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Lynagh

Meister

  • »Lynagh« ist der Autor dieses Themas

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Sonntag, 14. Oktober 2007, 20:11

Der Riesenbaumeister

Wie gut auch die Asen Midgard, die Welt der Menschen, durch einen Wall sicherten, so sollte auch ihr Reich Asgard eine Verteidigung gegen feindliche Angriffe haben, die man sicher durch die Riesen und vielleicht auch durch noch unbekannte Wesen erwarten konnte. Es kam dadurch eigentlich wie gerufen, daß sich da eines Tages ein Mann von mächtiger Gestalt meldete. Odin und die übrigen Asen schnellten zum Haupttor und schauten nach unten auf den Mann der dort wartete und die Zügel eines prächtigen weißen Hengstes in seiner Hand hielt. Er war groß und trotzig und weiter war an ihm nichts Besonderes - außer, daß er schlecht gelaunt schien.

„Seid Ihr der Meisterbauer der für uns eine Wallmauer bauen möchte?“ fragte Odin.
„Ja, das bin ich,“ antwortete der Mann. „Und ich schwöre, daß ich die ganze Wallmauer in drei Jahren fertig kriege, hoch und stark genug um alle Riesen aufzuhalten." So einen Vorschlag fanden die Asen natürlich wunderbar, aber sie waren erschrocken als sie den Preis vernahmen:

„Ich will kein Gold noch Wertsachen als Bezahlung“, sagte der Fremde, „da ich unverheiratet bin, solltet ihr mir eine Eurer Frauen, nämlich Freya, als Gemahlin geben. Und als Brautschatz die Sonne und den Mond.”
Erst dachten alle Asen, daß es ein Witz war und wollten den Mann wegschicken, mit einer Warnung nicht so frech und unverschämt zu sein, aber Loki sagte: „Vielleicht ist da was dran. Ihr alle wisst, niemand ist imstande so eine Mauer in drei Jahren zu bauen - das kann kein Mensch, aber vielleicht hat er eine Zaubermacht im Besitz, die wir nicht haben. Nehmt das Angebot an, aber verlangt, daß er die Mauer bis zum letzten Stein während eines Winters baut und niemand darf ihm helfen. Wenn er am ersten Tag des Sommers nicht fertig ist, kriegt er keinen Lohn... Es ist unmöglich, aber in jedem Fall kann er eine gute Fundierung anlegen, die wir dann für nichts haben!“

Es schien als ob Loki Kwasirs Blut getrunken hat, denn alle Asen ließen sich dazu überreden und Odin unterbreitete dem Mann den Gegenvorschlag.
„Ich nehme ihn an." sagte der Mann. „Niemand wird mir helfen, aber Ihr müßt mir erlauben daß ich mein Pferd hierbei gebrauchen darf.“
Da sah niemand etwas unehrliches oder bedrohliches darin und alle Asen schwörten teuere Eide, daß sie ihm Freya geben werden und die Sonne und den Mond, wenn die Arbeit am ersten Sommertag fertig wird. Am nächsten Tag begann der Winter und der fremde Baumeister fing mit seiner Arbeit an. Gegen Abend fühlten sich die Asen weniger zuversichtlich denn das Pferd des Baumeisters, Swadilfari, brachte solche enorme Mengen riesiger Steine her, daß es ein Wunder schien. Jeder der Steine wurde von dem Baumeister auf Maß gebeitelt, aufeinander gesetzt und dauerhaft eingemetzt. So ging die Arbeit schnell voran. Jeden Tag brachte Swaldifari enorme Ladungen an Steinen und jeden Tag baute sein Meister an der Mauer, so daß wenn der Winter zu Ende ging, die Mauer nahezu fertig war. Entsetzt und bestürzt versammelten sich die Asen.

„Es sind nur noch zwei Tage bis Sommer und wir sehen alle, daß die Mauer ohne weiteres fertig wird und wir sind verpflichtet eine der unseren einem Fremden zu geben? Und müssen Asgard und Midgard untergehen ohne Sonne und Mond welche vielleicht von dem Zauberer an die Riesen verkauft werden?“
„Aber wir haben einen Eid geschworen und den dürfen wir nicht brechen,“ bemerkte Forseti der Sohn des hübschen Balder.
„Warum haben wir auch so ein wahnsinniges und übeltätiges Versprechen getan?“ fragte Tyr böse. „Wir könnten die Riesen auch ohne eine Mauer bekämpfen.“
„Der schlaue Loki hat uns überredet." sagte Odin bedächtigt.
„Dann muß uns Loki auch aus diesem Wahnsinn helfen,“ knurrte Thor, wütend um sich rum schauend. „Wenn er es nicht tut, breche ich ihm alle Knochen!“
„Ihr wart Euch doch auch alle einig, daß der Baumeister es nie fertig brächte. Ihr solltet mir keine Schuld geben, daß ich etwas vorschlug das Ihr alle so gerne annahmt.“
„Ich war nicht dabei“ rief Thor so wütend, daß sein roter Bart steif wurde. „Ich hatte die Wache und ich bin davon überzeugt, daß Loki, der Sohn von Laufey, uns einen gemeinen Streich gespielt hatte! Er hat uns in Schwierigkeiten gebracht also er soll uns auch wieder da rausholen!“
Die meisten Asen waren es mit Thor eins und Loki kriegte langsam Angst. Zwar protestierte er, daß er auch nicht wissen konnte, daß das Pferd magische Kräfte hatte, aber es half nichts.
„Ich weiß sicher, ich werde etwas finden um dem Mann sein Lohn nicht bezahlen zu brauchen, ich habe da einige gute Ideen im Kopf! Aber es macht mich traurig, daß Ihr nicht glaubt, daß es nur ein reiner Zufall ist daß Ihr in Gefahr seid.“
„Es gibt da niemanden der dir nicht vertraut oder glaubt Loki,“ sagte Odin. „Du bist einer von uns und mein Blutsbruder, aber Thor hat recht, deine Art ist schlauer als die unsere. Du hast uns dazu gebracht diese Übereinkunft zu schließen, darum solltest du uns auch davor behüten ihr nachkommen zu müssen.“
„Aber ohne, das wir eines Meineids beschuldigt werden und uns dadurch besudeln,“ munkelte Forseti. Damit waren alle Asen der selben Meinung.

Darauf verließ Loki Asgard und Thor brummte argwöhnend daß er sicher zu den Riesen zurück ging. Die anderen Asen sagten nichts, sondern stellten sich auf die fast fertige Mauer und schauten was passieren wird. Am Abend kam der Baumeister mit seinem großen Hengst Swadilfari der eine Menge Steine trug. Als sie fast am Fuß der Mauer waren, sprang aus dem nahen Wald eine wunderschöne weiße Stute, die steigerte und wieherte. Plötzlich schien Swadilfari wie verrückt: Er steigerte auf seine Hinterbeine, machte einen unerwarteten Sprung, die Zügel rissen, die Steine flogen rundherum und stürmte er los in die Dunkelheit. Die ganze Nacht und den Tag darauf folgte Swadilfari der Stute, mit seinem Meister hinterher der vergeblich schimpfte und drohte. Am letzten Winterabend kam er zurück nach Asgard, ohne Pferd und als er über Bifrost angelaufen kam, blieb er inmitten der Asen stehen und schimpfte und brüllte, beschuldigte alle des Meineids und Betrügerei und seine Raserei wurde größer und größer bis diese größer war als seine Schlauheit und er began zu wachsen auch, wurde immer größer, häßlicher und bösartiger.

Da merkten die Asen, daß er einer ihrer Feinden der Reifriesen aus Jötunheim war und sie umkreisten ihn drohend. Jedoch Odin stellte sein Schild Svalin so, daß er am östlichen Himmel die Sonne verbarg. Plötzlich hielt der Riese inne mit seinen Drohungen Asgard zu zerstören und alle Asen ausgesondert Freya in die Schlucht Niflheims zu werfen. In dem Augenblick nämlich hob Odin sein Schild Svalin auf und die aufgehende Sonne veränderte den Reifriesen in einen riesigen Felsenbrocken, der von der Mauer nach Midgard rollte wo, er in einen Haufen Staub und Kiesel zerfiel.
Einige Monate später kam Loki mit dem Wunderpferd Sleipnir das acht Beine hatte und das schnellste Pferd auf der ganzen Welt war nach Asgard zurück. Er war das Fohlen von Swaldifari und der weissen Stute und wurde Odins Pferd, der ihn seitdem immer durch die Wolken und über Midgard trug.


© 2007 Lynagh
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)