„Wir sind in Frieden gekommen und nicht um einander mit Waffen zu bekämpfen.“ sagte Thor vorsichtig. Aber ich möchte es gerne mit jemandem im Trinkwettstreit aufnehmen.“
„Was für eine prächtige Idee!“ rief Utgard-Loki und befahl einem seiner Diener ein Trinkhorn zu bringen, das regelmäßig, wie er spitz bemerkte, den angeberischen Trinkern anboten worden war.
„Als einer von uns dieses vollen Horn leer trinkt,“ sagte er „steht er bei uns hoch angeschrieben.“
Thor nahm das Horn, das nicht besonders groß schien aber sehr lang war. Er hatte große Durst und als er das Horn an seine Lippen brachte, war er auch überzeugt er trinke es mit einem Schluck auch leer. Aber wenn er atemlos seinen Kopf hob um nachzusehen wie viel im Horn noch übrig war, merkte er, dass das Horn noch eben so voll schien als bevor er trinken anfing.
„Das war ein kräftiger Schluck!“ rief Utgard-Loki „aber doch war es nicht viel. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sah, würde ich es nie glauben, dass Thor der Asen so ein schlechter Trinker ist. Jedoch ich glaube du willst es mit dem nächsten Schluck leer trinken.“
Thor nahm noch einen Schluck der ihm fast den Atem raubte, aber als er in das Horn schaute, schien es als ob es noch weniger war dann zuvor, jedoch der Trunk sich unter den Rand senkte... Nach dem dritten langen Schluck, der ihn wirklich atemlos machte sah er, dass der Trunk einen ganzen Stück unter dem Rand stand, aber er wollte es nicht mehr noch einmal probieren und sagte, dass er für den Abend wirklich genug getrunken hatte.
“Nun es ist deutlich, dass du nicht so mächtig bist wie wir dachten,“ bemerkte Utgard-Loki. „Du kannst nicht mal gut trinken, was sagst du zu einer Kraftprobe?“ „Wir Asen nennen so eine Menge Trunk nicht wenig“ antwortete Thor trocken, „In welchem Spiel also soll ich meine Kraft messen?“„Junge Männer hier fingen damit an,“ sagte Utgard-Loki, „ dass sie meine Katze aufheben. Ich würde so eine Probe nicht mal vorschlagen, wenn ich nicht überzeugt wäre, du bist weniger stark als ich dachte.“
Mit diesen Worten sprang eine enorme Katze in die Mitte des Saals wo sie bösartig fauchte.
Thor ging zu ihr und stemmte seine Hände unter ihren Bauch , so dass er das Tier im mitten aufheben zu könnte. Aber dir Katze krümmte sich im Rücken und je mehr Thor seine Kräfte einsetzte, gelang ihm nur eine Pfote der Katze von dem Steinflur zu kriegen.
„Hm, eben was ich dachte,“ lächelte Utgard-Loki. „Na ja, meine Katze ist auch besonders groß und unsere Männer groß und stark und nicht so schwach und klein wie Thor der Donnergott.„
„Ich mag dann klein sein,“ brüllte Thor, „aber doch will ich mit einem von euch ringen! Denn nun da du mich ärgerlich gemacht hattest, ist meine Kraft verdoppelt!“
„Ich sehe hier keinen einzigen Riesen für den es nicht eine Beleidigung wäre mit so einem Dreikäsehoch zu kämpfen,“ sagte Utgard-Loki, „aber wir sollten uns nicht durch Vorurteile blenden lassen. Ruft mein altes Kindermädchen Elli und lasst Thor mit ihr ringen. Sie hatte schon Männer zu Boden geschlagen, die nicht weniger mächtig schienen als dieser Gott aus Asgard.“
Kaum hatte er gesprochen, da erschien eine alte gebeugte Frau hohen Alters im Saal. Als er sie sah, wurde Thor von Wut ganz rot, aber Utgard-Loki beharrte an diesem Ringen mit ihr. Und als Thor sie umfasste und sie zum Boden werfen wollte, merkte er, dass es nicht so einfach war als er dachte. Es war selbst so, dass wie stärker er sie anpackte, desto kräftiger und solide sie auf ihren Beinen stand und als sie ihn umklammerte, fühlte Thor, dass es seine Beine nicht hielten und wie stark er sich auch wehrte, sie kriegte ihn auf die Knien.
„Nun, das ist genug!“ rief Utgard-Loki. „Es ist nutzlos Thor mit einem meiner Männer ringen zu lassen, denn er verliert sogar gegen eine alte Frau. Geht ihr drei sitzen und lasst uns trinken und essen. Loki hat nur gegessen und Thor nur getrunken, aber schließlich wollen wir euch auch als Gäste gut bewirtschaften.“
Bis tief in der Nacht feierten sie Fest und schliefen im Saal. Am Morgen wenn sie angezogen und bereit für die Reise waren, trank Utgard-Loki mit ihnen zum Abschied, führte sie heraus und begleitete sie einen langen Stück Weg Richtung Midgard. Als er Abschied von ihnen nahm, fragte er: „Sagt, welcher Eindruck habt ihr jetzt von Utgard und den größten Riesen dort? Gibt ihr zu, dass ihr endlich Riesen begegnet seid, die mächtiger sind als ihr?“
„Ich muss zugeben,“. sagte Thor niedergeschlagen, „dass ich mich nur dafür schäme, was dort passierte! Als ich weg bin, wird man über mich als von einem Schwächling reden und das finde ich überhaupt nicht angenehm. Es waren ganz andere Gründe, die mich nach Utgard als Gesandte der Asen führten.“
„Nun ja, jetzt werde ich euch die Wahrheit sagen,“ sagte Utgard-Loki. „Weil wir jetzt weit genug von meinem Schloss sind und das, als es an mich liegt, du nie mehr betreten wirst!
Denn wenn ich wüsste wie mächtig ihr seid, warst du auch nie gekommen, denn eure Kraft ist so groß, dass ihr uns und die ganze Welt in Gefahr gebracht habt.“
Wisst, ich hab euch betrogen, mit falschem Schein und Gesichtsbetrug. Ich selbst war Skrymir und meine Provianttasche wurde mit Eisen das die Trollen schmiedeten geschlossen, so dass man es mit keiner Macht der Welt öffnen konnte. Von den drei Schlägen mit Hammer Mjölnir, war der erste der weit sanfteste, aber er hatte mich getötet wenn er träfe. Auf dem Heimweg wird ihr einen langen Berg sehen mit drei Satteln, jeder tiefer als der andere; die Täler hast du mit deinem Hammer geschlagen, denn jedes Mal rutschte ich so dass der Berg die Schläge abbekam. Ebenfalls habe ich dich auch mit den Wettkämpfen im Saal meines Schlosses betrogen. Der Riese gegen den Loki Essen musste hieß Logi, aber er ist das Feuer in eigener Person das seinen Weg fraß; nicht nur durch Fleisch sondern auch durch den Trog und die Knochen. Thjalfi lief gegen Hugi, welcher der Gedanke ist und niemand kann mit einem Gedanken Schritt halten..
Als du aus meinem Horn getrunken hattest und der Trunk sich nur langsam senkte, vollbrachtest du ein Wunder. Denn das andere Ende des Horns ist mit dem Weltmeer verbunden und als du trankst wurde es überall sichtbar. Du bewirktest die erste Gezeit und als Erinnerung an deine Tat wird diese ewig als Ebbe und Flut existieren.
Wenn du meine Katze heben wolltest, fürchteten wir uns alle, denn es war die Midgard-Schlange die die ganze Welt umfasst und als du sie heben wolltest berührten Kopf und Schwanz der Schlange noch kaum den Grund.
Und schließlich, deine letzte Kraftprobe war wirklich ebenso aufsehenerregend als der Rest, denn die alte Elli, mit der du gerungen hattest, war das Alter selbst und doch brachte sie dich nur auf die Knien obwohl kein einziges lebende Wesen existiert oder je existieren wird, das nicht durch das Alter besiegt wird.
Nun müssen wir Abschied nehmen und es wird für uns beide das beste sein, wenn du mich hier nie mehr besuchst. Sollte das passieren, werde ich mein Schloss eben auf diese Weise verteidigen oder verteidigen lassen, aber wenn du aus Jotungheim wegbleibst, kann da Frieden zwischen Asen und Riesen herrschen.“
Mit diesen Worten verschwand Utgard-Loki und plötzlich kam dichter Nebel aus den Bergen so dass sie den Weg ins Schloss Utgard nicht mehr sahen. Also verfolgten sie ihren eigenen Weg nach hause, tastend im dichtem Nebel der nur eine Sichten einiger Meter voraus erlaubte, bis sie an den Berg mit drei Satteln kamen. Dahinter war die Sicht klar und sie konnten ihren Weh wieder gut finden: zum Meer und Boot und bald waren sie wieder bei dem Bauernhof, wo Thor seinen Wagen gelassen hatte. Die Ziege war wieder ganz genesen und am nächsten Tag fuhren sie nach Asgard, Röskva mit sich mitnehmend.
Wenn Thor Odin und den übrigen Asen ihre Abenteuer erzählte und auch was Utgard-Loki beim Abschied gesagt hatte, sagte Odin:
„Du hast dich als mein Abgesandter im Land der Riesen gut benommen, obwohl alles erst weniger gut schien als es eigentlich war. Jetzt kennen sie unsere Macht und wir wissen was sie imstande sind. Wir können sie nicht besiegen aber auch sie werden uns nicht angreifen und auch nicht Midgard unter die Füße treten. Und doch werden sie mal unsere Feinde sein, am Ragnarök, dem Tag des Letzten Grossen Streites !“
© 2007 Lynagh