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Registrierungsdatum: 25. April 2008

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Dienstag, 13. Mai 2008, 14:03

Sagen aus unseren Gauen 24

Sagen aus dem Gau Tirol:

Doctor Theophrasts Tod

Da Doctor Theophrast zu Innsbruck verweilte, hatten die dortigen Aerzte fast gar keinen verdienst mehr, weil alle ihre Kranken ihnen untreu wurden, und sich zu Theophrast um Hülfe wandten. Theophrast war der Mann der Wunder, und Wunder hofft zuletzt der Kranke, wenn die Hoffnung auf natürliche Weise verschwindet. Theophrastus, das war allbekannt und in jedermanns Munde, konnte Geld machen, besaß den Stein der Weisen, eine Verjüngungsessenz, einen gezähmten Haselwurm, der ihm alle Geheimnisse der Welt offenbarte, und einige Spinnen, welche alle Gift auf- und an sich saugten und sogen, das in feindlicher Absicht dem Doctor nahegebracht wurde.

Die feindlichen Aerzte zu Innsbruck verschwuren sich aus Collegenhaß und Brodneid, dem Theophrast an das Leben zu gehen, nur wußten sie nicht recht, wie?

Wohl dachten sie an Vergiftungen, aber auch an die Antidota (Gegengifte), welche Theophrast ob Neides ebenfalls spinnefeind war, zu Diamantkörnern, als welche das stärkste Gift enthielten. Und so wurde Theophrast, durch Bestechung seines Dieners, in der That aufgelöste Diamantkörner beigebracht. Theophrast spürte bald genug die Wirkung, schloß sich alsbald ein, und befahl dem Diener, inner fünf Tagen die Thüre nicht zu öffnen. Dann setzte sich Theophrast in seinen Stuhl, nahm eine Kreuzspinne und ließ diese in seinen Magen hinunterkrabbeln, damit sie das böse gift heraufziehe. Selbige Spinne that auch redlich ihre Pflicht, sie holte jeden Tag einen Tropfen Gift, so viel als ein Diamantkorn, aus dem Magen durch den Schlund herauf. Den Diener aber plagte die Neugier, er begriff nicht, wie sein Herr so lange allein und ohne ihn leben könne, und öffnete schon am vierten Tag die Thüre. Ueber das Geräusch erschrak die Spinne, und ließ das letzte Gift wieder fallen, und nun konnte sie es nicht noch einmal aufsaugen. Solches wußte Theophrast, doch hatte er immer noch ein Mittel, sich im irdischen leben zu erhalten.

Er übergab seinem Diener das Gläschen mit der Goldtinktur und gebot ihm, den Inhalt in den Inn zu schütten, dann gab ei ihn auch ein Döschen voll Pulvers, und gebot ihm:

"Wenn ich gestorben sein werde und erkaltet, so zerhacke meinen Leichnam in kleine Stücke, lege ihn in diese eherne Truhe, streue dieses Pulver oben drauf, und öffne nach neun Monaten erst, und keinen Tag früher, das Gefäß. Dafür soll Dir reicher Lohn werden."

Der Doctor starb, die Goldtinctur lag, damit kein Nachfolger sie besitze, im Inn, dessen Wasser noch heute davon bisweilen goldhellen Glanz strahlt, und der zerhackte Leib des Wundermannes lag in der Truhe. Aber leider ließ die Neugierde den Diener nicht ruhen. Er öffnete schon nach sieben Monaten die Truhe, und erblickte mit Schreck in ihr eine menschliche Sieben-Monatsfrucht, die krümmte sich und starb vom Zutritt der kalten Luft.

So wurde Theophrasts Verjüngungsproceß vereitelt, und Theophrast erstand nicht wieder zum Leben, lebt aber in der Sage ewig fort, und selbst in Sagenbildern bei tirolischem Mummenschanz und bei Faschingszügen.


Quelle: Mythen und Sagen Tirols, gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Zürich 1857, S. 308f, Nr. 10


FRAU HITT

In uralten Zeiten lebte eine mächtige Riesenkönigin, Frau Hitt genannt, und wohnte auf den Gebirgen über Innsbruck, die jetzt grau und kahl sind, aber damals voll Wälder, reicher Äcker, und grüner Wiesen waren. Auf eine Zeit kam ihr kleiner Sohn heim, weinte und jammerte, Schlamm bedeckte ihm Gesicht und Hände, dazu sah sein Kleid schwarz aus, wie ein Köhlerkittel. Er hatte sich eine Tanne zum Steckenpferd abknicken wollen, weil der Baum aber am Rande des Morastes stand, so war das Erdreich unter ihm gewichen und er bis zum Haupt in den Moder gesunken, doch er hatte sich noch glücklich herausgeholfen. Frau Hitt tröstete ihn, versprach ihm ein neues schönes Röcklein und rief einen Diener, der sollte weiche Brosamen nehmen und ihn damit reinigen. Kaum aber hatte dieser angefangen mit der heiligen Gottesgabe also sündlich umzugehen, so zog ein schweres, schwarzes Gewitter daher, das den Himmel ganz zudeckte und ein entzetzlicher Donner schlug ein. Als es wieder sich aufgehellt, da waren die reichen Kornäcker, grünen Wiesen und Wälder und die Wohnung der Frau Hitt verschwunden und überall war nur eine Wüste mit zerstreuten Steinen, wo kein Grashalm mehr wachsen konnte, in der Mitte aber Stand Frau Hitt, die Riesenkönigin, versteinert und wird so stehen bis zum jüngsten Tage.
In vielen Gegenden Tirols, besonders in der Nähe von Innsbruck, wird bösen und muthwilligen Kindern die Sage zur Warnung erzählt, wenn sie sich mit Brod bewerfen oder sonst Übermuth damit treiben. "Spart Eure Brosamen, heißt es, für die Armen, damit es euch nicht ergehe, wie der Frau Hitt. (Innsbruck, mitgetheilt nach Grimm.)



Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 210, Seite 127
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:zensiert: Wespe

Ein Heil dem Kamerad/in Wespe
Was stört es eine alte Eiche - wenn sich eine wilde Sau dran scheuert