Yggdra Gersdottir, die Enkelin der weisen Völva und selbst die weise Frau Midgards und Beraterin des Königs Gunnar den Besten der gerade für weitere fünf Jahre zum König gewählt wurde, saß in ihren Turm und dachte über den Großen Rutsch der alle so überrascht hatte. Sie war ein Denker und sie war auch eine mächtige Zauberin. Noch immer, als sie an die Katastrophe des Großen Bruchs, der Storegga, dachte, lief ein kalter Schauder ihr über den Rücken. Unerwartet, unvorbereitet, denn niemand konnte es je vorsehen, wurde ein Teil Midgards in den Raum der Zeit geschleudert. Ein großes Gebiet brach ab von dem eben entstandenen Neuen Midgard nach dem Ragnarrök als das Feuer und das Eis aufeinander trafen und viele Helden ihre letzten Heldentaten vollbrachten; ja, ein Rand von dem alten Kontinent brach plötzlich ab, verursachte eine riesige Katastrophe und verlor sich damit in einem Maelström des Zeitraumes und verlor damit die Verbindung zu allen den neun Welten Yggdrasils. Vieles war verloren auch manches Leben. Yggdra selbst verlor ihre ältere Schwester Astla die sich weit weg befand und in der damaligen Welt zurückblieb. Nun die damalige Welt... alles ist wie man es betrachtet denn nun nachdem Midgard brach und wieder der alten Erde als ein Pflaster auf eine offene Wunde zugefügt wurde, war eben dieses Stück das älteste unveränderte Gebiet die es je gab. Die Erde, die Menschenwelt, durchlief inzwischen Jahrtausende in der Zeit aber der Zeitwirbel des Storeggabruchs dauerte nur Sekunden. Schließlich ist die Zeit abhängig von dem Raum in dem sie wirkt und der Raum krümmt sich in der Zeit und leztendlich ist die Zeit auch nicht die einzige universelle Konstante.
Ygdra seufzte tief als sie daran dachte, denn ganz plötzlich befanden sich alle Menschen des Storegga-Midgards in einer fremden Welt die doch auch die ihre war, in einer Welt welche die Verbindung zu der Entität der neun Welten Yggdrasils auch schon längst ganz verloren hatte. Nun alle Menschen...? nicht wenige starben durch den Schub und durch einen mentalen Schock. Aber die meisten überlebten und wollten weiter leben.
Yggdra’s übermäßige Neugier im bezug auf die Beschaffenheit der Raumzeit machte es möglich, daß sie wussten wo sie sich befanden, wieder auf der alten Menschenwelt; und ließ sie auch übersehen welche Teile der Welt sich in ihrer unmittelbaren Umgebung befanden... Jetzt blieb nur herauszufinden was auf der alten Menschenwelt so vor sich ging.
Es gibt andere Dimensionen und Zeitanomalien, es gibt auch Tore zwischen den Dimensionen, aber nur ein großer Weise mit einem unbegrenzten Geist kann oder imstande ist diese auch zu öffnen ohne Schaden einzurichten. Nicht mal die alten Götter der Germanen, die Asen, konnten diese Tore außerhalb der neuen Welten der Urzeit öffnen, obwohl sie wussten das es sie gab.
Draußen vor ihrem Turm hörte sie die Schritte und Stimmen der Menschen die sich zum Thing in der Halle des Königs versammelten. Sie schaute in ihr Spiegel, flocht ihr weißblondes Haar in einen dicken Zopf den sie wie eine Krone auf ihrem Haupt wickelte. Ihre dunkelblaue Robe welche die selbe Farbe hatte wir ihre Augen und der große blaue Saphir der auf einer Halskette hing, ließen ihre Haut strahlen. Sie zog einen langen Silberfuchsmantel an, nahm die Pergamentrollen und Folianten die an einem Tisch lagen, steckte sie in eine lederne Tasche und machte sich auf den Weg zum Thing in die Halle des Königs.
Die Halle in der das Thing stattfand war mit vielen Fackeln erleuchtet und mit Banner geschmückt. Der König trat ein und der Zeremonienmeister schlug mit seinem Stab dreimal auf den Boden. Das Thing war damit eröffnet.
„Vier Krieger schickten wir in die Außenwelt“, sagte der König. „Nur drei sind zurückgekommen. Hört alle die Berichte die uns diese Männer brachten!“ Als erster sprach der Krieger der nach Nordosten gesendet wurde. „Im ehemaligen Nordland und dem Königreich der Sveas herrschen Schwächlinge. Die Könige sind keine Krieger und verraten ihren Volk indem sie fremde Horden in den Grenzen ihrer Reiche dulden. Weiter im Osten herrscht ein Volk von robusten weißen Menschen die durch steinreiche Räuber regiert werden. Die Bauern bearbeiten nicht ihre Felder und sind meistens betrunken. Die Weiber haben keine Ehre.“
„Auf der Insel der Kelten und Angelen regiert eine alte Frau,“ berichtete der zweite Krieger. Auch dort leiden die ursprünglichen Stämme die an uns verwandt sind, durch eine Invasion von dunkelhäutigen Fremden die das Land ausrauben und einer sehr fremden Religion zugeneigt sind. An der Küste gibt es noch zwei kleine Königreiche...“ der Krieg spuckte in das Feuer im Kamin und diese Geste zeigte was er davon hielt. „Normanen und Wikinger, unsere Brüder-Stämme sind irgendwie ausgestorben,“ sagte er traurig. „Ihre Nachkommen sind alle Feiglinge.“
„In Danmark,“ sagte der dritte Krieger „dort sitzt auch eine Frau auf dem Thron. Aber auch dort gibt es und gab es schon lange keine Krieger-Könige. Weiter nach Süden gibt es noch ein großes Land wo sich viele germanischen Stämme vereinigt hatten.“ Im Saal erklangen endlich freudige Rufe. „Nun das große Reich dort ist auch von einer Frau regiert und es herrscht dort überall leider ein Verfall aller Normen und Werte.“ Der Krieger schwieg eine Weile und fügte entscheiden dazu: „Ein Reich regiert von einer hässlichen Frau die immer Hosen trägt aber ganz sicher keine Kriegerin ist und auch keine Zauberin oder weise Frau.“
© 2009 Lynagh