Rosmarinus officinalis L.
Abb.: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885
Herkunft:
Zur Deutung des Namens gibt es zwei Auslegungen, zum einen vom griechischen rhops myrínos= wohlriechender Strauch, zum anderen lateinisch ros marinus Tau (ros) des Meeres (marinus)= Meertau.
Mittelmeerraum, insbesondere in Küstenregionen, Portugal bis Kleinasien, auch am Schwarzen Meer
Volksname:
Antonkraut, Brautkleid, Brautkraut, Hochzeitsbleaml, Hochzeitmaie, Kid, Kranzenkraut, Meertau, Reslmarie, Rosmarein, Rosmarie, Rosmerei, Weihrauchkraut
Pflanzenfamilie:
Lippenblütengewächse (Lamiaceae)
Nicht zu verwechseln mit Wildem Rosmarin (Sumpfporst -Ledum palustre), er gehört zu den Heidekrautgewächsen und hat nichts mit der Gewürzpflanze Rosmarin zu tun.
Verwendete Pflanzenteile:
Blätter, Blüten
Sammelzeit:
April bis Mai vor der Blüte
Inhaltsstoffe:
Bis zu 2,5% ätherisches Öl u.a. Eucalyptol, Bitterstoff, Beta-Sitosterol, Flavone ,Gerbstoff, Gerbsäure, Kampfer Terpene, Thymol, Salicylate, Saponine und Verbanol
Heilwirkung:
Rosmarin gilt durch sein breites Wirkungsspektrum als Naturheilapotheke in einer Pflanze. Rosmarinöl hat die 5,4-fache antiseptische Wirkung von Karbolsäure (Desinfektionsmittel). Außerdem wirkt es adstringierend, anregend, stimmungsfördernd, entspannend, entzündungshemmend, krampflösend, pilztötend und schmerzstillend und durchblutungsfördernd besonders bei kalten Händen und Füßen.
Der Geruch ist sehr intensiv, aromatisch und der Geschmack ist harzig, scharf, leicht bitter dem des Kampfer und Eukalyptus ähnlich, deswegen wurde/wird er auch als Ersatz für Weihrauch verwendet.
Schon bei Hippokrates und Paracelsus fand Rosmarin Anwendung und Lonicerus schildert ihn als leberreinigend, erweichend, harntreibend, entwässernd, nierenanregend, menstruationsfördernd, verdauungsfördernd, blutreinigend, schweißtreibend, gegen Epilepsie, äußerlich gegen Krebs, Gichtbeschwerden, zur Uterusreinigung und Erhöhung der Fruchtbarkeit. Nach Dioskurides hat er eine erwärmende Kraft und habe die Gelbsucht geheilt.
Bei Matthiolus galt er vorwiegend als Stärkungs- und Anregungsmittel, so z. B. bei Epilepsie, Schlafsucht, Lähmungen, Zittern, Unempfindlichkeit, außerdem bei lokaler Anwendung als wund- und geschwürreinigend, zahn- und gliederstärkend. Wittich verordnete ihn zusammen mit Weinraute (Ruta graveolens) gegen Epilepsie.
Innerlich als Tee stärkt er das Gedächtnis, die Nerven, Herz und Kreislauf, lindert Kopfschmerzen und Migräne, wirkt niedrigem Blutdruck entgegen und ist auch hilfreich bei nervösen Herzbeschwerden und Herzrhythmusstörungen.
Während der Schwangerschaft darf Rosmarin als bekanntes Abortivum nicht therapeutisch genutzt werden. Unbedenklich gilt jedoch die Menge, die bei normaler Nutzung als Gewürz aufgenommen wird.
Es fördert die Tätigkeit der Verdauungsdrüsen, unterstützt somit das Verdauungssystem und schafft Abhilfe bei Blähungen.
Kosmetik:
Rosmarin war Bestandteil eines der ersten destillierten Parfüme, bei dem ätherisches Öl mit Alkohol kombiniert wurde, das berühmte "Aqua Reginae Hungariae" (franz. "Eau de la reine d`Hongrie"). Die Mischung wurde 1370 registriert. Im Kölnisch Wasser ist Rosmarinöl als einer der Hauptbestandteile heute noch enthalten.
Als Spülung angewandt wirkt es haarwuchsfördernd und hellt blonde Haare auf.
In der Küche sollte Rosmarin als gesundes Gewürz sparsam aber gezielt eingesetzt werden um einen unangenehmen dominanten Geschmack zu vermeiden. Dabei sollte beachtet werden, daß getrockneter Rosmarin stärker als frischer schmeckt. Bevorzugt wird es zum Würzen von Suppen, Kartoffeln, Teigwaren, Gemüse, Salaten, Fischgerichten, Lamm- und Schweinebraten, Hackfleisch, Wildbret, Soßen und Wurstwaren. Auch hervorragend zum einpökeln von Rind- und Schweinefleisch, einmarinieren von Hering und einlegen von Essiggurken etc. geeignet.
Geschichte:
In der antiken Medizin fand Rosmarin wenig Beachtung, dafür aber in der damaligen Kultur, er war der Aphrodite geweiht und symbolisierte die Liebe und die Schönheit.
Columella rühmte ihn als Nektarspender durch den würzigen Geschmack des aus seinem Nektar bereiteten Honigs.
Horaz und Ovid berichten, daß er sowohl den Menschen als auch den Göttern als Schmuck diente. Durch kolonisierende Mönche kam er über die Alpen und wird im Capitulare de villis Karls des Grossen erwähnt. Im Mittelalter gehörte er bereits in Europa zu den geschätzten Arzneipflanzen, spielte in Kräuterbüchern eine wichtige Rolle und wurde nicht nur gegen allerlei Beschwerden empfohlen, sondern auch zur Stärkung der Potenz. 1675 erschien von einem unbekannten Autor ein Rosmarinbüchlein, mit 200 Rezepten für ,"Curen un Arzeneyen" das sich nur mit der Verwendung von Rosmarin beschäftigte.
Das erste Duftwasser, das "Aqua Reginae Hungariae" (franz. "Eau de la reine d`Hongrie"), wurde nach der Königin von Ungarn benannt, die gelähmt war, an Gicht litt und damit angeblich geheilt worden sei. Eine andere Legende besagt, daß ein Einsiedler der Königin das "Extrakt" gegen verschiedene Altersbeschwerden überreichte und ihr versicherte, es werde auch ihre Schönheit bis zum Tode bewahren. Angeblich soll der König von Polen um die Hand der 72-jährigen Königin angehalten haben, was sie aber ablehnte.
Rosmarin war die heilige Pflanze Frô's (nordisch Freyr), des Gottes des Friedens und der Fruchtbarkeit, ebenso die heilige Pflanze Holda’s, der Schirmherrin der Liebenden und Segnerin der Ehen und galt als Lebens- und Fruchtbarkeitssymbol. Frô auch Gott der Zeugung und Gott der Wiedergeburt zu neuem Leben, deshalb schmückte man in Vorarlberg und Liechtenstein mit seiner heiligen Pflanze die Kreuze auf den Friedhöfen.
In Vorarlberg war es auch Brauch, daß der Liebhaber seiner Liebsten ein Rosmarinsträußchen sendete, mit dem Reime: „I lô di grüessa dur na stîfle rosmar1î, i möchte a wîle bei der sî.“ Die Braut flicht sich aus Rosmarin den Brautkranz und setzt den selben nach der Trauung in die Erde. Verwelkt er, so ist dies ein schlechtes Zeichen, aber ein glückliches und gutes, wenn er von neuem ausschlägt, frisch ergrünt und zu einem stattlichen "Maiastock" heranwächst. Die junge Ehefrau bricht dann auch gern alle Sonntage ein Stiftle davon ab, um es hinter dem "brîsnestel" vor den Busen zu stecken.
Kleinen Kindern wurde um sie zu schützen ein Zweig Rosmarin in die Wiege gelegt, auch die Bräute wurden mit dem Rosmarin geschmückt.
Das destillierte Öl verwendete man auch zum einbalsamieren der Leichname. Zudem wurden den Toten kleine gebundene Kränze aus Rosmarinzweigen zur letzen Ruhe ins Grab gelegt zur Erinnerung an die Vergangenheit und als Symbol für das Leben. Auf Gräbern wurde er lange Zeit auch als Blume angepflanzt.
In Lazaretten war das Räuchern mit Rosmarin, vormals mit Wachholderbeeren, üblich um die verpestete Luft zu reinigen.
Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.
Quelle:
Franz Josef Vonbun: Beiträge zur deutschen Mythologie 1862