und verleihen der Haut ein spürbar weiches Gefühl. Die Blätter finden ebenfalls in Parfüms und Räucherwerk Verwendung.

In der Küche:
Zur Herstellung von Käse wurde die Milch mit einem frisch geschnittenen Feigenzweig gerührt, hierbei wurde das austretende Harz als Gerinnungsmittel genutzt. Feigenmilch wurde auch als Fleischzartmacher gebraucht, dazu schreibt Dioskorides von der essigatigen Natur der Feigenmilch: "Deß Wilden Feygenbaums ästlin mit Ochsenfleisch gesotten / machen dass das Fleisch leichtlich zu kochen ist / unnd zeitlich gar wirdt."

Getrocknet und geröstet werden sie für den Feigenkaffee verarbeitet, die dem echten Kaffee zugegeben einen sehr beliebten Geschmack verleihen. Durch diese Beimischung soll der Wiener Kaffee zu seiner Berühmtheit gelangt sein. Aus Spanien und Portugal ist der Feigenkäse bekannt, bestehend aus Feigen, Mandeln, Haselnüssen, Pinien, feinen Kräutern und Gewürzen in Form eines Käses gepresst.

Die frischen Feigen haben wenige Kalorien (60 kcal/100 g), sind aromatisch, süß, saftig und besonders lecker als Obst, Dessert mit Nüssen und Honig angerichtet, im Obstsalat oder zu Eis. Sie passen ebenfalls gut zu Ente, Lamm, Parmaschinken, sowie Käse und können auch zu Marmelade verarbeitet werden.

Bei getrockneten Feigen steigt durch den niedrigeren Gehalt an Wasser der Zuckergehalt auf ca. 60% und der Energiegehalt auf 247 kcal/100 g. Durch die Trocknung konzentrieren sich die Nährstoffe, der Gehalt an Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen liegt zwei- bis dreimal höher. Sie sind besonders beliebt in der Weihnachtsbäckerei, in Kuchen und Früchtebrot.

Aus dem Saft wird u.a. Dessertwein hergestellt.

Geschichte:
Der Name Ficus carica wurde von Linné bereits 1753 in seiner Species plantarum vergeben.

Die Feige symbolisierte Wohlstand, Wohlbefinden, Wärme, Lebensfreude, Fruchtbarkeit, die allumfassende Liebe und gilt als Aphrodisiakum. Das Blatt in Herzform steht auch für die innige Beziehung zweier unterschiedlicher Menschen. Die geöffnete Frucht wird mit dem weiblichen Genital und der weiblichen Sexualität in Verbindung gebracht und gilt als eine der sinnlichsten Früchte.

Der Feigenbaum zählt zu den ersten kultivierten Pflanzen der Menschheitsgeschichte. Bereits vor 11.400 Jahren wurden sie im Westjordanland gezüchtet, also fast ein Jahrtausend vor dem ersten Getreide. Demzufolge waren Feigen auch ein wichtiger Bestandteil der Ernährung in allen alten Mittelmeerkulturen. In Rom erfüllten sie in getrockneter Form denselben Zweck wie Brot und erlangten somit eine große Bedeutung als Hauptnahrungsmittel.

Bei den Römern war der Feigenbaum dem Weingott Bacchus gewidmet. Der Zustand des Baumes galt als Zeichen für den kriegerisch erworbenen Reichtum Roms und als Indikator für das Geschick der Stadt. Als der römische Feigenbaum verdorrte, war es auch mit dem Glanz Roms zu Ende. Die Figuren des Gottes Priapus, der als Beschützer der Feigen galt, wurden aus dem Holz des Feigenbaumes geschnitzt.

Isidor (560 - 636; Universalgelehrter und Bischof von Sevilla.) leitet ficus ab von fecundus = fruchtbar ab. Athenaios (Ende des 2./Anfang des 3. Jahrh. n. Chr.; griech. Rhetor und Grammatiker) verglich eine Hetäre mit einer Feige, sie bediene alle. Als Hetäre wurden Frauen bezeichnet, die für Geld Geschlechtsverkehr gewährten. Im Gegensatz zu den Dirnen galten sie als gebildet und waren sozial anerkannt.

Weil die Feige im Weinbauklima vorzüglich gedeiht, gilt sie als "Bruder des Weinstocks". Die ersten Früchte, welche der Feigenbaum brachte, wurden Bacchus geopfert. Doch nicht nur den Göttern wurden am 1. Januar Feigen, Datteln und Honig geopfert, sondern auch Freunden wurden Geschenke gemacht, damit die ersten Tage des Jahres mit lieblichen und freundlichen Auspicien beginnen möchten.

Im alten Rom fand am 7. Juli das Fest zu Ehren der Juno Caprotina (Feigenfest) statt. Dabei wurden Zweige von den Feigenbäumen abgeschnitten und der austretenden Saft (Feigenmilch) wurde als Opfergabe für die Iuno Caprotina dargebracht. Die Priesterinnen trugen bei den Saturnalien Ketten und Kränze aus getrockneten Feigen.

Eine alte Mythe berichtet, Phytalus (eleusinischer Halbgott) habe die Ceres ( Tochter des Saturnus und der Rhea) gastfreundlich aufgenommen. Aus Dankbarkeit sei er dann von der Göttin mit einem Feigenbaum beschenkt worden.

Bei der Feier der Eleusinien ließen sich die Eingeweihten nahe an dem Orte nieder, wo man zuerst den nützlichen Baum entdeckt haben will. Die Kultur desselben begann zuerst in Attika bei Cephissus. Berühmt ist jener Feigenbaum in Rom, unter welchem die Wölfin den Romulus und Remus im Schatten gesäugt hatte und der Ruminalis hieß.

Einem anderen Mythos nach, sei der Riese Sicaeus von Jupiter verfolgt aber von der Reha in einen Feigenbaum verwandelt worden sein. Deshalb soll eine Stadt in Sicilien nach ihm benannt sein und Sicaea heißen.

Nach Berichten des Orpheus haben sich die Cyrener mit frischen Feigen bekränzt, wenn sie dem Saturnus opferten, weil sie den Kronos für den Entdecker dieses Baumes hielten. Dessen Statuen selbst wurden auch mit Feigen geschmückt.

Bei Hochzeitsfeiern wurden Feigen in einer mystischen Schüssel oder dem Füllhorn aufgestellt. Der Feigenbaum war ebenfalls Hermes oder Merkur geweiht.

In Griechenland war er neben dem Ölbaum und dem Weinstock das Sinnbild für Wohlbefinden, Fruchtbarkeit und Glück. Die Griechen sahen im Feigenbaum Dionysos, den Gott des Rausches und der Lebensfreude, der in Attika den Beinamen philosykos, der Feigenfreund hatte. Ihm schrieb man den Fund des Feigenbaumes zu. Dionysos kommt zuweilen mit Feigenblättern gekrönt vor, weil die von ihm geliebte Nymphe Syce in einen Feigenbaum verwandelt worden sei. Die Stadt Athen trug in ihrem Schild oder Zeichen eine Feige, sie waren so stolz auf die Frucht, daß die Ausfuhr derselben verboten wurde. Die Denunzianten derjenigen, welche gegen dies Gesetz nach auswärts Handel mit Feigen trieben, wurden als Sykophanten gebrandmarkt, ein Wort, welches erst später eine andre Bedeutung erhielt (s. Sykophant).Verstöße gegen dieses Verbot wurden durch die sogenannten Sykophanten anzeigt, später wurde der Begriff für Denunzianten allgemein verwendet. Den Athleten Spartas soll sie zur Leistungssteigerung gedient haben und auch Pilger und Soldaten nutzten die getrockneten Früchte als Wegzehrung und Energielieferanten.

Bei den Atheniensischen Bachus-Mysterien wird der Feige gedacht, die bei den älteren Athenern in goldenen Körben von Mädchen getragen wurden, die soeben in das Alter der Pubertät traten. Der mitgeführte Phallus aus Feigenholz, deutet auf Fruchtbarkeit und Fortpflanzung.

Als Frucht des Gottes Vishnu und Banyanbaum (Ficus benghalensis) gilt sie bei den Hindus. So ist er das Symbol des ewigen Wiedergebärens, der Ewigkeit der Welt. Der Gott Krishna sagt von sich: "Ich bin der Geist, der Anfang, die Mitte und das Ende der Schöpfung, ich bin wie der Aswatha (Banyan) unter den Bäumen." Buddha soll seine vollkommene Erleuchtung sitzend unter einem Feigenbaum, auch "heilige Feige", erhalten haben. Dort wo er wächst, wird er hoch verehrt und ist das Symbolik für Gnade und Barmherzigkeit.

Adam und Eva bedeckten mit einem Feigenblatt ihre Blöße, nachdem sie die Frucht gegessen hatten: "Da gingen den beiden die Augen auf, und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren; und sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze." (1. Mose 3,6-7). Die Feige wird statt des Apfels als Baum der Erkenntnis angesehen und war die erste mit Namen erwähnte Frucht der Bibel.In der Sixtinischen Kapelle malte Michelangelo einen Feigenbaum direkt neben den Apfelbaum. Seitdem ist es der Inbegriff der Scham und im christlichen das Sinnbild für die Schuld, den Übermut der Menschen und das Symbol für das Verbergen von etwas.

Das Feigenholz verwendete man bevorzugt zum Schnitzen des kultischen Penis. Das Holz des ägyptischen Feigenbaumes (Ficus Sycomorus L.) ist fast unvergänglich und wurde zur Anfertigung von Mumiensärgen verwendet.

Die Tempera-Malerei bediente sich einer Mischung aus Ei, FeigenmiIch, Honig, Wasser und Farbpigmenten und wurde bis zum 15. Jahrhundert für fast alle mittelalterlichen Tafelbilder angewandt, bis sie schrittweise durch die Ölmalerei verdrängt wurde. Diese Mischung von Farben und Bindemitteln findet sich bereits in der Antike. Die west- und oströmischen Maler übernahmen es von den Griechen in ihre Tafelmalerei.

Aus einer Mixtur von Gummi arabicum, Feigenmilch, Eiweiß und zerstampften roten Cochinelleläusen wurde im Mittelalter Farbe hergestellt, um die Lippen zu bestreichen.

Redewendungen:
Wer die Feige frißt, muß die wieder speien.

Man lieset nicht Feigen vom Dornstrauch.

Feigenblatt (weidmänn.) Ausdruck für das weibliche Glied beim Hoch- und Rehwild.

Einem die Feigen weisen, eine Redensart, der folgender Ursprung nachgesagt wird. Die Mailänder, im Aufruhr wider Kaiser Friedrich I., den Rotbart, zwangen die Kaiserin Beatrix rücklings auf einem alten Maulesel die Stadt zu verlassen. Nachdem aber Friedrich sich Mailands wieder bemächtigt hatte, ward einem alten Esel eine Feige in den Hintern gesteckt, und jeder gefangene Mailänder mußte, wenn er nicht wollte gehängt sein, jene Feige mit den Zähnen hervorholen und mit dem Munde wieder in den schmierigen Ort hineinbringen, ohne die Hand zu Hülfe nehmen zu dürfen. Seitdem gilt bei vielen Völkern die sprichwörtliche Redensart: "wart, ich will dir die Feige weisen!" (Die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten der Deutschen von Wilhelm Körte - Brockhaus 1861)


Feigenhand (ital. far la fica; Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger vorstreckt)
Im antiken Rom war die Feigenhand ein Fruchtbarkeits– und Glückssymbol. Zugleich diente die Geste der Abwehr von allerlei Übel und bösem Zauber. Für die Hindus stellte die Feigenhand eine heilige mudra dar. In Grimms Wörterbuch steht das Adjektiv feig noch für frech, geil, unverschämt. In Portugal und Brasilien gelten Feigenhand–Talismane bis dato als Glücksbringer.

Mit zunehmenden Einfluß der Moralapostel veränderte sich auch der ursprüngliche Wortsinn und heute gilt jemand "die Feige weisen" schließlich als obszöne Geste. Im italienischen bezeichnet das Wort "Fica" nicht nur die Feige als Frucht, sondern auch die Vulva und wird als Vulgärwort für den Geschlechtsverkehr angesehen.

Ein volkstümlicher Ausdruck für Prostitution in Wien "Mit der Feig´n hausieren" und ein Schürzenjäger wird als auch als "Feigen-Tandler" bezeichnet.

Aberglaube:
Es wurde als böses Zeichen gesehen, wenn sich ein Feigenbaum zwischen Dattelbäumen zeigte.

Wenn man davon träumte, Feigen zu essen, so wurde dies so gedeutet, daß man zukünftig süßes Brot essen würde.


Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.


"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache raubt."
- J. G. Herder -

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