Wie dem auch sei, manchmal passieren sehr unerwartete Dinge im Leben und das solche in einem Dorf am Rande des Alten Waldes im Norden passierten, würde schon niemanden überraschen. Eines Tages verschwand die alte Weberin ohne eine Spur zu hinterlassen. Als man herausfand, daß ihr Häuschen leer war, ging diese Nachricht wie ein Feuer durch das Dorf. Der Dorfälteste nagelte die Tür und Fenster zu und schickte einen Boten in die Stadt Storvik wo der Sohn und die Tochter der alten Weberim lebten. Am Dorfplatz, bei dem Brunnen und in der Bäckerei summten die gedämpften Stimmen der Frauen wie die Bienen in einem Bienenkorb. Alle waren sie sehr aufgeregt jedoch auch irgendwie bedrückt, denn unerwartete und unerklärliche Dinge am Rande des Alten Waldes bedeuteten nichts gutes und weckten oft die alte Magie der Wesen und Dinge rundherum. Man hörte Fragen die man nicht beantworten konnte, man stellte Behauptungen die nur Vermutungen blieben. Natürlich fehlte auch Kajsa nicht in der Menge jedoch sie schien irgendwie zerstreut und mit etwas was in ihrem Kopf vor sich ging beschäftigt. Wenn schon die anderen Frauen irgendwelche besondere spitze Vermutungen oder säftiges Klatsch erwarteten, so waren sie sicher enttäuscht. Es schien als ob das geheimnisvolle Verschwinden der alten Weberin Kajsa Harmsdottir die Sprache raubte. Natürlich dachte da manche, daß es für Kajsa nicht erfreulich war als das Hauptobjekt ihrer Verleumdung verschwand denn es passierte wenig in dem kleinen Weiler am Rande des Alten Waldes. Lasterhaftigkeit hat nicht viele Brunnen aus den sie trinken kann und in einem Dorf muß man schon aufpassen was man sagt. Die alte Weberin war für Kajsa ein sicheres Ziel, denn die alte Frau lebte alleine und stellte keine Gefahr dar. Ausserdem haßte sie die alte Weberin wegen ihrem Können. Das wußte jeder in dem Weberdorf. Manche Frauen waren auch enttäuscht, denn es bedeutete ein Ende der aufregenden Gespräche am Marktplatz und bei dem Brunnen. Jetzt mußte man warten bis der Sohn und die Tochter der alten Weberin aus der Stadt zurückkamen bevor man irgendetwas überhaupt unternehmen konnte. Am Abend wirkte das Dorf wie ausgestorben denn niemand wußte ob da eine Gefahr oder ein böses Wesen im Wald auflauert. Die Nacht war plötzlich schwer und voll von Magie.
Es war Mitternacht als sich eine Gestalt vorsichtig den Weg tastete der zum Häuschen der alten Weberin führte. Wenn jemand in der Nähe wäre, könnte er hören das da jemand die Bretter von einem der Fenster loszog. Es dauerte nicht lange und eine Kerze wurde in der kleinen Stube angezündet. Kajsa Harmsdottir, in einer Hand einen Spaten, machte sich daran die Steine der Feuerstelle zu entfernen und grub dort wo anders das Feuer brannte. Wer als erster kommt der hat, ging durch ihren Kopf als sie an Gold unter der Feuerstelle dachte. Sie selbst bewahrte das ihre im Kamin und daß sie selbst diese Vermutung in die Welt schickte hatte sie schon längst vergessen. Aus einem Kästchen mit Goldmünzen wurde durch die Umwege ein großer Sack. Kajsa grub und schwitzte von der schweren Arbeit. Plötzlich stürzte die Erde in einen großen Loch und Kajsa stieß unwillkürlich einen Siegesschrei aus. Also es war wahr, dort in einem Gewölbe wird sie den Schatz der alten Weberin finden. Sie zögerte jedoch, denn sie hörte etwas, da bewog sich irgendetwas lebendiges in dem Loch da unten. Sie drehte sich um, um die Kerze die sie auf einem Tisch abstellte zu holen denn das Loch führte wie es schien in ein dunkles Gewölbe. Als sie die Kerze hochhob, ein Schrei entrang ihrer Brust. Bei dem Kamin stand eine große schwarze Katze, so froß wie ein Kalb und fletschte ihre Fangen.
„Ich bin dein fleischgewordener Haß“ knurrte die Katze. „Und jetzt freße ich dich ganz bei lebendem Leibe!“
Als die Dorfbewohner die von den gräulichen Schreien angelockt waren sich dem Häuschen der alten Weberin näherten, bot sich ihnen eine merkwürdige Szene an. Das Häuschen stand im Brand und als man dieses schließlich löschte fand man eine alte unbeschädigte Truhe in der die alte Weberin immer ihre fertigen Stoffe bewahrte. In der Truhe lag die alte Weberin und eine Haarnadel durchbohrte ihr Herz. Kajsas Haarnadel. Von Kajsa Harmsdottir fand man keine Spur, ihr Haß hat sie aufgefressen.
Wie es auch sei und wie auch die Dorfbewohner dahinter kamen was da geschah, vielleicht als sie herausfanden das die fertigen Stoffe unter Kajsas Bett versteckt lagen, wer kann es schon wissen; aber von diesem Tag an wußten die Menschen, daß ein großer ungezügelter und blinder Haß einen selbst vernichten kann. Die Magie und das Alte Gesetz des Nordens: ‚Jede Tat hat den passenden Preis’ war immerhin der beste Richter.
© 2009 Lynagh