Hubertus Heil
Massiver Fachkräftemangel in Deutschland – „Wir müssen einen Aufbruch schaffen“
Ob bei den Ingenieuren, in der Pflege oder im Handwerk - in vielen Branchen tun sich die Betriebe bei der Fachkräftesuche schwer. Und die Lücken dürften wachsen. Nun setzt die Regierung auf einige Neuerungen.
Angesichts immer größerer Lücken bei Ingenieuren, Handwerkern oder Pflegekräften will die Bundesregierung neue Fachkräfte in großem Stil aus dem In- und Ausland gewinnen.
Zum Start ins neue Jahr hatten die Spitzenverbände der Wirtschaft wegen breitflächig fehlender Fachkräfte Alarm geschlagen. Heil sagte: „Wir müssen einen Aufbruch schaffen und viel mehr Weiterbildung und damit Weiterentwicklung jedes Einzelnen in Deutschland ermöglichen.“
Der Verein deutscher Ingenieure warnte am Montag vor verschärftem Mangel an Ingenieuren durch Corona – wegen der Schulschließungen und sinkender Zuwanderung von Studenten aus dem Ausland.
Heil sagte: „Wir erleben in einzelnen Regionen und Branchen bereits, dass Arbeitskräfte und oft Fachkräfte fehlen, dass Lkw-Fahrer fehlen, dass Menschen in der Pflege fehlen.“
Bildungszeit
Geplant haben SPD, Grüne und FDP etwa die Einführung einer Bildungszeit nach österreichischem Vorbild. „Wir wollen, dass man sich zur beruflichen Neuorientierung Auszeiten nehmen kann, um sich weiterzubilden“, so Heil.
Qualifizierungsgeld
Angelehnt an das Kurzarbeiter- und Transformations-Kurzarbeitergeld soll die Bundesagentur für Arbeit mit einem Qualifizierungsgeld betriebliche Weiterbildung vorantreiben. Dies ist laut Heil vor allem vorgesehen, „wo ein erheblicher Wandel ansteht, zum Beispiel bei Zulieferer-Unternehmen in der Automobilindustrie“.
Mehr Frauen in Arbeit
Die Erwerbsbeteiligung der Frauen sei zwar stark gestiegen – aber das Arbeitszeitvolumen zwischen Männern und Frauen noch sehr unterschiedlich, so Heil. Vereinbarkeit von Beruf und Familie solle deshalb deutlich verbessert werden – durch den weiteren Ausbau von Ganztagsbetreuung, flexiblere Arbeitszeiten und mobiles Arbeiten.
Fachkräftezuwanderung
„Und wir brauchen ergänzend noch mehr qualifizierte Zuwanderung auch aus dem Ausland“, sagte Heil. Das Einwanderungsgesetz solle weiterentwickelt werden. „Im Moment haben viele Fachkräfte, die einwandern wollen, Probleme, ein Visum zu bekommen, weil die konsularischen Abteilungen unserer Botschaften überlaufen sind“
Deutschland müsse auch weltoffen sein und qualifizierte Fachkräfte mit offenen Armen empfangen. „Deutsche Unternehmen müssen sich deshalb auch gezielt selbst bemühen bei all der Unterstützung, die wir zum Beispiel mit der Bundesagentur für Arbeit leisten können.“
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