Sie sind nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen im Heimatforum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

Lynagh

Meister

  • »Lynagh« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 2 011

Registrierungsdatum: 3. Oktober 2007

Wohnort: Holland

Danksagungen: 5

  • Nachricht senden

1

Freitag, 18. April 2008, 15:58

Das Pfand der Ehre

Der Gras des Hohen Moores glänzte nass. Die Nebelschwaden rollten über die Fläche wie auf einem großen Bett. Es war noch ein früher Morgen und in dieser Stunde herrschte überall Stille. Die Wesen der Nacht legten sich zum Schlaf und die Wesen des Tages waren noch nicht wach. Auch die Sonne zeigte noch nicht ihr Gesicht, nur die Finger der ersten Strahlen tasteten vorsichtig nach dem neuen Tag.. Eine leichte Brise hob die Decke aus Nebel. Auf dem Moor stand ein weißes Pferd und auf seinem Rücken saß eine junge Frau. Sie trug ein langes blaues Kleid und ihr offenes langes weißblondes Haar bewegte sich in dem Atem der aufkommender Brise. Das Pferd wieherte leise.

„Ja,“ sagte die junge Frau und streichelte seinen Hals. „Die Sonne kommt schon bald auf.“ Sie lachte laut und sie und das Pferd verschwanden im Nebel.

Hinter einem Stein kam eine Gestalt zum Vorschein. Ein altes, gebogenes Weib erschien, gekleidet in einem blauschwarzen Umhang mit Kapuze. In der Hand trug sie einen auf Hochglanz geputzten kupfernen Kessel. Hinter ihr trottete eine große schwarze Katze.

„Sie ist endlich gekommen,“ sagte das Weib zu der Katze. „Die Geduld wirft mal ihre Früchte.“

Die Alte sammelte kleine Steine und baute einen Ring in dem sie ein Feuer entfachte. Als das Feuer gut brannte, kochte sie sich eine Suppe und gab der Katze ein Stück trockenen Fisch. Sie aß ihre Suppe und eine nachdenkliche Falte erschien auf ihrer Stirn. Die Katze saß bei dem Feuer, ihren Schwanz elegant um sich gerollt und schaute klug ihre Herrin an.

„Schau mich nicht so an Dosa,“ sagte die Alte zu der Katze. „Ich mag Det Blodig Kne (das Blutige Knie) auch nicht.“

Die Katze fauchte als sie diesen Namen hörte und die alte Frau seufzte tief, und goss Wasser auf das Feuer. Sie stand auf und die Katze und die Frau verschwanden im Nebel.

Es herrschte wieder ungestörte Stille auf dem Moor.

Det Blodig Kne war ein großer und kräftiger Troll. Er wohnte in einer unterirdischen Wohnung mit seinen Frauen Hrygda und Yrpa, die den ganzes Tag stritten. Er war ein großer Jäger und viele ausgestopfte menschliche Köpfe seiner Jagden zierten als Trophäen seine dreckige Halle. Die Trollen waren nicht verschwenderisch, sie sammelten und bewahrten alles was sie in die Hände kriegten. Einige Nebenräume waren voll bis zu der Decke mit Kleidern, Schmuck und Waffen die mal den Menschen gehörten, die in dem großen Kochkessel von Det Blodig Kne endeten. Det Blodig Kne saß beim Feuer und betrachtete seine Handklaue. Auf dem kleinen Finger hatte er einen Ring, Wunderschöner Ring mit einem Stein welcher strahle wie eine kleine Sonne. Det Blodig Kne liebte diesen Ring, denn er hatte noch nie so etwas schönes je gesehen. Sein Ring..... ja es war jetzt sein Ring. Er lächelte breit so daß alle seinen scharfen Zähne und die spitzen Fangen zu sehen waren. Ja, er erinnerte sich noch gut und mit Freude. Und welche angenehme Erinnerungen es waren!

„Ruhe!“, schrie er als er lautes Gekreische hörte. Hrygda und Yrpa hatten wieder ihre Laune, rauften sich und bissen sich.

Als wieder die Stille eintrat, hielt er seinen Ring im Licht des Feuers und dachte an die angenehme Zeit als er ein vornehmes Paar fing und folterte. Die Frau, wie schade, starb sofort da sie sich das Genick brach als die Kutsche umfiel, er aber, ihr Geselle hielt es lange aus; und welche Freude hatte Hrygda und Yrpa mit dem Kutscher und Lakai – er lachte laut!

Aus dem Gang klang wieder Geschrei. Es war kein Gezänk diesmal, sonder Aufregung. „Ein Mensch, eine Frau auf weißem Pferd,“ kreischten beide Trollfrauen zweistimmig und mit Freude.

Aldis und ihr Pferd waren vorsichtig. Sie erinnerte sich, was ihr ihre alte Amme Arnkatta erzählte als sie noch klein war und was ihr die ganze Jahre regelmäßig im Traum immer wieder erschien.

Die Landschaft auf dem Moor mit den drei Bergen und einem Sumpf. Dort sollte sich ihre Zukunft erfüllen – sagten die Nornen bei ihrer Geburt. Oh, die alte Arnkatta, sie erinnerte sich mit Liebe an die alte Frau die immer da wa wenn sie, Aldis, sie brauchte, denn es war ein schwieriges Leben in der Burg ihres Großvaters, wenn er überhaupt ihr Großvater war. Die zweite Frau von dem alten Mann behauptete, sie, Aldis, ist ein Findling und nicht die Enkelin des alten Mannes. Sie war es auch, welche die üblen Gerüchte verbreitete, die arme, alte, weise Frau Arnkatta wäre eine böse Hexe. Arnkatta wurde aus der Stadt verjagt und niemand sah sie je wieder. Aldis lebte in der Küche der Burg, wohin sie die Burgherrin verbannte. Der alte Krieger, ihr Großvater, war oft nicht zuhause und wenn er da war, fütterte seine Frau die Unsicherheit und Zweifel was das Kind Aldis betraf.

„Die alte Hexe will Euch ihre Enkelin unterschieben,“ sagte sie bei jeder Gelegenheit und dachte dabei an ihre eigene Tochter welche dann die Erbin wäre.

Nur in den Träumen erschien Aldis noch die alte Amme welche sie von der Geburt an betreute, in den Träumen noch fühlte sie ihre zarte Hände und ihre Liebe. Und zu diesem Ort führte sie auch derselbe Traum.
Aus einer Grotte kamen da drei Gestalten heraus. Drei Trollen. Zwei hässliche Frauen und ein kräftiger männlicher Troll der ihr, wie es schien, freundlich winkte. Aldis machte schnell das Runenzeichen welches sie mit Arnkatta immer übte.
Ein Blitz schlug in die Erde wo die Trollen standen, ein weißer Strahl der die Trollen verkohlte, aber der noch als ein kleiner Stern weiter lebte in einem Ring der da auf der Erde lag.

Eine Katze miaute hinter ihr. Sie sprang von ihrem Pferd ab, beugte sich zu dem Tier und flüsterte: „Dosa? Bist du es?“
„Miau,“ sagte die Katze und drückte sich an Aldis’ Beine.
„Endlich,“ sagte eine sanfte Stimme. Die alte weise Arnkatta stand da und lächelte ihr zu. „Endlich mein Kind, die Träume die ich dir geschickt hatte, haben ihre Wirkung gezeigt. Du hast jetzt das volle Alter dafür, nehme den Ring, den er gehört deiner Mutter und ihrer Mutter und einer ganzer Reihe Frauen davor. Es ist ein Ring der deine hohe Geburt bezeugt, denn jede Frau deiner Linie wird darin, wenn sie ihren 16 Lebensjahr erreichte, gespeichert. Ich habe so lange gewartet.“

Alvid nahm den Ring und Arnkatta sagte: „Mache das Zauberzeichen und sehe.“

Alvid tat wie ihr gesagt wurde, der Ring strahlte und in den Strahlen erschien eine ganze Reihe Frauen, als letzte sie, Alvid; und neben ihr eine junge Frau – ihre Mutter, die sie nie kannte, denn ihre Eltern verschwanden als sie noch Säugling war.
„Es ist der Ring deiner Abstammung,“ sagte Arnkatta und erzählte nun wie sie sich mit dem Säugling rettete als die Trollen die Kutsche überfielen. Jetzt, da Alvid ihre Eltern gerächt hatte, hat sie auch nach dem alten Gesetz des Nordens gehandelt und die Ehre ihrer Familie und ihrer Abstammung sicher gestellt..
Sie beide kehrten zurück und als der alte Ritter den Ring seiner Tochter und davor seiner Frau sah, verjagte er seine falsche zweite Frau und deren Tochter und Alvid und Arnkatta wurden endlich in ihrer Ehre bestätigt. .

© 2008 Lynagh
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)