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  • »Chatten-Wolf« wurde gesperrt
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Registrierungsdatum: 25. April 2008

Wohnort: Gau Oberpfalz

Beruf: Fischwirt und Bürokaufmann

Hobbys: Germanische Geschichte, Edda, Runen, Met trinken, Messer und Bogenbau

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Dienstag, 13. Mai 2008, 13:53

Sagen aus Norwegen 3

Und für dich alter Mann, aus Gjärswär, direkt am Nordkap, dass Gull Mac war klasse, dein Sammlerkeller, mit unseren alten Fahnen, den werde ich nie vergessen.

Wohlgetan und schlecht gelohnt

Es war einmal ein Mann, der fuhr mit einem Schlitten in den Wald und wollte sich Holz holen. Da begegnete ihm der Bär. "Gib mir dein Pferd, oder sonst zerreiß ich nächsten Sommer alle deine Schafe," sagte der Bär.

"Ach, Gott steh mir bei!" jammerte der Mann. "Ich habe kein Stück Brennholz mehr im Hause. Laß mich bloß erst diesen Schlitten heimfahren; denn sonst müssen mir alle totfrieren. Morgen will ich mit dem Pferde wiederkommen."

Na, der Bär ließ ihn denn auch fahren, wenn er aber nicht wiederkäme, sagte er, dann sollt's ihm schlecht gehen mit all seinen Schafen im Sommer.

Der Mann fuhr nun mit seinem Holz nach Hause, aber er war nicht sehr vergnügt über den Vertrag, wie man sich wohl denken kann. Unterwegs begegnete ihm der Fuchs.

"Warum bist du so traurig?" fragte Meister Reineke.

"Ach, mir ist der Bär im Walde begegnet," sagte der Mann, "und ich hab' ihm versprechen müssen, ihm morgen um diese Zeit mein Pferd zu bringen,' sonst wollte er im Sommer alle meine Schafe zerreißen, sagte er."

"Nichts weiter als das?" sagte der Fuchs, "willst du mir den fettesten Bock aus deinem Stall geben, so will ich dich von dem Bären befreien."

Ja, das wollte der Mann gern und gab dem Fuchs sein Wort.

"Wenn du nun morgen mit deinem Pferde zu dem Bären kommst," sagte der Fuchs, "so werde ich dort oben auf dem Berge fröhlich jodeln. Wenn dann der Bär dich fragt: ,Was ist das?" dann sollst du sagen: .Das ist Peter der Schütz, der beste Jäger im ganzen Lande; und nachher wirst du dir schon selbst weiter helfen."
Als nun am andern Tag der Mann mit seinem Pferde zu dem Bären in den Wald kam, hörte man es bald auf dem Berge fröhlich jodeln.

"Horch! was ist das?" fragte der Bär.

"Oh, das ist Peter der Schütz, der beste Jäger im ganzen Lande," sagte der Mann; "ich kenne ihn an der Stimme."

"Hast du keinen Bären in der Nähe gesehen, Erik?" schallte es vom Berge herab.

"Sag' nein!" flüsterte der Bär.

"Nein, Jäger, ich habe keinen Bären gesehen!" rief der Mann, der Erik hieß.

"Was ist denn das, was neben dir steht?" schallte es wieder vom Berge.

"Sag', es sei ein alter Baumstamm," flüsterte der Bär.

"Oh, es ist nur ein alter Baumstamm!" rief Erik.

"Solche Baumstämme pflegen wir bei uns auf den Schlitten zu werfen," rief es vom Berge. "Kannst du's nicht allein, so will ich kommen und dir helfen."

"Sag', du könntest dir schon selber helfen, und wirf mich auf den Schlitten," flüsterte der Bär.

"Nein, danke! Ich kann mir schon selber helfen," sagte der Mann und warf den Bären auf den Schlitten.

"Solche Baumstämme pflegen wir mit dem Strick festzubinden," rief es im Walde, "soll ich dir helfen?"

"Sag', du könntest dir schon selbst helfen, und binde mich fest," flüsterte der Bär.

"Nein, danke! Ich kann mir schon selbst helfen," sagte der Mann und band den Bären fest mit all den Stricken, die er bei sich hatte, so daß er kein Glied rühren konnte.

"Und nachher, wenn wir sie festgebunden haben, pflegen wir in solche alte Kienstämme unsre Axt zu hauen," rief's vom Walde, "damit wir besser über die großen Berge kommen."

"Tu, als ob du deine Axt in mich hautest," flüsterte der Bär.

Da nahm der Mann seine Axt und zerspaltete damit dem Bären die Hirnschale, daß er nicht mehr muckste. Darauf kam Reineke hervor, und sie wurden gute Freunde miteinander.

Als sie nicht mehr weit van dem Gehöft waren, sagte der Fuchs: "Ich habe keine Lust, weiter mitzugehen; denn ich kann deine Hunde nicht gut vertragen. Ich will lieber hier auf dich warten; dann kannst du mir den Bock herbringen. Nimm aber einen, der brav fett ist!"

Der Mann versprach ihm das und dankte ihm für seine Hilfe. Als er sein Pferd in den Stall gezogen hatte, ging er hinüber nach dem Schafstall.

"Wo willst du hin?" fragte seine Frau.

"Oh, ich will nur in den Schafstall und einen fetten Bock für den Fuchs holen, der mein Pferd gerettet hat," sagte der Mann; "denn ich hab' es ihm versprochen."

"Der Henker soll dem Schelm einen Bock geben!" sagte die Frau. "Unser Pferd haben wir ja und den Bären dazu, und der Fuchs hat uns gewiß schon mehr Gänse gestohlen, als der Bock wert ist, und hat er's noch nicht getan, so wird er's wohl noch tun. Nein," sagte sie, "steck' lieber ein paar von deinen bissigen Hunden in den Sack und schick' ihm die auf den Pelz; dann werden wir den alten Schelm vielleicht ganz los."

Das schien dem Mann ein guter Rat, und er steckte zwei seiner bissigsten Hunde in den Sack und ging damit fort.

"Hast du den Bock?" fragte der Fuchs.

"Ja, komm und hole ihn!" sagte der Mann, machte seinen Sack auf und ließ die Hunde hinaus.

"Uff!" rief der Fuchs und machte einen Satz; "es ist doch wahr, was ein altes Sprichwort sagt: Wohlgetan wird schlecht gelohnt," und zeigte die Fersen, während die Hunde hinter ihm her waren.

Quelle: Norwegische Volksmärchen, Peter Asbjörnsen und Jörgen Moe, o.J., S. 71
Was stört es eine alte Eiche - wenn sich eine wilde Sau dran scheuert