Herkunft:
Griechisch
glycys=süß;
rhiza=Wurzel; lateinisch
glaba=klebrig; das sanskritische
mudhu bedeutet Süßigkeit, süß
China
Volksname:
Gemeines Süßholz, Lakritze, Lakritzen, Lakritzenkraut
Pflanzenfamilie:
Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceae)
Verwendete Pflanzenteile:
Wurzel (
Radix Liquiritiae)
Sammelzeit:
März/ April und September/ Oktober
Inhaltsstoffe:
Saponine (süßschmeckende Glycyrrhizin), Kumarine, Flavonoide, Phytosterole
Heilwirkung:
Das Süßholz ist eine der am längsten bekannten Drogen und fand schon Jahrtausende v. Chr. bei Katarrhen der Atmungsorgane Anwendung. Es wirkt leicht abführend, auswurffördernd, blutreinigend, entgiftend, krampflösend, verdauungsfördernd, wassertreibend, außerdem hat es eine cortisonähnliche, entzündungshemmende, gleichzeitig schmerzlindernde Wirkung.
In der Volksheilkunde wird es auch heute noch bei Bronchitis, Magen- und Darmgeschwüren, Gicht, Rheuma, Stoffwechselstörungen, Sodbrennen, und Verstopfung angewendet.
Eine spezielle Therapie sollte auf 4 bis 6 Wochen beschränkt werden und ist am besten aufgrund der Wechselwirkung mit anderen Medikamenten mit einem erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker abzuklären. Bei Personen mit Neigung zu erhöhtem Blutdruck ist es nicht zu empfehlen. Bei Gebrauch über einen längeren Zeitraum und in hohen Dosen können Wasserstauung, Bluthochdruck, Kaliumverlust, Kopfschmerzen und leichter Schwindel auftreten, sowie Nebenwirkungen ähnlich wie bei einer Cortisontherapie.
Weitere Verwendung:
Der Duft erinnert an Anis oder Fenchel, aber intensiver. Der Geschmack ist stark süß und erwärmend, medizinisch. Das Extrakt von Süßholz ist Bestandteil von Husten- und Magen-Darmmittel, Tees, sowie Abführmitteln und wird als Geschmacksverbesserung in Medikamenten eingesetzt. Außerdem als Geschmackskorrigens in Bier und sogenannten Softdrinks, in der Süßwarenindustrie zur Herstellung von Zuckerwaren (Lakritze) und zur Aromatisierung von Bonbons und Likör, in der Textil-, Leder-, und chemischen Industrie, Kosmetik und Farbenproduktion. Das enthaltene Glycyrrhizin ist 150mal süßer als Rohrzucker.
China und Japan gebrauchen Succus Liquiritiae auch in der Tusche- und Tintenfabrikation. Zu den ersten Schaumfeuerlöschern wurde von Laurent im Jahre 1906 Liquiritiasaft wegen seiner schaumbildenden Eigenschaft zugesetzt.
Geschichte:
Das Süßholz wurde von den alten Griechen und Römern (Hippokrates, Theophrast, Dioskurides, Plinius, Celsus, Scribonius Largus u. a.) sehr geschätzt. Auffallend ist es, daß die Wurzel bei den Hippokratikern nur äußerliche Verwendung fand. Theophrast, Dioskurides und Celsus rühmen übereinstimmend den Saft der Wurzel als Hustenmittel und bei Rachenkatarrh mit Mandelentzündung. Nach Dioskurides ist die aus dem Saft bereitete Salbe ein gutes Wundmittel. Bei den Indern spielte das Süßholz beim Liebeszauber eine Rolle. Eine Abkochung der Süßholzwurzel und der Süßtee (Gymmostemna cissoides) wird nach Tschirch auch zum Bade Buddhas bei dessen Geburtstag am achten Tage des achten Monats benutzt. Am Morgen dieses Festes wird die Statue des Gottes in eine Kufe gesetzt und von den Betenden dreimal mit einer Kelle Tee begossen. Die abtropfende Flüssigkeit wird gesammelt und als Heilmittel geschätzt. In Deutschland erwähnt Konrad von Megenberg (14. Jahrhundert) zum ersten Male den Lakritzensaft. In den mittelalterlichen Kräuterbüchern wird der Saft oder die Abkochung der Wurzel allgemein bei Heiserkeit, Husten, Atembeschwerden, Schwindsucht und Seitenstechen empfohlen. Schon im Mittelalter wurde der griechische Name Glykyrrhiza in den Offizinen in das barbarolateinische Liquiritia, das sich für die vielgebrauchte Wurzel bis heute erhalten hat, umgewandelt. In Bamberg wurde die Süßholzkultur im 15. Jahrhundert eingeführt und war im 16. Jahrhundert schon sehr ausgedehnt. Noch heute ist das Süßholz ein Wahrzeichen der Stadt.
Siehe auch: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938 Dr. Med. Gerhard Madaus
Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.