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Montag, 15. September 2008, 13:54

Ackerschachtelhalm

Equisetum arvense L. Börner

Abb.: Bilder ur Nordens Flora 1901-1905

Herkunft:
lateinisch équus=Pferd und séta=Borste; lateinisch arvum=Ackerland; griechisch hippuris=Pferdeschwanz

Europa, Asien, Nordamerika

Volksname:
Acker-Zinnkraut, Hollpiepen, Hohlpfeifen, Dunkelpfeifen, Katzenschwanz, Katzenwedel, Negenknee, Rug, Rugen, Rugstert, Pfannebutzer, Pipenstal, Pfeifenstil, Pferdeschwanz, Schachtelhalm, Schafheu, Schafstroh, Schaftheu, Scheuerkraut, Unnet, Unger, Zinngras, Zinnkraut, Der Pferde Brot - der Kühe Tod

Pflanzenfamilie:
Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae)
(Verwechslungsgefahr mit dem giftigen Sumpfschachtelhalm)

Verwendete Pflanzenteile:
die oberen zwei Drittel der frischen Triebe

Sammelzeit:
Mai bis August

Inhaltsstoffe:
10 bis 12 Prozent Kieselsäure, Flavonoide, Glykoside, Kalium und Carbonsäuren und das Enzym Thiaminase

Heilwirkung:
Der Schachtelhalm existierte schon vor über 400 Millionen Jahren, damals hatte er aber die Größe eines Baumes und bevölkerte riesige Wälder, während er heute nur noch ca. 50 cm mißt. Wegen seines hohen Kieselsäuregehaltes wird er in erster Linie bei Nierenkrankheiten, Bindegewebsschwäche und Arterienverkalkung eingesetzt, außerdem wird der Knochenaufbau gefördert, Haare, Haut und Fingernägel werden gestärkt.

Er wirkt harntreibend, blutstillend, blutreinigend, abschwellend, hustenlindernd, immunstimulierend und stärkt das Verdauungssystem. Er fördert den Stoffwechsel und die Durchblutung und findet auch bei rheumatischen Beschwerden, Gicht, Krampfadern, lokalen Durchblutungsstörungen und Frostbeulen Anwendung. Bei Husten, Asthma und Bronchitis leistet er als Tee oder Teemischung (z.B. mit Wegerich, Fenchel, Thymian) sehr gute Dienste.

Zur äußerlichen Anwendungen haben sich in der Volksmedizin Spülungen, Kompressen, Sitzbäder oder Teilauflagen zur Förderung der Wundheilung, besonders bei Hautentzündungen und -eiterungen, Ekzemen, Krampfadern und Venenentzündung gut bewährt.

In der Kosmetik ist der Schachtelhalm Bestandteil zahlreicher Naturkosmetik.

Bei einer Durchspülungstherapie soll auf ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit geachtet werden (keine alkoholischen oder koffeinhaltigen Getränke). Nicht anwenden bei eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit, bei Bluthochdruck, Ödemen, in der Schwangerschaft und nicht bei Kindern. Bei akuten unklaren Hauterkrankungen, größeren Hautverletzungen und schweren fieberhaften oder infektiösen Erkrankungen ist auf ein Vollbad zu verzichten. Die Dosierung ist unbedingt einzuhalten, da Thiaminase enthalten ist, welches den Abbau von Vitamin B1 bewirkt und bei längerer Anwendung in höheren Dosen ein Vitamin B1-Mangel möglich ist.

Im Garten:
Hier dient er als Zeigerpflanze für Staunässe. Zur vorbeugenden Bekämpfung von saugenden Schädlingen (Blattläusen) stellt man eine Jauche oder ein Kaltwasserauszug aus Acker-Schachtelhalm her, der zugleich auch als Stärkungsmittel für Pflanzen dient. Durch den hohen Kieselsäuregehalt wird die Zellstruktur der Pflanzen gefestigt und erschwert somit den Schädlingen die Oberfläche der Pflanze zu zerstören. Gegen Mehltau und Rost an Obstgehölzen und Tomatensträuchern hilft das Besprühen mit Schachtelhalm-Tee. Zu diesem Zweck muß der Schachtelhalm ca. 20 min. mit Wasser aufkochen, damit sich die Kieselsäure löst.

Geschichte:
Im Altertum wurde der Acker-Schachtelhalm in der Heilkunde als wertvoller Lieferant von Kieselsäure geschätzt, Dioskurides lobte seine blutstillende Kraft und Plinius der Ältere behauptet über ihn sogar, daß die blutstillende Kraft so groß sei, daß es genüge, ihn bloß in der Hand zu halten. Albertus Magnus bezeichnete den Schachtelhalm als cauda equi und rühmt ebenfalls seine blutstillende Kraft. Erst die Kräuterbücher des 16. Jahrhunderts beschreiben die Pflanze erstmalig einwandfrei. Agricola weist im 16. Jahrhundert auf die Heilung von Harnblasenentzündungen durch das Trinken der Abkochung der Pflanze hin. Der Leibarzt Friedrichs des Großen erklärte die Schachtelhalmabkochung als erstklassiges Diuretikum bei Nierenerkrankungen.

Lange wurde er vor allem als Reinigungsmittel für Gegenstände aus Zinn verwendet, daher auch einige seiner volkstümlichen Namen. Einige Zeit vergaß man ihn sogar als Heilpflanze mehr oder weniger, aber durch Sebastian Kneipp wurde der Acker-Schachtelhalm als Heilpflanze wieder bekannt. Er setzte ihn zur Behandlung von Störungen bei der Wundheilung und gegen Rheuma und Gicht ein. Matthiolus und Weinmann beschreiben ihn als zusammenziehendes, blutstillendes Mittel und von v. Haller empfiehlt es als Mittel gegen Blutstürze und Nieren- und Blasengeschwüre, sowie zum äußerlichen Gebrauch in Gurgelwässern gegen Mund- und Halsaffektionen und zu stärkenden Umschlägen bei Brand. Osiander nennt ihn als Volksmittel gegen Ruhr und Wassersucht.

Siehe auch: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938 Dr. Med. Gerhard Madaus

Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.


"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache raubt."
- J. G. Herder -

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