Es gab zwei Wege die zur Storegga führten, der Weltweg und der Nordweg. Der Weltweg hieß so weil er durch die ganze Welt lief, so glaubte man wenigstens; am Ende der Welt auf dem Großen Rand endete er in einer T Kreuzung die er mit dem Alten Nordweg bildete. Der Nordweg war eine Anomalität. Ja sicher er führte Richtung Norden, aber das andere Ende verschwand irgendwie und führte nach irgendwo. Man sagte, daß es dort weiter eine Anomalität gab, eine Zeitschlinge, aber niemand wusste wo, denn es kam nie jemand aus dieser Richtung und niemand verlangte auch in diese Richtung zu reisen.
Die Magierin der Storegga begab sich mal in diese Richtung, zusammen mit ihrer Kusine Laren. Beide waren sie Magierinnen des ersten Grades und als sie in der Taverne die Hexe Bryna hörten, die angab, sie wüßte das Geheimnis des Nordwegs, entschieden sie sich eines Tages, daß es was Wert wäre zu wissen wohin eigentlich das unbekannte Ende des Nordwegs führt. Wie schon gesagt, die wenigen die es je aus Neugierde wagten, auf dem Nordweg in diese Richtung zu reisen, kamen nie mehr zurück. Lynagh und Laren waren vorsichtig und schließlich auch Meisterinen der Magie. Das Storegga Grimoire wurde in einem Bündel geborgen, sie nahmen auch die Ringe des Bandes mit, so daß sie von ihren Schwestern Magierinnen geortet und wenn sie Glück hatten auch zurückgebracht werden könnten, wenn etwas schlimmes passierte. Das war natürlich die bekannte Möglichkeit, das Unbekannte lag auf dem Weg.
Laren und Lynagh gingen zu Fuß, denn so konnten sie vorsichtig voraus gehen. Als sie das Herrenhaus im Tal vorbeigingen, winkte ihnen die Gutsherrin Gunlödd zu. Gunlödd wußte was ihr Vornehmen war und auch sie wird aufpassen und sicher alles unternehmen wenn sie zu lange wegblieben.Der Nordweg führte durch eine Moorlandschaft und es schien, es war überall ruhig und friendlich. Er führte über einige Hügel und als sie den letzten heraufkamen sahen sie nur Nebelschwaden vor sich.
„Jetzt wird es aufpassen,“ sagte Lynagh zu ihrer Kusine und machte einen Schritt in das Nebel hinein. Ein merkwürdiges Gefühl durchfuhr sie und als sie noch zwei Schritte weiter ging und sich umdrehte, sah sie da hinter ihr ein kleines Mädchen stehen, nicht mehr als neun Jahre alt.
„Wollen wir Küche spielen Lynn?“ sagte das Mädchen. Zu ihrer Überraschung merkte Lynagh, daß sie ebenso groß war wie ihre Kusine und daß sie antwortete: „Ja gerne und danach den Laden und ich bin die Kauffrau.“
Irgendwo aus dem nichts erschienen auch ihre Puppen. Lynaghs Lieblingspuppe Charlotte, welche die meisten Kleider hatte und Laren war schon mit ihren zwei Puppen beschäftigt.
„Ich bin die Mama und du bist auch ein Kind,“ sagte Laren.
„Nein, ich bin die Mama und du bist das Kind,“ sagte Lynagh. „Anders spiele ich mit dir nicht!“
„Das sage ich meiner Mutter,“ kreischte Laren mit weinerlicher Stimme.
„Mama!“ rief sie auch sofort, aber niemand erschien.
„Wo sind wir eigentlich?“, schracken die beiden kleinen Mädchen und fingen an zu weinen. Sie hatten auch eine große Angst denn in den Nebeln lauerte etwas, ja sicher, dort lauerte etwas. Laren setzte sich und stoß sich auf etwas Hartem. Ein Bündel, darin ein Buch. Vielleicht Märchenbuch? Sie behrührte das Buch und wußte, daß sie die Magierin Laren war.
„Komm Lynagh sehe!“ Auch Lynagh berührte das Buch und wußte wer sie war.
„Wir sollen zurückgehen,“ sagte sie. Sie drehten sich beide um und wollten die paar Schritte zurück aus dem Nebel hinaus.Lynagh drehte sich um und sah hinter ihr ein kleines Mädchen stehen.
„Wollen wir Küche spielen Lynn?“
„Ja gerne und danach den Laden und ich bin die Kauffrau“, antwortete sie. Lynagh packte Charlotte und Laren bemutterte ihre zwei Lieblingspuppen.
„Ich bin die Mama und du bist auch ein Kind,“ sagte sie.
„Nein ich bin die Mama und du bist ein Kind,“ sagte Lynagh. „Anders spiele ich mit dir nicht!“
„Das sage ich meiner Mutter“, kreischte Laren, berührte das Grimoire und sagte plötzlich nüchtern: „Wir müssen weg von hier!“
In dem Moment fiel etwas neben ihnen auf den Boden was wie eine Schlange aussah. Lynagh kreischte, da sie sich vor Schlagen schon immer fürchtete. Laren aber beugte sich und rief erleichtert: „Walküren Gürtel!“ Oh die liebe Gunlödd! Sie fasten den langen ledernen Riemen, jede mit einer Hand und zogen sie langsam aus dem Nebel. Hinter ihnen baute sich eine dunkle Masse zusammen, vor ihnen sahen sie schon die Umrisse der Gestalt ihrer Freundin. Gunlödd zog kräftig und im richtigen Moment, denn als sich die dunkle Masse den beiden kleinen Mädchen auf nicht mehr als zwei Schritte genähert hatte, kamen sie raus. Da standen sie, wieder erwachsene Frauen, schwer atmend und umarmten ihre Freundin.
„Als ihr nach zwei Tagen nicht zurückkamet, machte ich mir Sorgen, also ging ich euch hinterher und aus dem Nebel hörte ich die Stimmen. Der Gürtel, der mir Odin gab als ich Walküre wurde, hat besondere Kräfte. Irgendwie wußte ich was ich zu tun soll,“ sagte Gunlödd bescheiden.
Der Nordweg schien für die beide Magierinnen eine Falle bereit zu halten und behielt somit sein Geheimnis; wenigstens so lange bis man herausfand, was die erste Zeitfalle eigentlich war.
© 2008 Lynagh
Dienstag, 16. April 2024, 19:45
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