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Lynagh

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Mittwoch, 3. Oktober 2007, 22:37

Kwasir und der Met der Inspiration

Kwasir, das Wesen aus der Spucke der Asen und der Vanen erschaffen, unternahm weite Reisen um den Menschen die Kenntnis beizubringen und jedem der es nötig hatte mit Rat und Tat helfen. Die Güte wurde schließlich Kwasir zum Verhängnis, denn zwei böse Zwerge, sie hießen Fjalar und Galar, luden Kwasir zu sich ein damit er ihnen in einer sehr privaten Angelegenheit behilflich sein würde.

Da Kwasir die Güte selbst war, dachte er an nichts Böses. Unbemerkt machte er sich auf den Weg zu den zwei Zwergen, die ihn ermordeten sobald sie ihn tief in ihre verborgene Höhlen gelockt hatten.
Sein Blut, das grosse Zauberkraft besaß verwahrten sie in zwei Tonkrügen und einem grossen Kessel. Danach vermischten sie Kwasirs Blut mit Honig und brauten davon ein magisches Getränk, das jeden der davon trank zum Dichter, Gelehrten oder Propheten machte. Die Zwerge machten von ihrem kostbaren Schatz kein Gebrauch, sie hatten bloß heimlich Vergnügen daran, daß sie so etwas besaßen. Kwasirs plötzliches Verschwinden erklärten sie überall damit, daß Kwasir durch seine Gelehrsamkeit daran glauben mußte und erstickte wenn da keiner war, mit dem er argumentieren und diskutieren könnte. Da niemand Verdacht schöpfte, beschlossen die zwei Bösewichten auch noch ein paar Riesen zu ermorden. Erst luden sie einen gewissen Gilling mit seiner Frau ein, die sie allerherzlichst empfangen hatten.

Am ersten Morgen fragten sie ob Gilling mit ihnen in ihrem Boot nicht mit zum Fischfang für das Frühstück wollte.

„Wenn ihr bloß vorsichtig rudert,” sagte der Riese,” denn ich kann nicht schwimmen”

Fjalar zwinkerte seinem Bruder Galar zu und sie ruderten weg auf einem spiegelglatten Meer. Aber auf dem Rückweg steuerten sie das Boot zu einem wüstem Ort unter überhängenden Felsen wo das Boot umschlug. Gillink ertrank, jedoch die zwei Zwerge, die hervorragende Schwimmer waren, richteten das Boot wieder auf und ruderten nach Hause. Als sie der Ehefrau erzählten, daß Gilling über Bord gefallen war und daß dieses umschlug als er wieder hinein klettern wollte, kreischte sie und heulte so laut, daß sie davon fast betäubt geworden waren.

„Kommt mit!“ rief Fjalar schließlich „Ich werde Euch zu einer Tür in unseren Höhlen bringen wo Ihr ganz genau die Stelle sehen könnt, wo Euer Ehemann ertrunken ist. Das wird Euch trösten!”

Das fand die Riesin gut und als sie sich fertig machte nahm Fjalar seinen Bruder beiseite und flüsterte ihm zu:

„Das ist die Gelegenheit um sie auch zu beseitigen! Du gehst zum Fenster das gerade oben der Tür ist. Was werde ich froh sein von ihr erlöst zu werden, ich bin des Gekreische und Geheule satt!”

Nachdem er Galar einen Vorsprung gab, brachte er die Riesin durch die Höhlen zu einer Öffnung die eine Aussicht aufs Meer bot.

“Wenn Ihr dadurch geht, befindet Ihr Euch so nähe der Stelle wo Euer Mann ertrank, daß Ihr beinahe bei ihm seid.“

Ohne Verdacht zu schöpfen eilte sie durch die Öffnung wo ihr Gjalar aus dem Fenster oben einen Mühlstein auf den Kopf fallen ließ; und so kam auch sie zu ihrem Ende.

Suttung, Gillings Sohn fand aber das geheimnisvolle Verschwinden seiner Eltern merkwürdig und kam zu der Höhle der Zwerge, noch bevor sie die Zeit hatten die Leichen verschwinden zu lassen. Fjalar und Gjalar waren so sehr erschrocken als sie plötzlich den gewaltigen Riesen vor sich sahen, daß sie keinen Versuch unternahmen, ihre Mißtat zu verbergen

„So!” knurrte der Riese,”ihr habt meine Eltern ermordet mittels Stein und Wasser und beide starben einen schnellen Tod. Jetzt werde ich euch auf die selbe Weise töten, aber so langsam wie möglich!“

Dann brachte er sie weit, weit, hinaus ins Meer und setzte sie auf einen niedrigen Felsen nieder.

“Die Ebbe ist jetzt am niedrigsten,“ sagte er. „In dieser Jahreszeit wird der Felsen vom Flut nie gänzlich bedeckt. Selbst für euch Zwergen ist es unmöglich von hier bis zum Ufer zu schwimmen, aber ich weiß, daß ihr Monate lang ohne Essen ausharrt... also habt ihr genug Zeit über das Ertrinken nach zu denken und jeden Tag werde ich nachsehen wie ihr es macht.“

Bösartig lachend kehrte der Riese Suttung durch das Meer zurück und als die kalte nördliche Nacht fiel, krochen die zwei Zwerge tief elendig auf dem Felsen gegeneinander an. So verliefen einige Tage und bei jeder Flut die höher und höher stieg, wurden die Zwerge ängstlicher und unglücklicher, bis das Wasser selbst auf der höchsten Stelle des Felsens über ihre Knien reichte. Jeden Tag kam der Riese Suttung sie verspotten und das einzige was sie als Antwort auf ihr Flehen kriegten, waren spöttische Bemerkungen.

“Wir werden Euch eine riesige Summe Lösegeld bezahlen,“ riefen sie.

"Haufen und Haufen Gold und Schmuck. Wir werden für Euch arbeiten und Werkzeuge erfinden und Waffen machen!“

„Ich habe selbst genug Gold,“antwortete Suttung,“und was soll ich mit Werkzeugen? Ich wünsche mir nichts anderes als genug Essen und Trinken zu haben und mein Leben so angenehm wie möglich ohne zu arbeiten zu verbringen.“

Da erinnerten sich die Zwerge an den Zaubertrank, den sie aus dem Blut Kwasirs gemacht hatten und Fjalar rief:

„Edler Riese, wir werden Euch das kostbarste auf der Welt geben: einen Trank den selbst die Asen nicht haben, einen Trank wofür selbst der Odin sein anderes Auge hergeben würde.“

„Was für ein Trank ist es?“ knurrte der Riese.

„Es wird der Met der Inspiration genannt.“antworteten die Zwerge, “das haben wir wenigsten gehört, denn wir selbst wissen nicht was Inspiration bedeutet. Aber wir haben es gekostet und es existiert auf der ganzen Welt kein besserer Met und keiner der so lecker ist. Er ist aus dem Blut Kwasirs den Weisen gemacht, vermischt mit Honig und man wird davon wunderbar betrunken, wie von keinem anderen Met! Und wenn man betrunken ist rollt man nicht unter den Tisch sondern man beginnt zu singen und zu reden und niemand kann einem widerstehen! Auf dieser Weise haben wir auch Euren Vater und Eure Mutter überwältigt.”

Da dachte der Riese, es könnte wahr sein und auch weil er so einen kostbaren Trank nicht gerne den Asen zuwünschte, brachte Suttung die zitternden Zwerge wieder zum Land und sie gaben ihm die Tonkrüge und den Kessel voll der kostbaren Flüssigkeit. Suttung nahm sie mit in sein Schloß, hoch auf einem Berg in einer Grenzgegend Jötunheims. Dort verwahrte er ihn in seiner Schatzkammer die sich tief im harten Felsen, mitten im Berg, befand.


***Weiter in „Wie Odin den Met der Inspiration erhält“***


© 2007 Lynagh
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Lynagh« (4. Oktober 2007, 01:19)