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Donnerstag, 22. Januar 2009, 23:12

Zwiebel

Allium cepa L. (= A. esculentum Salisb., = Porrum cepa Rchb.)

Abb.: Flora von Deutschland Österreich und der Schweiz (1885)

Herkunft:
Die Etymologie des Wortes Allium ist unsicher. Das Wort Zwiebel vom lateinischen cepulla=kleines Zwiebelchen (Diminutiv von cepa) -->das althochdeutsche Wort cibolle -->das mitteldeutsche zibel --> althochdeutsch als zwibollo, zwivolle --> das hochdeutsche Zwiebel --> niederdeutsch "Bolle" (Knolle, Kugel). Die Römischen Bauern nannten sie Einzwiebel=unio; spätlateinisch von unus=eins, da sie keine Nebenzwiebeln hat, sondern alles aus einer "Bolle" hervortreibt; altgriechisch=kremmidi

Eine andere Erklärung will es von halium = das, was stark riecht, ableiten.

Volksname:
Aschlauch, Bolle, Gartenzwiebel, Hauszwiebel oder Gemeine Zwiebel, Sîpel (Westfalen), Sommerzwiebel, Küchenzwiebel, Kloben, Zippel, Zipple (Ostpreußen), Zibbel (Thüringen), Zipolle (Braunschweig), Zwiebellauch, im Bayrisch-österreichischen Zwîfel, Zwifl, in der Schweiz Zibele, Zible. Italienisch cipolla ; provençalisch cebo; rumänisch ceapa für die Zwiebel, Ableitung aus dem lateinischen cepa.

Pflanzenfamilie:
Liliengewächse (Liliaceae), eine zweijährige Kulturpflanze aus der Gattung Lauch (Allium)

Verwendete Pflanzenteile:
Zwiebelknolle

Sammelzeit:
August bis Oktober

Inhaltsstoffe:
In geringer Menge ätherische Öle, Alliin, Asparagin, Kalziumoxalate, Carotin, Cholin, Zitronensäure, Essigsäure, Phosphor, Fumarsäure, Gerbstoff, insulinähnliches Pflanzenhormon, Jod, Kaffeesäure, Linolsäure, Lithium, Lutein, Oleanolsäure, Oxalsäure, Peptide, Rutin, Salicylate, Senfölähnliches Glykosid, Schwefel, Trigonellin, Zink, Vitamin A, B1, B2, B5, C, E.

Heilwirkung:
Als Gemüse oder Gewürz galt sie lange als "Arme-Leute-Essen", heute ist sie aus der Küche nicht mehr wegzudenken. Die einfachen Leute waren es auch, die schon immer um die Heilkräfte wußten und sich diese zu Nutze machten. In Zeiten, in denen Medikamente schier unerschwinglich waren, half die Zwiebel als Allheilmittel gegen jedes Zipperlein, war zudem immer verfügbar, billig und diente auch als Nahrungsmittel.

Die Zwiebel enthält wie andere Laucharten auch schwefelhaltige Aminosäuren (z.B.Alliin, Propylalliin). Der Inhaltsstoff Thiopropional, der bei der Spaltung des Propylalliins entsteht, ist verantwortlich dafür, das uns die Augen tränen beim schneiden der Zwiebel. Ähnlich dem Knoblauch wird auch der Zwiebel eine lipidsenkende Wirkung bescheinigt, die jedoch wesentlich milder ist und nur für den frischen Presssaft belegt wird.

Die antibakterielle Wirkung ist für die Erreger von Darminfektionen und Harnwegsinfektionen (Escherichia coli), Lungenentzündungen, Wundinfektionen und Blutvergiftungen (Pseudomanas aeruginosa) und Verursacher der typhösen Salmonellosen Erkrankung (Salmonella typhi) nachgewiesen.

Sie wirkt antibakteriell, auswurffördernd, antiprolierativ (gegen Gewebevermehrung) antiasthmatisch, antiallergisch, blutbildend, blutdrucksenkend, entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend, regenerarionsfördernd, lipidsenkend, schleimlösend und tonisierend.

Volkstümlich wird sie angewandt bei Arteriosklerose, infektiösen Darmerkrankungen, Verdauungsschwäche, Appetitlosigkeit, Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Hämorrhoiden, Würmer (auch Klistier), Nierenschwäche, Rheuma, Gicht, Erkältungskrankheiten, Heuschnupfen, Fieber, Zahnschmerzen, Scheidenentzündung, Gebärmutterentzündung, Eierstockentzündung, Ödeme und Zahnweh.

Zwiebelsaft löst den Schleim in den Luftwegen und den Lungen. Altbekannt - der Saft mit Honig vermischt oder Zwiebelsirup gegen Husten, Heiserkeit, Lungenentzündung und vorbeugend gegen Erkältung.

Der Zwiebelsaft lindert äußerlich aufgetragen Insektenstiche (abschwellend), Flechten, Haarausfall, Schuppen, Kopfschmerzen, Gischt, Wasser in den Beinen und rheumatischen Schmerzen.

Als Auflage warme Zwiebelsäckchen gegen Mittelohrentzündungen, Ohrschmerzen. Gebratene Zwiebeln oder feingehackte Zwiebeln helfen als Wickel in den Nacken gelegt bei Grippe und Halsweh. Früher briet man Zwiebel in Schweineschmalz und hat mit diesem Gemisch die Brust bei starkem Husten eingerieben.
Die in Scheiben geschnittene Zwiebel als warme Auflage oder Wickel lindert Schmerzen bei Brandwunden, Erfrierungen, Entzündungen, Furunkeln, läst eitrige Wunden schneller heilen und Warzen verschwinden. Die Anwendung sollte mehrmals und über einen längeren Zeitraum erfolgen.

A.v. Haller rühmt die Zwiebel als schweiß-, harn- und blähungstreibend, schleimlösend, Steine und Würmer austreibend und emmenagog (menstruationsfördernd), zu äußerlichem Gebrauch gegen Anurie (verminderte Urinausscheidung) und zum öffnen von Geschwüren.

In der Zwiebel ist Diphenylamin enthalten (als nierenschädigend eingestuft), daher wird empfohlen eine Tagesmenge von max. 100 Gramm nicht zu überschreiten. Für die Einnahme von Frischsaft wird eine Menge von 3-mal täglich einem Eßlöffel empfohlen.

In der Küche:
Für die Verwendung der Zwiebel sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Sie kann gedünstet, gebraten, roh, in Scheiben, in Ringen, fein gehackt, in Würfeln oder als ganze Zwiebel für Salate, Quark, Eintöpfe, Eier, Nudeln, Reis, Gemüse, Saucen, Fleischgerichte, Bratkartoffeln, zum Einlegen von Fleisch als Fleischzartmacher und und …… gebraucht werden.

Die Zwiebelschalen kann man sehr gut zum Färben der Eier benutzen, sie ergeben einen schönen gelben bis braunen Farbton. Einfach eine Handvoll Zwiebelschalen ca. 20. Minuten aufkochen, anschließend die rohren, weißen Eier wie gewöhnlich kochen. Je länger, umso dunkler werden sie.

Geschichte:
Die Zwiebel gilt als Symbol für die Einheit in der Vielheit. Sie zählt zu den ältesten Kulturpflanzen und war der Göttin Hekate und Isis geweiht. Überlieferungen zufolge wurde sie bereits um 3400 v. Chr. im Nildelta angebaut. Der Verzehr war den Priestern und Eingeweihten in Ägypten streng verboten. Man glaubte, das Wachstum der Zwiebeln stehe, gleich der Mensis der Frau, in Beziehung zu den Mondphasen. Die Hieroglyphe für den Mond und seine wandelbare Gestalt ist eine Zwiebel. Sie und der Knoblauch gelten seit dem Altertum als Aphrodisiakum (und Haarwuchsmittel!) und sind Symbole für Erotik und Zeugung.

Polemon von Athen sagte, wer die größten Zwiebeln (damit waren die spanischen oder catalonischen gemeint) auf den Altar der Latona von Delphi legt, solle besonders belohnt werden. Ein besonderes Verlangen nach diesen Zwiebeln soll Latona gehabt haben, als sie mit Appollo schwanger war. Seit dieser Zeit wurde sie in großen Ehren gehalten.

In den sogenannten "Yale Recipes", ein altbabylonisches Kochbuch auf Tontafel geschrieben, finden sich ca. 35 Rezepte mit Zwiebelgewächsen. Es wird heute an der Universität von Yale aufbewahrt. Die Assyrer, Babylonier, die Ägypter, Römer und die alten Griechen verwendeten sie in erheblichen Mengen. Bei den Römern war Allium der Name des Knoblauchs, während cepa der schon bei Plinius gebräuchliche Name für die Zwiebel war. Für die Ägypter gehörte sie zu den gebräuchlichsten Opfergaben.

In Werken griechischer und römischer Schriftsteller z.B. Homer, Herodot und Theophrast, Plinius, Juvenal und Columella wird die Zwiebel erwähnt. Bei Homer wurden Zwiebeln gern als Beilage zum Wein gegessen.

Während der Compitalischen Spiele (röm.), ein den Laren zu Ehren mit Spielen und Schmausereien gefeiertes Fest, wurden zur Versöhnung der Mania (böser weibl. Dämon) Honigkuchen, Mohn- und Zwiebelköpfe dargebracht.

Die Römer legten für den Anbau von Zwiebeln und Knoblauch eigene Gärten, sog. cepinae, an und stellten hierfür eigene Gärtner, sog. ceparii, ein. Wie Varro aus der Zeit der römischen Republik berichtet, waren ihre Vorfahren "recht brave Leute, obgleich ihre Worte einen derben Knoblauch- und Zwiebelgestank hatten." Mit der Verfeinerung der Sitten im späteren Kaiserreich waren Zwiebeln nur noch im Volk und bei den Legionären ein beliebtes Nahrungsmittel.In Rom war "Zwiebelesser" ein Schimpfwort für das primitive, bäuerliche und galt als unfein. Die Römer waren es schließlich und später die Italiener, welche die Gartenzwiebel nach Mitteleuropa brachten.

Von den Indianern wurden wild wachsende Laucharten als Wildgemüse und Heilmittel verwendet. So bedeutet Chicago "Ort der Wildzwiebeln". Eine nicht unwesentliche Rolle spielte sie auch in der Chinesischen Medizin, wie man von dem chinesischen Schriftzeichen für "klug" ableiten kann. Es ist identisch mit dem für Zwiebel.

Als Allium cepa L. var. cepa ist sie im Capitulare de Villis Karl des Großen aufgelistet.Im Altertum waren verschiedene Zwiebelsorten bekannt und Theophrast unterschied nach der Herkunft sardinische, knidische, samathrakische, setanische, spaltbare und askalonische Zwiebeln; die setanischen bezeichnet er als hübsch süß.

Dioskurides empfiehlt die Zwiebel, die er krommýon nennt, als appetitanregendes, reinigendes, erweichendes und menstruationsbeförderndes Mittel. Ferner sei der Saft gut gegen Augenleiden, Schwerhörigkeit und schlechten Haarwuchs. Siehe auch: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938 Dr. Med. Gerhard Madaus

Um die Zwiebel rankt sich wegen des scharfen Geschmackes und der Heilkräfte allerlei Aberglaube. Sie wurde als Orakel gebraucht um das Wetter, die Lottozahlen, den zukünftigen Mann zu bestimmen oder auf Fragen Antworten zu finden und um Unheil fernhalten. Im sächsischen Aberglauben heißt es, daß Krankheiten von weißen Zwiebeln angezogen werden, wenn diese in der Wohnstube an der Decke aufgehängt werden. Sind sie verdorrt, haben sie ihre Aufgabe erfüllt und werden durch neue ersetzt. Im Stall aufgehängt wurden so die Tiere geschützt.

Fieber hielt man fern, indem eine weiße Zwiebel oder Knoblauch über der Stubentür angebunden wurde. Bei Ausbruch desselben wird es von der Zwiebel angezogen. Von Wachholder sind diese Eigenschaften auch bekannt. Desweiteren waren sie für ihre Dämonen vertreibende Kraft bekannt.

Redewendung und Weisheiten:

Ein altes keilschriftlich erhaltenes Schriftwort besagt: "Verzehre ich zur Jahreszeit des Windes die Zwiebeln, so leide ich zur Jahreszeit des Regens an Leibschmerz."

Von Shakespeare wird sie öfter erwähnt, z.B. in "Antonius und Kleopatra": Enobarbus zu Antonius ". . . Herr, was macht Ihr, Daß Ihr sie so betrübt? Seht, wie sie weinen. Ich alter Esel roch auch Zwiebeln."

In der Einleitung Der Widerspenstigen Zähmung:
Wird eine Zwiebel ihm behülflich sein,
Die heimlich eingewickelt in ein Tuch
Die Augen sicher unter Wasser setzt. –

"Ist denn die Wahrheit ein Zwiebel, von dem man die Häute nur abschält? Was ihr hinein nicht gelegt, ziehet ihr nimmer heraus." - Johann Wolfgang von Goethe -

"Schneidet ein Mädchen in der Heiligen Nacht eine weiße Zwiebel und streut Salz drauf, so werden sich bis am Morgen die Züge des zukünftigen Gatten abbilden."

Zwiebeln von einer Frau geerntet, werden von Maden befallen.

Jemand "Zwiebel anwünschen" bedeutete nichts Gutes.

"Auf den Sankt-Benediktentag säe Erbsen, Bohnen und Zwiebeln."

"Dampfbad und Zwiebel heilen jedes Übel."

Zurück zu den ägyptischen Zwiebeln.

Zwiebeln haben sieben Häute, Weiber deren neun. *

Zwiebeln trägt man hin, Knoblauch zurück.*

Es ist ihm gut zu helfen, man macht ihn mit einer Zwiebel gesund. *

Ich will ihn schon zwiebeln. *
* Die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten der Deutschen (1861) Wilhelm Korte; Leipzig Brockhaus.


Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.

Ergänzung:
Für einige Aufregung sorgte das autobiografisches Werk von Günter Grass (2006) "Beim Häuten der Zwiebel", in dem er über seine Zugehörigkeit zur Waffen-SS und den Dienst in der 10. SS-Panzer-Division "Frundsberg" berichtet. Auszug: [..]Je weniger Flugplätze noch intakt waren, desto mehr Bodenpersonal wurde in Heereseinheiten oder in Einheiten der Waffen-SS gesteckt. Bei der Marine war's genauso. Und für mich, da bin ich meiner Erinnerung sicher, war die Waffen-SS zuerst einmal nichts Abschreckendes, sondern eine Eliteeinheit, die immer dort eingesetzt wurde, wo es brenzlig war, und die, wie sich herumsprach, auch die meisten Verluste hatte.“[…]


"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache raubt."
- J. G. Herder -

Tarja

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Sonntag, 25. Januar 2009, 17:11

Kleine Begebenheit:

Ich lernte von meiner Oma, daß man aus Zwiebel und Kandiszucker Hustensaft machen konnte. Dies wendete ich auch fleißig bei meinen Kindern an. Eines Tages hatte ich auch wieder so ein Gläschen rum stehen. Wir bekamen Besuch und auf dem Essensprogramm stand Steak mit Röstzwiebeln, Erbsen und Kroketten. Nun ja, was dann passierte kann sich bestimmt schon jeder denken. Da ich das Essen nicht alleine bereitete, war für meinen Mithelfer doch nichts verlockender, als die vermeintlich schon vorbereiteten Zwiebeln aus dem Glas in die Pfanne zum rösten zu geben, und sie anschließend ganz liebevoll über die Steaks zu verteilen. :D

Aber das Härteste an der ganzen Sache war, keiner hat was gesagt, alle haben sie brav gegessen und die Zwiebeln fein säuberlich an den Rand gelegt. Ich selbst konnte von diesem "Unfall" nichts mit bekommen, da ich selbst keine Zwiebeln vertrug. So eine scheinheilige Bande, aber tapfer waren sie, dass muß ich schon sagen. :)

Noch ein Tipp: Wer Zwiebeln verarbeiten muß, ohne eine Träne zu vergießen, der sollte vorher einen Schluck Wasser im Mund nehmen, aber nicht hinterschlucken, sondern im Mund behalten. Das klappt prima!
„Die Wahrheit bedarf nicht viele Worte, die Lüge kann nie genug haben.“

Nietzsche

patriotklaus

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Sonntag, 25. Januar 2009, 21:37



Noch ein Tipp: Wer Zwiebeln verarbeiten muß, ohne eine Träne zu vergießen, der sollte vorher einen Schluck Wasser im Mund nehmen, aber nicht hinterschlucken, sondern im Mund behalten. Das klappt prima!



Eine Taucherbrille ist da auch sehr hilfreifch :D
Wenn Ihr Eure Augen nicht braucht, um zu sehen, werdet Ihr sie brauchen, um zu weinen.
Jean Paul, deutscher Dichter (1763 - 1825) - eigentlich: Johann Paul Friedrich Richter

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