Herkunft:
Nach Luther stammt es von dem arabischen
murr=bitter; hebräisch
mor,
morar=fließen und bitter sein; im Sanskrit
Vola, in Persien und Indien
Bol,
Bola,
Herrabol
östliches Mittelmeergebiet
Volksname:
Althochdeutsch: Mirra, Myrra, Smirna; mittelhochdeutsch: Mirbom, Merrenboum; Hofel, Huffeldorn, mittelniederdeutsch: Myr, Myrboem; Myrre, Myrrhe, Myrrhenbaum, Myrrenstrauch, Männliche Myrrhe, Rote Myrrhe
Pflanzenfamilie:
Balsambaumgewächse (Burseraceae)
Verwendete Pflanzenteile:
Harz
Sammelzeit:
Inhaltsstoffe:
Lösliches und unlösliches Gummi, bitteres und weiches Harz, Pektine, 2-10 % ätherisches Öl, Bitterstoff
Heilwirkung:
Als Myrre wird das ausgetretene Harz des Baumes bezeichnet, es wirkt adstringierend, antiseptisch, appetitfördernd, beruhigend, desodorierend, entzündungshemmend, krampflösend, schleimlösend, schmerzstillen, wärmend und wundheilungsfördernd.
In der Volksheilkunde wird die Myrre innerlich und äußerlich zur Blutreinigung, zur Erleichterung der Nasenatmung bei Erkältungen, Bronchitis, Husten, bei Hautkrankheiten, Menstruationsbeschwerden und Störungen der Verdauung (verringert übermäßige Absonderungen aus den Schleimhäuten) eingesetzt.
Für den äußerlichen Gebrauch ist es in Gurgelwässern als entzündungshemmendes und antiseptisches Mittel enthalten und kann bei Mund- und Racheninfekten, Zahnleiden, entzündlichen Erkrankungen des Zahnfleisches und der Mundschleimhaut angewandt werden. In Salben und Myrrhentinktur zur Behandlung von Wunden und Geschwüren.
Myrrhentinktur (
Tinctura Myrrae) zu bereiten aus Einem (1) Theile grob gepulverter Myrrhe mit Fünf (5) Theilen Weingeist. Myrrhetinktur ist röthlichgelb, riecht nach Myrrhe und schmeckt brennend gewürzig; sie wird durch Wasser milchig getrübt. (Arzneibuch für das Deutsche Reich, IV. Ausgabe 1900)
Die Tinktur wird vorwiegend zum betupfen (unverdünnt) der betroffenen Stellen bei Entzündungen von Zahnfleisch, Mund- und Rachenschleimhaut oder als Spül- und Gurgellösung (5-10 Tropfen auf ein Glas warmes Wasser) eingesetzt oder als probates Mittel zur Vorbeugung bei erhöhter Infektionsgefahr in Erkältungszeiten.
Kosmetik:
Myrrhe (
Commiphora myrrha) und Opoponax (
Commiphora erythraea var. glabrescens) verbreitet einen eigentümlich angenehmen, naturhaften, warmen, leicht würzigen und süßen Geruch und wird in der Kosmetikindustrie zur Herstellung von Parfüms sowie Zahn- und Mundpflegemitteln verwendet.
Geschichte:
Schon in frühesten Zeiten diente die Myrrhe, wie auch der Weihrauch, als Räuchermittel und bei den Ägyptern war sie Bestandteil des berühmten Kyphi zur Einbalsamierung der Leichen. In biblischen Schriften wird sie neben Weihrauch und Aloeholz auch vielfach genannt. Bei den Griechen war sie zu gottesdienstlichen Handlungen sehr beliebt und sehr wertvoll, oft mehr als sein Gewicht in Gold. König Seleucus Callinicus II. von Syrien brachte im Jahre 243 v.Chr. dem Apollotempel von Milet als Geschenk neben 10 Talenten Weihrauch auch 1 Talent Myrrhe dar. Als Smyrna wurde sie auf der Liste der römischen Zollstätte in Alexandria geführt. Mit Myrrhe heilten die Krieger des Xerxes die Wunden des Pythius, die er in einem Seetreffen erhielt.
Im Mittelalter hatte die Droge auf dem Gebiete der Arzneikunde, der Kosmetik und Parfümerie erhebliche Bedeutung. Gold, Silber, Edelsteine, Kampfer, Myrrhe und verschiedene Spezereien wurden unter den Geschenken aufgezählt, die der Khan von Cathay dem Papste Benedikt XII. 1342 nach Avignon sandte.
Hippokrates, Hildegard von Bingen und Paracelsus machten Gebrauch von dem Heilmittel. Lonicerus schätzt Myrrha namentlich gegen "gebrechen, so von bösen, faulen humoribus herkommen", wie veraltete Fälle von Husten, Brust- und Seitenweh, Bauchflüsse und Rote Ruhr, Schnupfen, Flechten. Das Zahnfleisch und die lockeren Zähne werden durch Myrrha gestärkt und die Verdauung befördert; äußerlich wendet er sie an zu Räucherungen gegen Unfruchtbarkeit. Matthiolus erweitert die Reihe der Indikationen noch, indem er Myrrha gegen Wassersucht, Würmer, Febris quartana, als Wundheilmittel, Emmenagogum und Antiseptikum und als wichtiges Mittel der Kosmetik, gegen Pusteln, Runzeln und Haarausfall rühmt.
Als Heilpräparat wird sie in der "Andechser Apothekenliste" des 15. Jahrhunderts erwähnt. Siehe auch:
Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938 Dr. Med. Gerhard Madaus
Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.