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Lynagh

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  • »Lynagh« ist der Autor dieses Themas

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Donnerstag, 27. März 2008, 12:08

Die Nacht der Toten

Heute möchte ich euch eine Geschichte aus dem keltischen Raum erzählen, derer ich mich gerade erinnerte. Halloween-Nacht, die letzte Nacht des Monats Oktober, wenn der Durchgang zwischen der Welt der Toten und der Lebenden offen ist. Das christliche Fest der Allerheiligen oder Allerseelen / Hallowmas, entstand dadurch, daß man früher am nächsten Tag für die Ruhe der Toten betete und froh war, daß sie nicht Böses taten oder anstellten.


:%%:


In einer Stadt am Meer wohnte ein Mädchen, Mara hieß sie und ein junger Mann Namens Raik. Sie haben schon als Kinder miteinander gespielt und als sie erwachsen wurden, entdeckten sie die Liebe füreinander. Sie haben sich verlobt, aber da sie beide arm waren, sagte eines Tages Raik zur Mara: „Bevor wir heiraten können, muß ich aufs Meer, Mara. Ich möchte dir das beste was ich kann, bieten und im Hafen ist ein Kaufmannsschiff das Leute braucht und gut zahlt. Meine Liebe, warte auf mich, in sechs Monaten bin ich zurück und wir feiern dann unsere Hochzeit.“

Das versprach Mara, obwohl sie nicht so froh war, daß Raik so lang weg bleibt, aber arme Menschen haben nicht viel zum Wollen und auch sie nahm sich vor, fleißig arbeiten und sparen damit sie sich ein Haus und Hof kaufen konnten und ihre Ehe nicht in Armut zu beginnen. „Ich werde auf meiner Aussteuer arbeiten und auf dich warten Raik,“ sagte sie beim Abschied. Die Monate vergingen und jeden Tag dachte Mara an Raik und bettete zu allen Göttern damit er wohl und gesund wieder heimkehrt. Aber sechs Monate flossen vorbei und Mara ging jeden Tag zu den Kliffen und schaute hinaus aufs Meer. Schiffe kamen und gingen aber nicht das Kaufmannschiff auf dem Raik den Dient nahm. Auch in der Nacht von Halloween saß Mara am Fenster, wie jeden Abend, und dachte an ihren Geliebten.

„Komm zurück lieber Raik, komm zurück zu mir, egal wo du bist!“ rief sie in die Nacht hinein. Sie setzte sich wieder zum Feuer und nähte bis tief in der Nacht. Da erklang ein Klopfen an der Tür.

„Wer ist dort?“, rief Mara ängstlich.

„Ich bin es Mara, Raik, ich bin gekommen um dich zu holen, wir heiraten in dieser Nacht!“

Da freute sich Mara und öffnete die Tür. Ein kalter Zug bließ ihre Kerze aus aber sie erkannte die geliebte Gestallt ihres Raiks.

„Komm, Mara, komm, wir haben eine weite Reise,“ sagte Raik. „Aber ich muß wenigstens meine Aussteuer packen,“ sagte Mara und packte alles was sie konnte in einen großen Bündel zusammen.

„Aber wohin sollen wir in der Nacht, ist es nicht besser den Morgen abzuwarten?“

„Morgen ist es zu spät, die Hochzeitsgäste warten schon und ein neues Haus und Hof. Komm Mara, komm mit mir und stelle keine Fragen mehr.“

So gingen sie über Felsen und durch den Wald, über Felder und Wiesen – „Ist es noch weit?“ fragte Mara. „Oh, stelle keine Fragen mehr meine Liebe und beeile dich, es ist noch weit und der Morgen ist nähe.“

Sie rannten weiter und die Wesen des Waldes riefen einander zu: Gibt acht, gibt acht, dort eilt ein Lebender und ein Toter durch die Nacht!“

Und weiter eilten sie, weiter durch die Nacht. „Oh ich kann nicht mehr, ist es noch weit?“ stöhnte Mara. Raik nahm ihr den Bündel und warf ihn weg. „Das wirst du nicht brauchen, ich habe alles was nötig ist, aber beeile dich, der Morgen ist schon nah.!“

Und auf den Bauernhöfen bellten die Hunde einander zu: „Gibt acht, gibt acht! Da eilt ein Lebender und ein Toter durch die Nacht!“

Maras Füße bluteten als sie eine felsige Küste erreichten. „Wo ist dein Haus, wo ist dein Hof?“ fragte Mara. Dort ist mein Haus und dort ist mein Hof“, sagte Raik. „Aber das ist eine Kirche mit einem Kirchhof mit Kreuzen auf den Gräbern da“, rief Mara verwundert und plötzlich ängstlich.

„Es ist keine Kirche, es ist mein Haus, es ist kein Kirchhof sondern mein Hof,.“ sagte Raik und hielt fest ihre Hand.

„Warum ist denn deine Hand so naß und knochig?“ fragte Mara ängstlich.

„Das Meer hat jeden Matrosen getauft und das Fleisch verwandelt die Erde zum Staub, darum ist meine Hand so naß und knochig“, antwortete Raik.

Die Nacht wurde heller und da sah Mara ein Gesicht das kein Gesicht mehr war. Mara sammelte ihre letzten Kräfte und rannte in die Kirche wo sie den schweren Riegel vor die Tür schob. Raik der Tote hämmerte auf die Tür und rief: „Komm doch hinaus und feiere unsere Hochzeitsnacht!“ Mara blieb jedoch in Sicherheit und wurde am Morgen durch die Menschen die zur Kirche gingen gefunden und aufgeklärt, daß auf dem Friedhof eben die Besatzung eines Kaufmannsschiffes lag, das auf den Kliffen vor einer längeren Zeit ihr Ende fand...


:%%:

Ja, man soll nicht die Toten rufen und wecken in der Halloween Nacht wenn die Tür zwischen den Welten offen steht. Auch nicht in anderen Nächten, denn es gibt immer etwas was wir nicht kennen und nie kennen werden. Manchmal könnte es auch die Macht der Liebe sein, welche die Toten zurückkehren lässt und die Tür auf eine Spalte offen hält, egal in welcher Nacht.



© 2008 Lynagh
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)