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Tarja

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Samstag, 22. November 2008, 21:38

Johann Wolfgang von Goethe - "Der Erlkönig"

Der Erlkönig

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron und Schweif?
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.

"Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand."

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht?
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind.

"Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein."

Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau.

"Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt."
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönighat mir ein Leids getan!

Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.
„Die Wahrheit bedarf nicht viele Worte, die Lüge kann nie genug haben.“

Nietzsche

Bragi

Schüler

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Sonntag, 23. November 2008, 09:22

Erlkönigs Tochter - Dänische Volksballade übersetzt von Johann Gottfried von Herder

Herr Oluf reitet spät und weit,
Zu bieten auf seine Hochzeitsleut.

Da tanzen die Elfen auf grünem Land,
Erlkönigs Tochter reicht ihm die Hand.

„Willkommen, Herr Oluf! Was eilst von hier?
Tritt her in den Reihen und tanz mit mir.“

„Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Frühmorgen ist mein Hochzeitstag.“

„Hör an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir,
Zwei güldne Sporen schenk ich dir!“

„Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Frühmorgen ist mein Hochzeitstag.“

„Hör an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir,
Ein Hemd von Seide, das schenk ich dir.“

Ein Hemd von Seide so weiß und fein,
Meine Mutter bleichts im Mondenschein.“

„Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Frühmorgen ist mein Hochzeitstag.“

„Hör an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir,
Ein Haupt von Golde, das schenk ich dir.“

„Ein Haupt von Golde, das nähm ich wohl ;
Doch tanzen ich nicht darf noch soll.“

„Und willt, Herr Oluf, nicht tanzen mit mir,
Soll Seuch und Krankheit folgen dir.“

Sie tät einen Schlag ihm auf sein Herz,
Noch nimmer fühlt' er solchen Schmerz.

Sie hob ihn bleichend auf sein Pferd:
„Reit heim nun zu dein'm Fräulein wert.“

Und als er kam vor Hauses Tür,
Seine Mutter zitternd stand dafür:

„Hör an, mein Sohn, sag an mir gleich,
Wie ist deine Farbe blaß und bleich?“

„Und sollt sie nicht sein blaß und bleich,
Ich traf in Erlenkönigs Reich.“

„Hör an, mein Sohn, so lieb und traut,
Was soll ich nun sagen deiner Braut?“

„Sagt ihr, ich sei im Wald zur Stund,
Zu Proben da mein Pferd und Hund.“

Frühmorgen und als es Tag kaum war,
Da kam die Braut mit der Hochzeitschar.

Sie schenkten Met, sie schenkten Wein;
„Wo ist Herr Oluf, der Bräut'gam mein?“

„Herr Oluf, er ritt in Wald zur Stund,
Er probt allda sein Pferd und Hund.“

Die Braut hob auf den Scharlach rot –
Da lag Herr Oluf, und er war tot.
Morgens vanatru und abends ingwaz

kleine_Heidin

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Sonntag, 23. November 2008, 16:19

Auf der Suche nach dem Erlkönig bin ich auch über folgende Produktion gestolpert: http://www.youtube.com/watch?v=FJw2LsXHrzY

Die "Rap"-Einlagen gefallen mir nicht so, aber ich finde es besser sich an einem solchen Werk zu versuchen als irgendwelche Hasstiraden auf die Mutter des Gegenübers zu "singen".

Nachtrag:

Eine Umsetzung nach Schubert, von einer Frau gesungen:
http://www.youtube.com/watch?v=VdhRYMY6IEc

Zum Vergleich Dietrich Fischer-Dieskau, im Jahre 1959: http://www.youtube.com/watch?v=P5B6nysheecDieses Video ist aufgrund des Urheberrechtsanspruchs von Ideale Audience International SAS nicht mehr verfügbar.

Kameradschaftliche Grüße,
kleine_Heidin
Eine Regierung muß sparsam sein, weil das Geld, das sie erhält, aus dem Blut und Schweiß ihres Volkes stammt. Es ist gerecht, daß jeder einzelne dazu beiträgt, die Ausgaben des Staates tragen zu helfen. Aber es ist nicht gerecht, daß er die Hälfte seines jährlichen Einkommens mit dem Staate teilen muß.
(Friedrich II. der Große)

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »kleine_Heidin« (23. November 2008, 16:41)


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