Lavandula angustifolia Mill. syn. L. officinalis Chaix.
Abb.: Köhler's Medizinal-Pflanzen 1887
Herkunft:
lateinisch lavare=waschen
westliches Mittelmeergebiet
Volksname:
Blafendel, Echter Lavendel, Hirnkraut, Kleiner Speik, Nervenkräutel, Narden, Lafengel, Lavander, Speick, Schwindelkraut, Spikatblüten, Spiklavendel, Tabaksblüten, Zöpfli
Pflanzenfamilie:
Lippenblütler (Lamiaceae)
Verwendete Pflanzenteile:
Blüten und Triebspitzen
Sammelzeit:
Juli / August, kurz vor dem Aufbrechen der Blüte
Inhaltsstoffe:
ätherisches Öl, Gerbstoff, Glykosid, Saponin Linaloool und Linalylacetat, Camphen, Caryophyllen, Cineol, Geraniol, Geranylacetat, Limonen,Ocimen, Pinen und Terpinenol.
Heilwirkung:
Der Lavendel auch als "Blaues Wunder" bezeichnet, duftet nicht nur gut, sondern hat auch eine antiseptische, beruhigende, blähungstreibende, durchblutugsfördernde, fiebersenkende, gallefördernde, harntreibende, krampflösende und schweißtreibende Wirkung. Hildegard von Bingen erwähnte den Lavendel bereits im 12. Jahrhundert als heilkräftige Pflanze.
Äußerlich wird Lavendel als Tinktur , Öl oder Waschung bei Rheuma und Gicht, zur Wundbehandlung, als Hautreizmittel, bei Insektenstichen, Kopfläusen, Lippenherpes, Mundgeruch, Sonnenbrand und bei Verspannungen der Muskulatur eingesetzt.
Innerlich als Tee oder Teemischung bei Appetitlosigkeit, Asthma, Blähungen, Depression, Grippe, Keuchhusten, Migräne, Übelkeit, und Verdauungsstörungen, sowie bei Nervenschwäche. Bei der innerlicher Verwendung des Öls sollte unbedingt die Mengenangaben eingehalten werden.
Das ätherische Lavendelöl kann auch in der Duftlampe zur Beruhigung und Raumreinigung, als Zusatz für Creme und Hautöl benutzt werden. Einem Bad zugegeben wirkt es beruhigend bei Einschlafstörungen, mild anregend bei niedrigem Blutdruck und es lindert Rheumabeschwerden.
Lavendel in kleine Stoffkissen eingenäht, hat eine beruhigende Wirkung bei Schlaflosigkeit, auch bei Kleinkindern. Außerdem vertreibt der Geruch Kleidermotten, wenn man die Kissen in Schränke legt.
In der Küche:
Bevorzugt wird es als Gewürz bei Fleisch wie Hammel, Soßen, in Essig und Öl, sowie Eintopf- und Fischgerichten. Als ungewöhnliches Gewürz eignet es sich für Süßes, z.B. Eiscreme, selbstgemachte Marmelade oder Fruchtgelee. Er sollte nur sparsam eingesetzt werden, um einen unangenehm parfümierten und auch leicht bitteren Geschmack zu vermeiden. Früher wurde Lavendelwasser verwendet um das Brot vor Schimmel zu bewahren.
Geschichte:
Lavendel hat eine schon eine sehr lange Tradition, die zurückreicht bis zu den Ägyptern, deren Duftöle (Parfüm) mit großer Wahrscheinlichkeit Lavendel enthielten. Im Grab des Tutanchamun, das ca. 3000 Jahre verschlossen war, wurde nach dessen Öffnung ein Gefäß mit Salbe gefunden, daß noch immer leicht nach Lavendel duftete. Die Römer verwendeten Lavendel und Tinkturen in öffentlichen Bädern. Im Jahr 77 n.Chr. finden sich erste Hinweise auf seine Heilkraft. Zu dieser Zeit wurde es von griechischen Ärzten zur Behandlung verschiedener Beschwerden wie z.B. bei Menstruationsbeschwerden, Magenverstimmung, Nierenleiden, Insektenstichen etc. verwendet.
In mitteleuropäischen Klostergärten, etwa im 11. Jahrhundert, kultivierten Mönche und Nonnen Kräuter, die zur Herstellung von Arzneien genutzt wurden. Während der großen Pest und Cholera Epidemien, galt er als zuverlässiger Schutz vor Ansteckung aufgrund der ihm zugeschriebenen reinigenden Eigenschaften. Daher vermutlich auch die Ableitung von dem lateinischen lavare = waschen. Im 12. Jahrhundert schrieb Hildegard von Bingen, Lavendelöl sei ein wirksames Mittel gegen Kopfläuse. In den Heilpflanzenbüchern des 17. Jahrhunderts wurde der Lavendel als Allheilmittel bezeichnet. Es wurde auch zur Behandlung von Kriegsverletzungen während des ersten Weltkrieges, als andere moderne Mittel wenig zur Verfügung standen zur Wunddesinfektion eingesetzt.
Im Garten angepflanzt vertreibt es unliebsame Gäste, z.B. Blattläuse an Rosen, aber auch Ameisen und Mäuse. Ein Sträußchen Lavendelblüten in der Küche hält Fliegen fern.
Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.