Sie sind nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen im Heimatforum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

1

Dienstag, 20. Januar 2009, 15:51

Lauch

Alliaceae Liliaceae (Allium ampeloprasum Lauch-Gruppe, Syn. Allium porrum)


Abb.: Flora von Deutschland Österreich und der Schweiz (1885)

Herkunft:
Zentralasien; als Varietät von der mediterranen Wildart Allium ampeloprasum L. (Sommerlauch); ampelon=Weinberg; prason=Lauch

Volksname:
Aschlauch, Breitlauch, Borree, Eschlauch, Eßlauch, Fleischlauch, Gemeiner Lauch, Leek, Levante-Lauch, Poireau, Porree, Spanischer Lauch, Winterlauch, Welschzwiebel, Syrische- oder askalonische Zwiebel

Pflanzenfamilie:
Lauchgewächse (Alliaceae) früher zählten sie auch zu Liliaceae; die Gattung Lauch (Allium) umfasst 550 bis 700 Arten, z. B. Zwiebel (A. cepa), Winterzwiebel (A. fistulosum), Knoblauch (A. sativum), Schalotte (A. ascalonicum), Schnittlauch (A. schoenoprasum), Porree (A. ampeloprasum), Bärlauch (A. ursinum).

Verwendete Pflanzenteile:
Die ganze frische Pflanze

Erntezeit:
Frühernte: Juni
Herbst: August/Oktober
Winter: Januar – April

Inhaltsstoffe:
Schwefelhaltige Verbindungen (Allicin), die bei der Bearbeitung der Pflanze durch die verschiedenen Enzymreaktionen in die eigentlichen Wirkstoffe umgewandelt werden. Es entstehen flüchtige Schwefelverbindungen mit dem charakteristischen Geruch und Geschmack, die als natürliches Antibiotikum wirken. Außerdem ätherische Öle, Betacarotin, Senföl, Kohlenhydrate, Eiweiß, wenig Fett, Flavone, Saponine, Vitamin C, B1, B2, B6, E, Folsäure, sowie Calcium, Eisen, Magnesium, Natrium, Kalium und Phosphor. Die im Frühsommer geernteten Pflanzen weisen einen höheren Wirkstoffgehalt auf.

Heilwirkung:
Er wird auch als "Spargel oder Fleisch des armen Mannes" bezeichnet. Aufgrund der Signaturlehre können die reizenden und tränenproduzierenden Eigenschaften von Zwiebel, Knoblauch und Lauch als typisches Mittel für Augenerkrankungen gelten.

Er wirkt antioxidativ, antibakteriell, harntreibend, reinigend und schleimlösend.

Porree regt die Verdauungs- und Nierentätigkeit an, wirkt der Bildung von Nierensteinen entgegen und der Gallenfluss wird beschleunigt. Er ist ein ausgezeichnetes Mittel gegen Pilze und Bakterien im Darm. Er hilft gegen Blähungen, Verstopfung und hat zusätzlich die positive Wirkung, den Cholesterin- und Fettspiegel im Blut zu senken (Lipidsenker). Als vorbeugendes Mittel ist er hilfreich bei Krampfadern, anderen Venenbeschwerden und gegen altersbedingte Gefäßveränderungen.

Lauchöl enthält das Senföl Allizin, welches antioxidativ und antibakteriell wirkt, über die Blase ausgeschieden wird und damit vorbeugende und heilende Eigenschaften bei Blasenentzündung hat.

Volkstümlich wird er bei Bronchialerkrankungen (schleimlösend), Frühjahrsmüdigkeit, Geschwüren, Gicht, Hexenschuss, Warzen und Insektenstichen verwendet.

In der Küche:
Als Gemüse wird meist Winterlauch verwendet. Sommerlauch als Rohkost oder Salat, auch als Wurzelwerk (Suppengrün). Porree gedünstet oder gekocht eignet sich als Gemüsebeilage, Suppeneinlage, für Eintöpfe, zum überbacken als Gratin, für Aufläufe, als Belag für herzhafte Kuchen oder zum einlegen. Wer unter einem empfindlichem Magen leidet, sollte Porree nicht roh essen, sondern vor dem Verzehr besser blanchieren so ist er milder und besser verträglich.

Frühjahrs- und Sommersorten werden schneller gar als Herbst- und Wintersorten.

Geschichte:
Erste konkrete Nachweise des Lauchs sind um 1500 v.Chr. aus ägyptischen Grabfunden bekannt. Die Laucharten galten bei den Ägyptern sogar als heilig und geweiht und wurden daher von Priestern und Frommen nicht berührt. Den Arbeitern, die die Pyramiden erbauten, soll er hingegen als Nahrung gedient haben. Hieroglyphisch ist er ab 2000 v.Chr. bekannt, wobei der Schriftzug auch die Bedeutung für Gemüse allgemein hat, was auf seinen damalig allgegenwärtigen Gebrauch als Gemüsepflanze hinweist. Für die Griechen und Römer des klassischen Altertums besaß er die gleiche Bedeutsamkeit wie Zwiebeln und Knoblauch. Nicht geklärt ist, ob Porree schon zur Römerzeit ins damalige Germanien kam. Angenommen wird, daß er erst im Mittelalter aus Italien zu uns kam.

Seiner Senföle wegen, die die Stimme pflegen sollen, wurde Porree von Kaiser Nero geschätzt und der übermäßige Verzehr brachte ihm schließlich den Namen Porrophagus „Porreefresser“ ein.

Vom Britenkönig Cadwallader soll der Porree um 640 als Erkennungszeichen für seine Truppen verwendet worden sein und wurde seit dieser Zeit Bestandteil des Wappens von Wales.

Im "Capitulare de villis" von Karl dem Großen ist er ebenfalls aufgelistet.
Die älteste Abbildung von Lauch findet man bei Pedacius Dioscorides (ca. 40-90 n. Chr.), in einer farbigen Kopie seines um 77 n. Chr. geschriebenen Werkes "De Materia Medica". Dieses Buch bildete als erstes Pflanzen ab, und gilt als das erfolgreichste botanische Lehrbuch aller Zeiten. Dioskorides schreibt dem Porree blähende und harntreibende Wirkung zu. Der Same habe eine zusammenziehende Kraft, weshalb sein Saft mit Essig oder Weihrauch vermischt den Blutfluss, sonderlich der Nase, stopfe. Mit Honig vermischt helfe er gegen den Biss giftiger Tiere. Er behauptet ferner wie auch Hildegard von Bingen, daß Porree dem Menschen "Beunruhigung in der Begierde" verursache.

Der Name "porrum" taucht in Deutschland um 800 n.Chr. auf, eine genaue Abbildungen der Pflanze ist erst wieder in den Kräuterbüchern des späten Mittelalters von Joachim Cramerarius, Mattioli zu finden.

In Shakespears König Heinrich V. - Siebente Szene:
FLUELLEN. Eure Majestät sagt sehr wahr: wenn Eure Majestäten dessen erinnerlich sein, die Wäl'schen taten guten Dienst in einem Garten, wo Lauch wuchs, und trugen Lauch auf ihren Monmouther Mützen, welches, wie Eure Majestät weiß, bis auf diese Stunde ein ehrenvolles Feldzeichen ist, und ich glaube, Eure Majestät verschmähn es nicht, das Lauch auf Sankt Davids-Tag zu tragen...

Allgemein gelten die Laucharten im Aberglauben wegen des scharfen Geruches und Geschmackes als Mittel gegen Gift und Zauberei. Auch soll Porreesamen Bestandteil der Hexenküche gewesen sein.

Im späten Mittelalter berichtet der Arzt und Übersetzer Johannes Hartlieb von ihm als ein "gar schröckliche Kraut", welches schädlich für den Magen sei, zu Cholera führe und schlechte Träume verursache.

Im altgermanischen war der Lauch heilig. In der Edda wird er mehrfach erwähnt.
Runengebrauch
3 Den Becher soll man segnen
und vor bösem sich schirmen,
werfen Lauch in den Labetrank;
dann bin ich gewiss,
dass Böses dir nicht
gemischt wird in den Met.

Der Seherin Ausspruch
Bis Börs Söhne die Bälle erhuben,
Sie die das mächtige Midgard schufen.
Sonne von Süden schien auf die Felsen
Und dem Grund entgrünte grüner Lauch.

Im ersten Gudrunenlied (Gudrunarkvidha)
Da sprach Gudrun, Giukis Tochter:
"So war mein Sigurd bei Giukis Söhnen,
Wie hoch aus Halmen edler Lauch sich hebt,
Oder ein blitzender Stein am Bande getragen,
Ein köstlich Kleinod, über Könige scheint.

Lieder der Edda von den Nibelungen
2 So war Sigurd
ob den Söhnen Giukis,
wie grüner Lauch aus Gras gewachsen,
der hochbeiniger Hirsch
vor Haines Thieren
oder gluthroth Gold
vor grauem Silber.

Lauch steht im Zusammenhang mit der Rune Laguz, die für das Prinzip des Ur-Wassers, das Tor zum Unterbewusstsein, für das "unter der Oberfläche verborgene", Mut, Gelassenheit, Wachstum, Vitalität und Zuversicht steht. (Näher möchte ich hier nicht darauf eingehen. Dies gehört in einen entsprechenden Themenbereich.)

Im Reallexikon der germanischen Altertumskunde (2. Auflage) von Wilhelm Heizmann finden sich Hinweise zu Lauch und Lein als eine Inschrift (Runeninschriften von Fløksand) auf dem sogenannten Schrapmesser, welche er mit der Geschichte von Völsa þáttr (in der Flateyjarbók -Sammelhandschrift, entstanden auf Island, ca. 1387-95 - als Teil der Saga von Olaf dem Heiligen) in Verbindung bringt.


Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.


"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache raubt."
- J. G. Herder -

Thema bewerten