Sie sind nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen im Heimatforum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

Lynagh

Meister

  • »Lynagh« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 2 011

Registrierungsdatum: 3. Oktober 2007

Wohnort: Holland

Danksagungen: 5

  • Nachricht senden

1

Donnerstag, 17. April 2008, 07:01

Das Schiff aus Vinland

Lange, sehr lange segelte das Schiff aus Vinland Richtung Nordosten; dorthin wo die alte Heimat lag. Es nahm die nun bekannte Route und lief die Häfen der neuen Länder an, in Grønland und in Island, wo es neue Vorräte und frisches Wasser gab und auch einige Tage Aufenthalt, denn es gab noch nicht viele Schiffe die zu der alten Heimat fuhren – nicht nur Fracht beförderte das Schiff, sondern auch Reisende zwischen Vinland und Grønland nahm es oft mit.

Diesmal aber war das Ziel die alte Heimat. Es gab auch einige Personen aus Vinland und Grönland die zurück nach Island wollten, nach Vatnfjörd. Die große Insel Island war nun die älteste der neuentdeckten Gebiete im Westen und bot vieles, was weiter westlich immer noch nötig war. Es war eine merkwürdige Landschaft mit vielen warmen Quellen die je nach Sonnenstand in den verschiedensten Farben schillerten, und einigen drohenden Feuerbergen. Hoch ragte das Massiv der Hekla, des Tor von Helheim in die Höhe und oft spuckte es vor Wut Feuer und Rauchwolken. Vom Herdurbreidarhals konnte man die Feuerspalte Heklugja überblicken. Nicht weit strahlten weiß die Gletscher Langjökull und Hofsjökull in der Sonne. Es gab dort auch ein Labyrinth zwischen pechschwarzen Säulen, Lagahraun genannt. Es gab große Lavafelder, eines der größten hieß Sölvahraun. Es war eine Landschaft die an das Ende der Zeiten denken ließ und trotzdem wunderschön war. Nicht weit von Hekla war ein großer Bauernhof, Stöng, in der Nähe die Wasserfälle Haifoss und die Schlucht Gjain.

Der wilde Fluss Ofaerufossin stürzt sich mit zwei Kaskaden in die Schlucht. Hraun (Lava) war fruchtbar und der Fischfang überreich. Die Menschen auf der großen Insel lebten zufrieden. Nur manchmal trübte die Sehnsucht der Älteren nach der alten Heimat ihr Glück. Die Älteren träumten davon, wieder ihren Geburtsgrund zu sehen, und die Jugend von den Heldentaten und Abenteuern in den alten Ländern des Norden hinter dem Meer.

Der Wind war richtig als das große Segelschiff wieder Vatnfjörd verließ und das Schiff hielt die Nordost Richtung auf dem grauen Meer des Nordens.

Am Abend des letzten Tages befand es sich aber plötzlich in einem großen Sturm. Ein der Stürme die den Frühling brachten und ankündigten in diesen nördlichen Gebieten. Am Land eigentlich willkommen aber am offenen Meer gefürchtet. Mit voller Wucht trieb der Sturm das Schiff voraus. Die Wellen hoben es hoch, der Wind rüttelte an die Segeln. Es war schon Abend wenn sie am Horizont ein Feuer sahen und der Sturm trieb sie in diese Richtung. Alle Männer waren auf dem Deck beschäftigt und wer nicht am Rudern stand oder mit den Segeln und Tauen an der Arbeit war, der schöpfte das Wasser aus.

Das Feuer, das in der Ferne auf einem hohen Kliff brannte war nicht ein einziger Feuer sonder drei Feuer die einen Triangel bildeten. Zwei kleinere als Basis und ein viel größeres das die Spitze bildete.

„Feuer auf Storegga!“ erklang ein Schrei. Jeder Seemann kannte dieses Triangel und wusste was das bedeutete. Feuer auf Storegga, bedeutete Gefahr, denn dieses Feuer warnte alle Schiffe von der Trompete des Nordens, dem gierigen und mächtigen Maelström. Die Männer bemühten sich den Kurs des Schiffes zu ändern, aber es war eine vergebliche Mühe. Es trug nur wenig Segel in so einem Sturm und unter den Stößen des stürmischen Windes und in Umarmung der gepeitschten Wellen wurde das Schiff unweigerlich in die falsche Richtung getragen. Es blieb der Besatzung nichts anderes als die Hoffnung..

Gerade als sie nicht einmal zu hoffen wagten und das Feuer auf dem Storegga Kliff nicht so weit schien, legte sich der Sturm. Segel wurden geheißen, so viele wie das Schiff nur tragen könnte. Jedoch etwas war nicht richtig. Das Schiff bewog sich schnell und es umschrieb einen riesigen Kreis. Der Maelström hatte sie erfasst! Af einer Seite hob sich ein Rand von Wasser auf der anderen eine tiefe Schlucht. Die Wände des Schiffes stöhnten, als ob das Schiff wusste, das es sein Begräbnis war. Viele Männer bedeckten ihre Augen und legten sich lieber platt auf das Deck um nicht den Schlund des Maelström sehen zu müssen. Andere haben sich an die Mäste geschnürt und hofften, das mahlende Trichter wird bald aufhören, bevor sie und das Schiff irgendwo unten zermalmt werden. Der Schiffskapitän stand bleich beim Ruder und jemand blies verzweifelt das Schiffshorn. Ein letzter Schrei bevor alles endet.

Torgils Torvaldson, ein junger Adliger der in Vatnsfjörd auf das Schiff kam wollte nicht so lange warten und in den Trichter des Todes schauen. Er stand aufrecht und zog sein Schwert. Nicht als Held im Streit wird er sterben aber mit Ehre von eigener Hand..

„Booouuh,“ schrie das Horn des Schiffes.

Torgils Torvaldson sah sich noch mal um, sah die graue Wand des Maelströms und die Wellen die auf dem Rand des Trichters wie steigernde Pferde tobten.

„Booouuuuh!“ klabk es zum Abschied als sich gerade in einem Stoß des Windes die Rahe bewog, auf die andere Seite übersprang und Torgils übers Bord fegte. Das Schiff sank in den Trichter viel schneller als der leblose Körper des Mannes.

„Boouuuh“, klang das Schiffshorn aus den Tiefen.

„BOOUUUGH!“. Antwortete ein Brüllen vom Storegga Kliff!

Aber es war zu spät, der Maelström zog seine Beute nach unten und es war als ob er eben auf diesen Fang wartete um sich wieder zur Ruhe zu begeben. Der Wirbel wurde langsamer und langsamer und nach einiger Zeit sah man nur ununterbrochene Meeresfläche dort, wo sich ein unersättlicher Trichter befand. Auf der Oberfläche konnte man Stücke Holz, einige Fässer und unbestimmte Gegenstände sehen die einmal ein Schiff und seine Fracht gewesen waren.

Das Storegga Horn brüllte noch einmal aber niemand antwortete mehr. Nur die Wellen schlugen den Fels und der Wind heulte dazu. Auf den Lücken in der Felswand krähten einige Raben als sich das Licht einer Laterne und eine Gestallt in dunklem Mantel auf dem schmalen Weg auf dem Vorsprung bewog.

(Torgils Torvaldson - *10 Der Mann der zu Storegga kam)

© 2008 Lynagh
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)