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Tarja

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Freitag, 5. Dezember 2008, 20:19

Wettspiel der Tiere (Cherokeemärchen)

Eines Tages forderten die vierfüßigen Tiere die Vögel zu einem großen Wettballspiele auf. Die Vögel nahmen die Einladung der Vierbeiner an. Die Führer trafen ihre Anordnungen und bestimmten den Tag. Als der Tag herankam, trafen sich beide Parteien auf dem Tanzplatz. Die Vierbeinertiere auf einer weichen Rasenniederung am Flusse und die Vögel in den Kronen der Bäume beim Bergrücken. Der Anführer der Vierbeiner war der Bär, der so stark und kräftig war, daß er jeden niederreißen konnte, der ihm in den Weg kam. Den ganzen Weg entlang bis zum Ballplatze hob er
große Stämme auf, um seine Kraft zu zeigen und sich zu rühmen, was er mit den Vögeln tun würde, sobald das Wettspiel begänne. Auch die Schildkröte, — nicht die kleinen, welche wir jetzt haben, sondern die große ursprüngliche Schildkröte war bei den vierfüßigen Tieren.


Ihre Schale war so hart, daß die schwersten Schläge sie nicht verletzten, und fortgesetzt erhob sie sich auf ihre Hinterfüße,
ließ sich wieder heftig auf den Boden fallen und prahlte, daß dies die Art sei, wie sie jeden Vogel zerschmettern würde, der es versuchte, den Ball von ihr zu nehmen.
Dann war noch der Hirsch da, welcher schneller laufen konnte als jedes andere Tier, überhaupt war es eine vornehme Gesellschaft.

Der Anführer der Vögel war der Adler, der Habicht und der große Tlänuwä, alle schnell und kräftig im Fluge, aber dennoch etwas ängstlich vor den vierfüßigen Tieren. Der Tanz war vorüber, und sie waren alle dabei, sich ihre Federn auf den Bäumen zu putzen, und warteten, daß der Anführer das Zeichen gäbe;


da kletterten plötzlich zwei kleine Dinger, kaum größer als Feldmäuse, auf den Baum, auf dem der Vogelanführer saß. Endlich erreichten sie die Spitze und krochen am Rande entlang bis zu dem Anführer, dem Adler, und fragten, ob sie an dem Wettspiel teilnehmen dürften. Der Anführer betrachtete sie, und als er sah, daß sie vier Füße hatten, fragte er, warum sie nicht zu den Vierfüßlern gingen, wo sie hingehörten. Die kleinen Dinger sagten, das hätten sie getan, aber die Tiere hätten sich über sie lustig gemacht und sie davongejagt, weil sie so klein wären. Dem
Vogelanführer taten sie leid, und er wollte sie mitnehmen. Aber wie konnten sie sich den Vögeln zugesellen, da sie keine Flügel hatten? Der Adler, der Habicht und die übrigen beratschlagten, und es wurde zuletzt beschlossen, für die kleinen Burschen ein paar Flügel zu machen. Lange Zeit versuchten sie etwas auszudenken, was gehen würde, bis sich eins von ihnen der Trommel erinnerte, die sie beim Tanze
gebraucht hatten.


Der obere Teil war aus der Haut des Murmeltieres: daher könnten sie eine Ecke davon abschneiden, um Flügel daraus zu machen. So nahmen sie zwei Stück Leder von der Trommel, schnitten sie in der Form von Flügeln und dehnten sie durch Rohrsplitter aus. Dann befestigten sie sie an den Vorderfüßen des einen dieser kleinen Tiere, und auf diese Weise entstand die Fledermaus. Sie warfen ihr den Ball zu und riefen, sie solle ihn auffangen, und sie spielte so geschickt, daß die Vögel sahen, sie würde einer der besten Spieler sein.

Nun wollten sie auch das andere kleine Tier herrichten, aber sie hatten all ihr Leder verbraucht, um für die Fledermaus Flügel zu machen, und jetzt war keine Zeit, um nach mehr zu schicken. Da sagte einer, es würde gehen, wenn sie des Tierchens Haut ausdehnten, und zwei große Vögel packten es von zwei Seiten mit ihren starken Schnäbeln an und zerrten eine Zeit lang am Fell, bis es ihnen gelang, die Haut an jeder Seite zwischen den Vorder- und Hinterfüßen auszudehnen. Auf diese Weise entstand das fliegende Eiehhöruchen.
Um es zu prüfen, warf der Vogelanführer den Ball fort, das fliegende Eichhörnchen sprang vom Zweige danach, fing ihn mit seinen Zähnen auf und trug ihn durch die Luft zu einem andern Baum, der beinahe jenseits des Talgrundes stand.

Als alle fertig waren, wurde das Signal gegeben, und das Spiel begann. Aber schon beim ersten Stoß fing das fliegende Eichhörnchen den Ball auf und trug ihn auf einen Baum. Dann warf es ihn den Vögeln zu, die ihn einige Zeit in der Luft hielten, bis er herunterfiel. Der Bär sprang herbei, um ihn zu fangen, aber die Schwalbe stürzte darauf los und warf ihn der Fledermaus zu, welche dicht über dem Boden flog. Diese verstand es durch Drehen und Wenden ihn sogar aus dem Bereiche des Hirsches zu halten, bis sie ihn schließlich über die Pfähle \varf und so das Spiel die Vögel gewannen.


Der Bär und die Schildkröte, welche schon mit dem geprahlt hatten, was sie tun wollten, kamen nicht einmal dazu, den Ball zu berühren.
Weil aber die Schwalbe den Ball vor dem Fallen bewahrt hatte, gaben die Vögel ihr späterhin eine Kürbisflasche, um ihr Nest da hinein zu bauen,
und die besitzt sie noch heute.


Die Erzählweise ist etwas langatmig und ungwohnt. Manche Sätze scheinen nicht enden zu wollen. Ich vermute deshalb, das dies wohl die Originalerzählweise der Indianer sein wird. Interesant finde ich, wie sich die Indianer erklärten, warum die Tiere so aussehen, wie sie eben aussehen. Eine wunderbare Phantasie, die wohl allen naturnahen Völkern eigen ist, und die auch unserem Volk einmal eigen war.
„Die Wahrheit bedarf nicht viele Worte, die Lüge kann nie genug haben.“

Nietzsche

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