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Tarja

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Donnerstag, 16. Februar 2012, 14:51

Der Fimbulwinter

Wer unsere alten Mythenwelt kennt, oder Naturgläubig ist, der kennt sicherlich den Begriff "Fimbulwinter"
In der Mythologie leitet der Fimbulwinter den Untergang der Götter, auch Ragnarök genannt, ein.
Fimbulwinter heißt soviel wie riesiger Winter, langer Winter.
Was meint ihr, handelt es sich wirklich um eine Überlieferung von einer "Eiszeit", einer Zeit von Wintern ohne einen Sommer dazwischen?
Es wir spekuliert, das es sich um eine Klimaveränderung in der Bronzezeit handelt.

Ich frage mich, darf man die Eddaüberlieferungen so sehen, oder steckt da etwas ganz anderes dahinter?
Ich habe meine eigenen Ansichten darüber.
Aber ehe ich damit raus rücke, warte ich es ab und bin neugierig, wie ihr das so seht. ;)
Oder vielleicht der eine oder andere es so sieht wie ich???
Also laßt hören!
„Die Wahrheit bedarf nicht viele Worte, die Lüge kann nie genug haben.“

Nietzsche

Lynagh

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Donnerstag, 16. Februar 2012, 16:12

Tarja ich denke dass es noch mit der Eiszeit zusammenhängt - das würde sicher beweisen dass die germaniche Mythologie viel, viel älter ist als angenommen.
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)

Tarja

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Donnerstag, 16. Februar 2012, 16:28

Nun die Edda, das Sammelwerk der Mythen zu einem zusammenhängenden Werk geformt, ist gar nicht so alt. Aber ja, die Mythen selbst, die Überlieferungen, sie sind weit aus älter als die Edda selbst.
Ob sie aber bis zurück in die Eiszeit reichen, bezweifle ich eigentlich.
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Lynagh

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Freitag, 17. Februar 2012, 13:44

Nun ja es gab auch mehrere Nachwehen der Großen Eiszeit, die kleineren Eiszeiten. In der wirklich großen Eiszeit gab es wahrscheinlich nur die Mammutjäger aber die Gletscher zogen sich nur langsam zurück und wuchsen wieder in gewissen Perioden an - nicht so weit wie zu der Großen Eiszeit natürlich aber sicher tief in die Gebiete im Norden sicherlich. Nur die alten germanischen Sagen berichten über Fimbulwinter und wie du richtig bemerkt hattest ist die Edda nicht alt die Sagen sind uralt. Und es gibt auch Unmengen von Sagen viel mehr Sagen als in der Edda. Am Siljan Meer in Dalarna, Grenzgebiet was in Mitten von Schweden / Norwegen liegt und woher meine schwedische Großmutter stammt erzählte man viele Sagen über den Todeswinter, dem Ende des Großen Streits zwischen den Assen und Joten und über den Anfang der neuen Zeit das nicht nur einmal sondern mehrmals stattfand denn nach Ragnarök lief nicht alles glatt und es gab, wie die Sagen erzählen mehrere Untergänge und mehrere Anfänge danach. Die Menschen in Dalarna waren immer eine besondere Gruppe die viel länger die alten Gebräuche und Sagen am leben hielten weil sie eigentlich ziemlich isoliert lebten; nach Dalarna gab es wenige Pässe die im Winter zu waren. Das ist gegenwärtig natürlich nicht mehr so, neue Straßen und Bahnverbindungen und am Siljan Meer wachsen Außenhäuser reicher Stockholmer und dort kommen auch Touristen. Die alte Struktur ist leider weg. Die Menschen aus Dalarna waren immer ein stolzes Volk, alle hochgewachsen und blond (Vasa Könige bevorzugten Dalarna Männer als ihre persönliche Wache) und es ist ein Gebiet wo die Menschen am längsten ihre Trachten trugen.

Leider wird die Germanische Mythologie stiefmütterlich behandelt, sie passt nicht in die neue vorgeschriebene Korrektheit obwohl sie sicher so alt wenn nicht älter als die Griechische Mythologie ist.
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Freitag, 17. Februar 2012, 14:28

Zitat

Leider wird die Germanische Mythologie stiefmütterlich behandelt, sie passt sie nicht in die neue vorgeschriebene Korrektheit obwohl sie sicher so alt wenn nicht älter als die Griechische Mythologie ist.


Ja, das ist alles alt. Aber bedeutet "Alt" wirklich alt? Steckt nicht viel mehr dahinter, wie nue klimatische ERscheinungen? Ist die Edda wirklich ein Buch aus vergangenen Zeiten?
Nein, ganz und garnicht.
Wenn wir uns mit der Edda befassen, dann stellen wir fest, es ist ein höchst modernes Werk.

Was die stiefmütterliche Behandlung der Edda angeht, so muß ich fest stellen, das sie immer mehr aus dem Land des Vergessens zurück geholt wird. Vorallem viele junge Menschen beginnen sich damit zu beschäftigen. Ob sie die Edda verstehen, nun das bleibt noch offen, und abzuwarten.
Aber ich denke schon, ich traue einigen eine ganze Menge zu. ;)

Ahnst du, worauf ich hinaus will?
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Sima

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Samstag, 18. Februar 2012, 19:28

Eigentlich kann ich ja gar nicht mitreden,

Zitat

Leider wird die Germanische Mythologie stiefmütterlich behandelt, sie passt sie nicht in die neue vorgeschriebene Korrektheit, obwohl sie sicher so alt, wenn nicht älter als die griechische Mythologie ist.
Ja, das ist alles alt. Aber bedeutet "Alt" wirklich alt[Einfügung von Sima: im Sinne von überholt, verbraucht?] ?
Steckt nicht viel mehr dahinter, wie nur klimatische Erscheinungen?
Ist die Edda wirklich ein Buch aus vergangenen Zeiten? [Einfügung von Sima: habe ich so verstanden: Geschichten, die wir in der Vergangenheit lassen sollten, nicht übertragbar auf das Heute.]

Nein, ganz und gar nicht.
Wenn wir uns mit der Edda befassen, dann stellen wir fest: es ist ein höchst modernes Werk.

Was die stiefmütterliche Behandlung der Edda angeht, so muß ich fest stellen, das sie immer mehr aus dem Land des Vergessens zurück geholt wird. Vor allem viele junge Menschen beginnen sich damit zu beschäftigen. Ob sie die Edda verstehen, nun das bleibt noch offen, und abzuwarten.
Aber ich denke schon, ich traue einigen eine ganze Menge zu. ;)

Ahnst du, worauf ich hinaus will?
. . . ., weil ich von der Edda nur das kenne, was uns in der Schulzeit gelehrt wurde. Aber wir hatten eine super gute Deutsch-Lehrerin - (mit welcher ich noch immer hin und wieder Kontakt habe, obwohl wir 70 km auseindander wohnen) - und ich habe auch im Alter von 18-25 hin und wieder durch einen älteren, gebildeten Kollegen davon gehört. Immerhin habe ich ein Heft mit Geschichten daraus in meinem 11. Lebensjahr von meinem Vater geerbt, was ich über die Jahre retten konnte.
Nun lese ich das ja nun nicht aller zwei Wochen. Was mir im Gedächtnis geblieben ist, daß ist, daß die Grundeigenschaften der Menschen schon immer vorhanden waren und sind, ganz gleich, welche äußeren Umstände das Menschheitsgeschlecht (als Gesamtheit) begleitet, geformt und gefordert hat.

Leider sind derzeit die äußeren Umstände so, daß eine Vereinzelung des Induviduums - in der endlosen, nicht überschaubaren Masse mit zu viel Leistungsanspruch an den Einzelnen - das Bewußtsein der Kraft und Stärke in der Gemeinschaft negativ in der Erziehung, wie auch im Berufsleben beeinflußt und wirkt, was sich gerade auch in bestimmten, zahlenmäßig zunehmenden Krankheitsbildern zeigt.

Mich interessiert nun sehr worauf du hinauswillst.

FG Sima
In der Ruhe liegt die Kraft.

Tarja

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Sonntag, 19. Februar 2012, 16:11

Danke Sima, das auch du dich hier eingefunden hast und so einige Gedanken von dir eingeschoben hast.
Vielleicht hat noch jemand anderes Gedanken zum Fimbulwinter? ...zu Ragnarök?

Ich sage nur kurz, nichts ist veraltet, überholt, verbraucht. Und die Vergangenheit ist die Geschichte. Und die Geschichte ist immer übertragbar.

Zitat

Was mir im Gedächtnis geblieben ist, daß ist, daß die Grundeigenschaften der Menschen schon immer vorhanden waren und sind, ganz gleich, welche äußeren Umstände das Menschheitsgeschlecht (als Gesamtheit) begleitet, geformt und gefordert hat.

...setz doch mal genau hier an!
Alles weitere was du dann schreibst ist nicht relevant. ;)

Werde vorraussichtlich Mitte der Woche meine Gedanken zu Ende schreiben.
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Nietzsche

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Montag, 20. Februar 2012, 13:08

Da ich mir nicht sicher bin, ob ich die nächsten Tage genug Zeit habe um meine Ansichten zu schreiben, fahre ich eben jetzt damit fort, inklusive einem Seitenblick auf andere Mythen, welche zwar alt sind, und dennoch immer aktuell blieben. Denn sie berichten nichts anderes wie die Geschichte vom Werden und Vergehen, die Geschichte der Menschheit und ihren daraus resultierenden Lehren.
Egal ob sie einstmals Jäger oder Sammler waren, oder ob sie 2000 Jahre später das Weltall eroberten.


Die eddische Völuspá gibt die Vorzeichen des Weltendes folgendermaßen wieder (Vsp. 45):

Viel weiß der Weise, sieht weit voraus
Der Welt Untergang, der Asen Fall.
Brüder befehden sich und fällen einander,
Geschwister sieht man die Sippe brechen.
Der Grund erdröhnt, üble Disen fliegen;
Der eine schont des andern nicht mehr.
Unerhörtes ereignet sich, großer Ehbruch.
Beilalter, Schwertalter, wo Schilde krachen,
Windzeit, Wolfszeit eh die Welt zerstürzt
.


...und jetzt für die Christen unter uns aus Matthäus (24, 7) :

Denn es wird sich empören ein Volk über das andre und ein Königreich über das andre, und werden sein Pestilenz und teure Zeit und Erdbeben hin und wieder

oder aus Markus (13, 8 und 12)und ähnlich Lukas (21, 10)

Es wird sich ein Volk über das andere empören, und ein Königreich über das andre. Und werden geschehen Erdbeben hin und wieder, und wird sein teure Zeit und Schrecken. Das ist der Not Anfang.
Es wird aber überantworten ein Bruder den andern zum Tode, und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören wider die Eltern, und werden sie helfen töten


Die Überlieferung des Fimbulwinters ist in ihrer Grundaussage weit aus älter wie die ca. 2000 Jahre alten Überlieferungen aus der Bibel. Und dennoch, obwohl beide Überlieferungen aus ganz verschiedenen geographischen Breiten dieses Planeten entstanden, haben sie eine gemeinsame verblüffend ähnliche Aussage was die untrügerischen Anzeichen eines Untergangs betreffen.

Aber noch verblüffender ist die über 4000 jährige Überlieferung der Rigveda, deren Endzeit - Überlieferung vermutlihc schon aus der Zeit der Indoeuropäer zu wurzeln scheint.
Aber lest selbst:

Das Menschengeschlecht ist verwarlost. Seine Schlechtigkeit hat ihren Höhepunkt erreicht. Riesige Feindesheere rücken ins Land ein und machen aus seiner Erde ein Schlachtfeld. Der Tau ist rot von vergossenem Blut. Wölfe streichen in Scharen umher und sättigen sich an Menschenfleisch. Der Winter Malkosh bricht mit Schneesturm und unerhörter Kälte herein. Er wird drei Jahre lang dauern

Erstaunlich, nicht wahr?
Gerade an der sehr alten Rigveda erkennen wir, wie alt die Wurzeln der eddischen Fimbulwinter-Überlieferungen sein müssen, finden wir auch darin die Aussage von einem "dreijährigen Winter" und der "Wolfszeit" wieder.

Meiner Ansicht nach ist die Edda eine Niederschrift universeller menschlicher Weisheiten. In dichterischen Bildern geformt, die wir Menschen heute, da wir uns intelligenter bezeichnen als unsere Vorfahren, eigentlich verstehen sollten. Die Gottheiten, die ja letztendlich von uns Menschen gemacht wurden, agieren dort so, das es für uns Menschen nachvollziehbar wird. Und somit auch die Überlieferung der damaligen Werte, die sich aus unserer Natur, und der Natur um uns herum aufbauten, und die unser Überleben absicherten.
Denn eines ist doch Fakt, die aus den Gesetzmäßigkeiten der Natur hervorgegangenen Weisheiten und den daraus entlehnten Werten, kann auch eine hochtechnisierte Gesellschaft nicht außer Kraft setzen. Und darum bin ich der Meinung, der Überzeugung, das wir die Edda, die Überlieferung unserer Ahnen noch heute benutzen können.
Denn lesen wir über den Fimbulwinter, lesen wir weiter über das Ragnarök bis hin zur Einführung einer neuen Zeit,
dann wissen wir wo wir heute stehen, das wir wenig ändern können.
Aber wir wissen wohin wir gehen, was wir für uns daraus lernen. Wir gehen mit einem nicht zu unterschätzenden Wissen in die Zukunft und sind vermutlich besser vorbereitet, wie manch anderer.
Vorallem wissen wir, das es so kommen muß, um etwas Neuem die Chance zu geben. Wir behalten die Hoffnung in einer heute ziemlich hoffnungslosen von Zerfall geprägten Welt.

Und nun ein Vergleich mit dem Zustand unserer heutigen Welt, mit dem mythischen Fimbulwinter:

Brüder fällen einander - siehe die arabischen Länder
üble Disen fliegen - Kriegsgedanken fliegen durch die Welt
Unerhörtes ereignet sich - Wirtschaftskrise, Schuldenkrise, Bankenkrise, Eurokriese, vergiftete Nahrung
Brüder befehden sich, Geschwister brechen die Sippen - Mann gegen Frau, Frau gegen Mann, Kind gegen Eltern, Familien zerbrechen, Alt gegen Jung.

Ja, ... der Fimbulwinter hat begonnen und ist schon längst ein Selbsläufer geworden. Nicht nur Mächtige unterdrücken ganzen Völker, auch die Entsolidarisierung ist schon so weit voran geschritten, dass jeder ausgegrenzt wird, der nicht die Massenströmung mitmacht, oder mitmachen kann.
Es ist schon so weit gekommen, das die Menschen es sich verinnerlicht haben, sie denken sogar von sich selbst, wenn sie nicht mithalten können, sind sie nicht mehr wert.
Kranke und Alte die von den Kassen keine Behandlung mehr bekommen, weil sie "zu teuer" sind, Kranke die sich keine Krankenversicherung mehr leisten können, Mütter die nicht wissen wo sie entbinden sollen, weil sie die Entbindung nicht bezahlen können. Und das auch hier in Deutschland!!!
Selbständige die sich halb tot schuften und trotzdem kaum genug Geld zum Überleben verdienen. Alle werden sie als Einzelschicksale und Versager hingestellt, und sehen sich oft selbst so. Mit dem Ergebnis, das sie sich und manchmal auch dem Leben ihrer Angehörigen aus Verzweiflung ein Ende setzen.
Es gibt kein wirkliche Ursachenforschung, kein wirkliches Mitleid, keine Solidarität mehr in der Gesellschaft.
Jeder kämpft für sich ums Überleben.
Die Vereinzelung greift rapide um sich, die Menschen kümmern sich nicht mehr umeinander.
DEr dreijährige Fimbulwinter hat nichts mit einem meteorologischen EReignis zu tun, er ist die Darstellung der Eiszeit zwischen den Menschen. Eine Zeit der kalten Herzen. Und die "Drei" ist nur ein Sinnbild für eine Epoche. Die kann für ein Jahr kalte Herzen stehen, oder aber auch für dreißig und mehr Jahre stehen. Sie hat nur Symbolcharakter.

Und ganz zuletzt schauen wir auf den ewig wanderenden Banner dieses Forum!
Warum wurde es hier eingesetzt? Warum hat dieses Banner mich veranlaßt über den Fimbulwinter zu schreiben?
Weil es uns anspricht, weil es uns die Welt um uns herum vergegenwärtigt. Wir haben ein Gefühl dafür entwickelt, das die Aussage dieses Banners so real ist, das wir uns von ihm angesprochen fühlen.

Und dennoch:
Alle bis auf ein Menschenpaar, das sich unter die schützenden Wurzeln Yggdrasils rettete. Es hieß Lif und Lifthrasir.

Ragnarök ist ein Untergang aber auch ein Neubeginn, ohne all das Schlechte.
„Die Wahrheit bedarf nicht viele Worte, die Lüge kann nie genug haben.“

Nietzsche