Da ich mir nicht sicher bin, ob ich die nächsten Tage genug Zeit habe um meine Ansichten zu schreiben, fahre ich eben jetzt damit fort, inklusive einem Seitenblick auf andere Mythen, welche zwar alt sind, und dennoch immer aktuell blieben. Denn sie berichten nichts anderes wie die Geschichte vom Werden und Vergehen, die Geschichte der Menschheit und ihren daraus resultierenden Lehren.
Egal ob sie einstmals Jäger oder Sammler waren, oder ob sie 2000 Jahre später das Weltall eroberten.
Die eddische Völuspá gibt die Vorzeichen des Weltendes folgendermaßen wieder (Vsp. 45):
Viel weiß der Weise, sieht weit voraus
Der Welt Untergang, der Asen Fall.
Brüder befehden sich und fällen einander,
Geschwister sieht man die Sippe brechen.
Der Grund erdröhnt, üble Disen fliegen;
Der eine schont des andern nicht mehr.
Unerhörtes ereignet sich, großer Ehbruch.
Beilalter, Schwertalter, wo Schilde krachen,
Windzeit, Wolfszeit eh die Welt zerstürzt.
...und jetzt für die Christen unter uns aus Matthäus (24, 7) :
Denn es wird sich empören ein Volk über das andre und ein Königreich über das andre, und werden sein Pestilenz und teure Zeit und Erdbeben hin und wieder
oder aus Markus (13, 8 und 12)und ähnlich Lukas (21, 10)
Es wird sich ein Volk über das andere empören, und ein Königreich über das andre. Und werden geschehen Erdbeben hin und wieder, und wird sein teure Zeit und Schrecken. Das ist der Not Anfang.
Es wird aber überantworten ein Bruder den andern zum Tode, und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören wider die Eltern, und werden sie helfen töten
Die Überlieferung des Fimbulwinters ist in ihrer Grundaussage weit aus älter wie die ca. 2000 Jahre alten Überlieferungen aus der Bibel. Und dennoch, obwohl beide Überlieferungen aus ganz verschiedenen geographischen Breiten dieses Planeten entstanden, haben sie eine gemeinsame verblüffend ähnliche Aussage was die untrügerischen Anzeichen eines Untergangs betreffen.
Aber noch verblüffender ist die über 4000 jährige Überlieferung der Rigveda, deren Endzeit - Überlieferung vermutlihc schon aus der Zeit der Indoeuropäer zu wurzeln scheint.
Aber lest selbst:
Das Menschengeschlecht ist verwarlost. Seine Schlechtigkeit hat ihren Höhepunkt erreicht. Riesige Feindesheere rücken ins Land ein und machen aus seiner Erde ein Schlachtfeld. Der Tau ist rot von vergossenem Blut. Wölfe streichen in Scharen umher und sättigen sich an Menschenfleisch. Der Winter Malkosh bricht mit Schneesturm und unerhörter Kälte herein. Er wird drei Jahre lang dauern
Erstaunlich, nicht wahr?
Gerade an der sehr alten Rigveda erkennen wir, wie alt die Wurzeln der eddischen Fimbulwinter-Überlieferungen sein müssen, finden wir auch darin die Aussage von einem "dreijährigen Winter" und der "Wolfszeit" wieder.
Meiner Ansicht nach ist die Edda eine Niederschrift universeller menschlicher Weisheiten. In dichterischen Bildern geformt, die wir Menschen heute, da wir uns intelligenter bezeichnen als unsere Vorfahren, eigentlich verstehen sollten. Die Gottheiten, die ja letztendlich von uns Menschen gemacht wurden, agieren dort so, das es für uns Menschen nachvollziehbar wird. Und somit auch die Überlieferung der damaligen Werte, die sich aus unserer Natur, und der Natur um uns herum aufbauten, und die unser Überleben absicherten.
Denn eines ist doch Fakt, die aus den Gesetzmäßigkeiten der Natur hervorgegangenen Weisheiten und den daraus entlehnten Werten, kann auch eine hochtechnisierte Gesellschaft nicht außer Kraft setzen. Und darum bin ich der Meinung, der Überzeugung, das wir die Edda, die Überlieferung unserer Ahnen noch heute benutzen können.
Denn lesen wir über den Fimbulwinter, lesen wir weiter über das Ragnarök bis hin zur Einführung einer neuen Zeit,
dann wissen wir wo wir heute stehen, das wir wenig ändern können.
Aber wir wissen wohin wir gehen, was wir für uns daraus lernen. Wir gehen mit einem nicht zu unterschätzenden Wissen in die Zukunft und sind vermutlich besser vorbereitet, wie manch anderer.
Vorallem wissen wir, das es so kommen muß, um etwas Neuem die Chance zu geben. Wir behalten die Hoffnung in einer heute ziemlich hoffnungslosen von Zerfall geprägten Welt.
Und nun ein Vergleich mit dem Zustand unserer heutigen Welt, mit dem mythischen Fimbulwinter:
Brüder fällen einander - siehe die arabischen Länder
üble Disen fliegen - Kriegsgedanken fliegen durch die Welt
Unerhörtes ereignet sich - Wirtschaftskrise, Schuldenkrise, Bankenkrise, Eurokriese, vergiftete Nahrung
Brüder befehden sich, Geschwister brechen die Sippen - Mann gegen Frau, Frau gegen Mann, Kind gegen Eltern, Familien zerbrechen, Alt gegen Jung.
Ja, ... der Fimbulwinter hat begonnen und ist schon längst ein Selbsläufer geworden. Nicht nur Mächtige unterdrücken ganzen Völker, auch die Entsolidarisierung ist schon so weit voran geschritten, dass jeder ausgegrenzt wird, der nicht die Massenströmung mitmacht, oder mitmachen kann.
Es ist schon so weit gekommen, das die Menschen es sich verinnerlicht haben, sie denken sogar von sich selbst, wenn sie nicht mithalten können, sind sie nicht mehr wert.
Kranke und Alte die von den Kassen keine Behandlung mehr bekommen, weil sie "zu teuer" sind, Kranke die sich keine Krankenversicherung mehr leisten können, Mütter die nicht wissen wo sie entbinden sollen, weil sie die Entbindung nicht bezahlen können. Und das auch hier in Deutschland!!!
Selbständige die sich halb tot schuften und trotzdem kaum genug Geld zum Überleben verdienen. Alle werden sie als Einzelschicksale und Versager hingestellt, und sehen sich oft selbst so. Mit dem Ergebnis, das sie sich und manchmal auch dem Leben ihrer Angehörigen aus Verzweiflung ein Ende setzen.
Es gibt kein wirkliche Ursachenforschung, kein wirkliches Mitleid, keine Solidarität mehr in der Gesellschaft.
Jeder kämpft für sich ums Überleben.
Die Vereinzelung greift rapide um sich, die Menschen kümmern sich nicht mehr umeinander.
DEr dreijährige Fimbulwinter hat nichts mit einem meteorologischen EReignis zu tun, er ist die Darstellung der Eiszeit zwischen den Menschen. Eine Zeit der kalten Herzen. Und die "Drei" ist nur ein Sinnbild für eine Epoche. Die kann für ein Jahr kalte Herzen stehen, oder aber auch für dreißig und mehr Jahre stehen. Sie hat nur Symbolcharakter.
Und ganz zuletzt schauen wir auf den ewig wanderenden Banner dieses Forum!
Warum wurde es hier eingesetzt? Warum hat dieses Banner mich veranlaßt über den Fimbulwinter zu schreiben?
Weil es uns anspricht, weil es uns die Welt um uns herum vergegenwärtigt. Wir haben ein Gefühl dafür entwickelt, das die Aussage dieses Banners so real ist, das wir uns von ihm angesprochen fühlen.
Und dennoch:
Alle bis auf ein Menschenpaar, das sich unter die schützenden Wurzeln Yggdrasils rettete. Es hieß Lif und Lifthrasir.
Ragnarök ist ein Untergang aber auch ein Neubeginn, ohne all das Schlechte.