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Lynagh

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  • »Lynagh« ist der Autor dieses Themas

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Donnerstag, 13. März 2008, 04:15

Die Schlangenherzen

Es war ein Tag voller Freude, ein Tag an dem sich der Frühling und der Sommer mit Erdbeerlippen küßten; die Blumen strahlten mit den unglaublichsten Farben und die Kräuter verbreiteten einen angenehm würzigen Duft. Ein Tag an dem auch die verfallenen Mauern der Hütte und sogar der Staub nach Sonne rochen. Ein Tag der nur Freude brachte. Ragnhild brachte den Korb voll Wäsche zum Fluß, kniete sich nieder und machte sich an die Arbeit und sang ein fröhliches Lied. Sie war ein wunderschönes Mädchen mit blodem Haar und himmelblauen Augen das da auf dem Ufer kniete. Als sie am Nachmittag , nachdem sie und ihr kleiner Bruder eine einfache Mahlzeit zu sich nahmen die Wäsche aufhing kamen da vier Herren angeritten.

„Schönes Mädchen“, riefen sie fröhlich. „Komm, laß die Arbeit und komm mit uns. In schönen Kleidern wirst du die Königin sein!“ „Ich würde mit Euch gerne mitreiten wenn ich bloß meinen kleinen Bruder nicht hätte. Unsere Eltern leben nicht mehr und da habe ich jetzt die Verpflichtung.“ Die Reiter riefen ihr noch schöne Worte zu und ritten weiter.

Am nächsten Tag, als sie gerade ihren Garten versorgte hörte sie Huffen auf dem Weg. Da kamen die vier Herren angeritten und riefen: “Schönes Mädchen komm mit uns!“ „Ich würde mit Euch gerne gehen wenn ich meinen Bruder nicht hätte.“ „Den Bruder kannst du doch vergiften und dann doch mit uns fortgehen,“ riefen sie alle.

Und so kamen sie an jedem Tag und Ragnhild dachte schließlich, ja warum nicht, anders verschwende ich noch mein Leben und ich kann wie eine Königin leben. Sie nahm ein Korb und ging ins Wald wo sie Teufelpilze sammelte und eine giftige Schlange tötete. Dann kochte sie das alles. „Komm mein Brüderlein, komm“ rief sie den kleinen Jungen. Das Abendmahl wartet schon auf dich.“ „Was ist das Schwesterlein,“ fragte er. „Ein Häßchen habe ich dir gebraten und schon in kleine Stücke geschnitten“, sagte Ranhild. „Und frische Pilze dabei, iß nur iß.“ Der kleine Junge nahm ein Bissen, aber irgendwie schmeckte es ihm merkwürdig. „Ich mag es nicht zu essen Schwesterlein.“ „Aber iß, wenn du mich liebst, iß. Ich habe es dir mit Liebe bereitet.“ Er aß und es dauerte nicht lange, er starb. Ragnhild legte ihren kleinen Bruder in ein Grab und am nächsten Morgen packte sie ihre Sachen zusammen.

Da hörte man die Huffen auf dem Weg. Da kamen die vier Herren wieder angeritten und riefen: “Schönes Mädchen komm mit uns!“ „Ja ich komme!“ rief Ragnhild und eilte hinaus. „Und wo ist dein Bruder?“ fragten die Herren überrascht. „Den habe ich vergiftet wie Ihr mir geraten habt und jetzt kann ich mit Euch fortgehen.“ „Oh nein!“ riefen die Reiter, „wir wollen keine Mörderin. Die wird uns bald auch vergiften.“

Und so endete die schöne Ragnhild hoch auf dem Galgen und überquerte die Helheimpforte in ein finsteres Reich wo für sie nur ein Weg bereit lag, der welcher zum Angststrand führte.

© 2008 Lynagh
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)