Weiter Richtung Hellas Schloss ritt Helmod, stieg bei der Tür ab und trat hinein. Und dort sass Balder sein Bruder, im Ehrensessel, mit Nanna neben sich die seinen Becher festhielt und Lit der Zwerg, der sie bediente. Die Nacht verbrachte Helmod in dem kalten Wohnsitz der Toten, wo er mit Balder und Nanna zu abend aß und aus dem er am nächsten Morgen zum Helas Thronsaal ging, wo sie über alle, die ihren Reich betraten das Urteil sprach.
Hermod schauderte als er ihr schreckliches Gesicht sah, das halb lebend, halb tot war und er hörte das Sieden in dem grossen Kessel Hvengelmir und das Klirren der Waffen in dem eiskalten Wasser des Flusses Sid. Er hörte sie über die Toten urteilen; er sah wie die Bösen auf Nastrond, den Strand der Leichen, verbannt wurden wo sie durch eiskalte Ströme von Gift waden mußten, bevor sie in den Kessel Hvengelmir geworfen wurden um als Futter für den schrecklichen Nidhuggur zu dienen, der nur dann aufhörte an den Wurzeln des Yggdrasils zu knagen um sich an den Knochen gut zu tun. Er sah auch die Traurigkeit in den trüben Häusern der braven Menschen die in ihrem Bett gestorben waren und er begrif wie viel besser es war, in einem Streit zu sterben und nach Walhalla zu gehen wo die Helden verbleiben.
Zuletzt knielte auch er vor Hella und überbrachte ihr die Nachricht und Bitte. Er erzählte wie betrübt die Asen und alle lebenden Wesen über den tod Balders waren und er bat sie, Balder mit ihm zurück nach Asgard reiten zu lassen. „Balder darf mit Euch zurück,“ sprach Hella mit ihrer kalten abgemessenen Stimme, „aber nur wenn alles in der Welt, alle lebende wie auch tote Dinge um ihn trauen. Jedoch, wenn es nur Einen oder ein Ding gibt, der oder das ihn nicht beweint, muß er bei Hella bleiben.“ Da machte sich Helmod auf den Weg, mit Freude in seinem Herzen und trug den Ring Draupnir mit als ein Geschenk von Balder an Odin. Hermod war fest überzeugt, dass es nichts auf der Welt gäbe, das nicht um Balder trauern würde und ihn nicht beweinte.Endlich kam er in Asgard an und erzählte alles was er gehört und gesehen hatte. Danach sendeten Asen viele Boten weit und breit über die ganze Welt, mit der Bitte an alles und alle um durch ihr Weinen und Trauer Balder aus Helheim und Niflheim zurück kommen zu lassen, zurück nach Asgard, zurück in die Welt des Lichts. Und alles weinte mit den Asen, alle Menschen, alle lebende Wesen. Selbst die Erde weinte und die Steine, die Bäume und die Metallen – jeder und alles weinte soals sie noch immer weinen wenn man aus der Kälte in die Wärme kommt. Es schien das alles was je erschaffen worden war um Balder weinte; denn selbst die Riesen vergossen die Tränen und vergassen ihre ewige Fehde mit den Asen. Doch blieb Balder noch immer in Helheim und Helmod rit hin und her mit der Bitte um zu Weinen und immer wieder noch mehr zu weinen.
Weit, weit weg kam er auch hinein in das kalte Jotungheim und eines Tages kam er zu einer Grotte in der eine einsame Riesen sass, die nicht weinte. „Wer seid Ihr, dass Ihr nicht für Baldrn den Schönen weint?“ fragte Hermod. „Ich bin Thök,“ antwortete die Riesin, „und wer ist Balder, dass ich für ihn weinen soll?“ Da erzählte Hermod über Balder dem Schönen und von Hellas Versprechen ihn frei zu lassen, wenn jeder und alles um ihn weint. Aber Thök die Riesin fing an laut und schrill zu lachen. „Thok wird ohne Tränen für Balder weinen,“ rief sie. „Lebend oder tot, ich gebe nichts um Balder, Sohn von Odin dem Schurken! Lasse Hella halten was sie heim hat!“ Immer wieder aufs neue bat Helmod Thök um zu weinen, aber vergebens. Letztendlich kehrte er zurück nach Asgard, die Riesein lachende hinterlassend. Als er darüber in Asgard erzählte, blieb Odin enige Zeit traurig und schweigend sitzten und starrte vor sich hin. Dann sagte er endlich: „Dann wird also Balder in Helas Sälen bleiben müssen. Und bei den Toten, bis der Tag des Ragnaröks anbricht..... und der, fürchte ich, läßt nich mehr lange auf sich warten. Und die Riesin kann niemand anders als Loki sein, der den Asen schon so viel Schaden zugefügt hat – er, einst unser Bruder aber jetzt unser größter Feind.“
© 2007 Lynagh