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Donnerstag, 25. September 2008, 08:16

Eibisch

Althaéa officinális L.


Abb.: Köhler's Medizinal-Pflanzen 1887

Herkunft:
Althaea vom griechischen aldaíno=fördern; altho=heilen; althochdeutsch Eibisch ist aus dem griechisch-lateinischen ibiscum entlehnt; Malve aus dem griechischen malakos=weich und beruhigend; englischmallow=Eibisch

Europa und Westasien

Volksname:
Adewurz, Adewurzel, Allee, Althee, Alter Thee, Alte Eh, Driantenwurzel, Eibsche, Flusskraut, Heilwurz, Heimischwurzel, Hilfwurz, Ibsche, Ipsche, Samtpappel, Ibischwurz, Heilwurz, Schleimwurzel, Weiße Malve, Weisse Pappel, Weisswurzel

Pflanzenfamilie:
Malvengewächse (Malvaceae)

Verwendete Pflanzenteile:
Blätter (Mai bis Juni), Blüten (Juni/August) und Wurzeln (November)

Sammelzeit:
Juli bis November

Inhaltsstoffe:
10 bis 20 % Schleimstoffe, bis zu 16 % Pektin und bis zu 37 % Stärke, Stärkemehl, Spuren von ätherischem Öl, fettes Öl, Gerbstoffe, Gerbsäure, Cumarine, Zink, Sterole

Heilwirkung:
Volkstümlich wird Eibisch wegen der enthaltenen Schleimstoffe, die reizlindernd auf alle Schleimhäute wirken, hauptsächlich für Erkrankungen der Atmungsorgane und des Magen- Darmbereiches einsetzt. Außerdem bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut, trockenem Reizhusten, entzündlichen Zahnfleisch, bei zahnenden Kindern, Insektenstichen, zur Wundbehandlung, Furunkel, Nagelbettentzündung, Nervenschmerzen, Blasenschwäche, Hämorrhoiden, Blasensteinen, Durchfall und Verstopfung. Bei verschleimten Atemwegen sollte auf ein schleimlösendes Mittel zurückgegriffen werden, weil Eibisch keine schleimlösende Wirkung hat und besser bei trockenem Husten gebraucht werden soll.

Eibisch wirkt beruhigend, blutstillend, entzündungshemmend, erweichend, harntreibend, immunstimulierend, reizlindernd, tonisierend, wärmend und hemmend auf die Aktivität der Flimmerhaare in den Bronchien.

Äußerlich wird der Kaltwasserauszug als Gurgelwasser, für Umschläge oder als Badezusatz bei Hautkrankheiten, bei trockener oder rissiger Haut verwendet.

Durch den Schleim kann die Aufnahme gleichzeitig eingenommener Arzneistoffe verzögert werden. Eibischzubereitungen können eine blutzuckersenkende Wirkung haben, deshalb ist vor der Anwendung die Rücksprache mit einem erfahrenen Mediziner angebracht. Diabetiker müssen den Zuckergehalt im Eibischsirup beachten, der beträchtliche Anteile an Rohrzucker enthält.

Eibischwurzel wird als Teeaufguß immer kalt angesetzt und mindestens acht Stunden stehen gelassen (mehrfach umrühren), dann abseihen und auf Trinktemperatur erwärmen, eventuell mit Honig süßen. Die Wurzel gibt es als lose Teedroge in der Apotheke.

Eibischextrakte werden auch in Haut- und Haarpflegemitteln, Seife, Rasier-, Gesichts- und Mundwasser, sowie in Zahnpasta verwendet.

In der Küche:
Aus den Substanzen (Stängel, Blätter und Wurzel) des Eibischs wurden früher Marshmallows hergestellt, deren Herstellung auf die pâte de guimauve der Französischen Küche zurückzuführen ist. Heute werden für die industrielle Herstellung Ersatzstoffe verwendet.

Von den Römern wurde die Pflanze als Suppenkraut und zur Füllung von Spanferkeln verwendet und in Zeiten großer Hungersnot hat man die weiße mohrrübenähnliche Wurzel auch als Nahrung verwendet. Sie wurde zuerst geschält, gekocht und dann meist gebraten. Nicht zu vergessen ist ein gutes Würzen, andernfalls schmecken sie fade. Zum trocknen eignet sich die Wurzel ebenso wie das Kraut, aber frühestens ab dem zweiten Jahr. Dazu wird die Wurzel im November ausgraben, gewaschen, geschält, klein geschnitten und schnell bei 60°C im Backofen gut getrocknet, andernfalls droht sie zu verschimmeln. Die jungen Blätter und Blüten können als Zugabe im Salat mitgegessen werden.

Im Garten:
Eibisch verlangt guten humusreichen, tiefgelockerten Boden, am besten lehmigen Sandboden und eine etwas feuchte Lage. Gepflanzt wird aus Samen, im Abstand von 50-60 cm. Den Zwischenraum kann man gut für den Anbau anderer Gewächse nutzen, da der Eibisch sehr hoch wächst und wenig beschattet. Nach zwei bis drei Jahren kann die Wurzel geerntet werden. Von Zeit zu Zeit empfiehlt sich ein Standortwechsel, da die Pflanze den Boden auszehrt.

Geschichte:
Dioskurides empfahl ihre Anwendung bei Harnverhaltung, Durchfall, Steinleiden, inneren Verletzungen, Nervenschmerzen, Bienenstichen, Zahnschmerzen usw. Alexander Trallianus empfahl hauptsächlich die Heilkraft der Samen. Die in Wein gekochte Wurzel wurde bei Gelenkaffektionen als Breiumschlag gebraucht. Laut Verordnung Karls des Großen im "Capitulare de villis" wurde Eibisch als Heilpflanze auch in den Klostergärten angebaut. Albertus Magnus nennt den Eibisch als ein erweichendes, lösendes und Eiterungen zur Reife bringendes Mittel. Im "New Kreuterbuch" (1588) von Tabernaemontanus steht geschrieben: "Die Bletter in Milch gesotten/ und also warm getruncken/ vertreibet ein jedes Husten". Einer besonderen Wertschätzung erfreute sich der Eibisch bei Hufeland, der ihn in allen Stadien der Lungenerkrankungen anwandte und der auch eine Mitteilung des Stadtphysikus Oswald veröffentlichte, wonach Althaea als krampflinderndes Mittel bei Kindbettfieber gebraucht wurde. Von Osiander nennt Eibisch als Volksmittel bei Ruhr, Blutspeien, Harnbrennen und Sublimatvergiftung (Quecksilber).

Getrocknete Wurzelstücke gab man zahnenden Kleinkindern zum kauen, sie gelten als die ältesten Hustenbonbons. Später wurden sie zu Pulver zerrieben und zu weichen Pastillen verarbeitet. Siehe auch: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938 Dr. Med. Gerhard Madaus

Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.


"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache raubt."
- J. G. Herder -

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