Ich, der Augenzeuge ist der letzte Roman von Ernst Weiß, der 1963 postum in München erschien.
Handlung:
Der Ich-Erzähler wird als Schuljunge von einem Pferd getreten, als er dem Tier Brot reichen will. Der behandelnde Arzt Dr. Kaiser, wegen seiner Konfession der Judenkaiser genannt, verschafft dem Kranken Linderung durch eine schmerzhafte Rippenfellpunktion. Der Erzähler lernt Viktoria, die Tochter des Arztes, ein bildschönes, hönigblondes junges Mädchen kennen und lieben. Die Zuneigung Viktorias zur Familie des Erzählers schlägt in Hass um, nachdem die strenggläubige katholische Mutter des Erzählers das arglose junge Mädchen mit einer antisemitischen Äußerung brüskiert. Eigentlicher Verursacher dieser Äußerung war der Vater des Erzählers. Nachdem dieser mit der Magd Vroni Zwillinge in die Welt gesetzt hatte, schob er dafür dem Judenkaiser die Schuld in die Schuhe. Die Mutter, froh, einen Sündenbock gefunden zu haben, nahm in ihrem Judenhass diese irrwitzige Behauptung des Vaters für bare Münze. Die Verleumdung des Judenkaisers durch den Vater war umso unverständlicher, als der Judenkaiser und seine Tochter zu den wenigen Leuten im Ort zählten, die nach der gesellschaftlichen Ächtung des Vaters noch zu diesem hielten. Der Vater des Erzählers, ein Brückenbau-Ingenieur, hatte nämlich den Einsturz einer seiner Brückenkonstruktionen, der mit Personenschaden einherging, verschuldet.
Weil der Erzähler Arzt werden möchte, muss er zunächst das Gymnasium absolvieren. Der Vater hält nichts davon, lässt den Sohn aber seinen Bildungsweg gehen, weil ein Onkel den Jungen finanziell unterstützt. Nach dem Fiasko des Vaters bleiben die monatliche Zahlungen des Onkels aus, und der Hungerstudent wendet sich in seiner Not an den Irrenarzt Dr. Gottfried von Kaiser, den so genannten Narrenkaiser. Dieser, ein schlechter Katholik und Judenhasser , unterstützt den Erzähler finanziell und fachlich. Der Erzähler muss aber im Gegenzug als Assistent des Narrenkaisers hart dafür arbeiten. Nach dem Studium wird der Erzähler Chirurg und Psychiater. So bildet er sich unter anderem zum Fachmann für solche Krankheiten wie hysterische Blindheit.
Während des Krieges operiert der Erzähler - zunächst an der Westfront im Abschnitt La Fierté Lescoudes als Chirurg. Während eines Fronturlaubs sieht er die schöne Viktoria wieder. Sodann greift er persönlich ins Kriegsgeschehen ein. Als verbissener, wagemutiger Stoßtruppführer verdient er sich im Kampf gegen Gurkhas das Eiserne Kreuz.