Sie hat Frühformen des Menschen (homo erectus) auf seinen Wanderungen erlebt und auch die menschliche Kälteanpassung, den Neandertaler. Die Eibe stellte über einen langen Zeitraum hinweg neben dem Feuerstein den zweiten unverzichtbaren Werkstoff für den frühen Europäer dar. Sie war Hauptdarstellerin der waffentechnischen Entwicklung, die von der einfachen Stoßlanze zum Wurfspeer, von der Speerschleuder zum Bogen und schließlich zur Armbrust führte. Auch der „Eismann vom Hauslabjoch“ war mit einem Eibenbogen unterwegs.
Im ewigkeitsorientierten alten Ägypten benutzte man Eibenholz wegen seiner Haltbarkeit zur Anfertigung von Sarkophagen.
Am Mondsee in Oö. fand man in einer bronzezeitlichen Ufersiedlung derart viele Gegenstände aus Eibenholz, dass der Vorschlag diskutiert wurde, von „Eibenkultur“ zu sprechen. Im Helenental bei Baden gibt es das Ausflugsgasthaus „Augustinerhütte“, welches an der Stelle einer mittelalterlichen Manufaktur steht, in dem Eibenholz verarbeitet wurde.
Dem Rohstoffhunger dieses Betriebes fiel der gesamte Eibenbestand in dessen Einzugsgebiet bis auf einen kaum erwähnenswerten kümmerlichen Rest zum Opfer. Nicht nur das Holz der Eibe hatte für den Menschen bis ins Mittelalter große Bedeutung, sondern auch ihr Gift. Von den Kelten weiß man, dass sie ihre Pfeilspitzen damit vergiftetet haben, aber ohne Zweifel wurde diese Wirkung schon viele Jahrtausende früher erkannt und auch genutzt. Die Eibe ist zweigeschlechtlich, hier ein Weibchen. ;-)
Die Erynnien der griechischen Mythologie ahndeten Frevel mit Eibengift und von Caesar ist überliefert, dass ein in eine aussichtslose Situation gedrängter Anführer des germanischen Stammes der Eburonen, vor der unausweichlichen Niederlage mit Eibengift Selbstmord beging. Wegen seiner Giftigkeit wurde der Baum daher allmählich stigmatisiert, wie aus einer Anmerkung im „Curiosen Botanicus“ aus 1730 zu ersehen ist. Hier wird behauptet, „dass der ganze Baum giftig, ja auch der Schatten desselben schädlich sey ...“. Zweifellos stellte er für die sehr wichtigen Pferde eine nicht unerhebliche Gefahr dar, weil der Tod eines Gespannes für den Besitzer den existenziellen Ruin bedeuten konnte.
Unter Kaiserin Maria Theresia kam es schließlich zu einer gebietsweise unterschiedlich radikal vollzogener Ausrottungskampagne gegen die Eibe, weil das gemeine Volk das Gift auch gerne als Abortivum verwendete - die Ursache so mancher Todesfälle von Frauen im gebärfähigen Alter bei Überdosierung. Unvergleichlich wichtiger als das Gift der Eibe war aber immer ihr Holz. Wegen seiner Elastizität, Härte und Fäulnisbeständigkeit wurde es zu den verschiedensten Geräten des täglichen Lebens verwendet. Die größte Bedeutung hatte es aber von der Altsteinzeit bis ins hohe Mittelalter stets für das Kriegs- und Jagdhandwerk. In England war der bis zu 2 m lange Kampfbogen gebräuchlich, die Rohlinge mussten 6 cm Durchmesser haben und zu ¼ Splintholz und ¾ Kernholz aufweisen. Nach 1000 Schuss waren sie unbrauchbar. Die Nachfrage nach Eibenholz für Bögen muss wegen der unzähligen bewaffneten Auseinandersetzungen enorm und der Waffenhandel schon damals ein einträgliches Geschäft gewesen sein. Der Holzbedarf erreichte in der sog. „Eibenbogenzeit“ seinen Höhepunkt. Die Eibe ahd. „iwa“. wurde zum Synonym für Bogen, Armbrust und Krieg. Der große Bedarf an Kriegsgerät hatte bald die vollständige Ausrottung dieser Holzart zuerst in England bis zum Jahre 1500 zur Folge. Die darauf einsetzenden Importe vom Festland führten dann auch dort gebietsweise zu einer drastischen Dezimierung. Nicht jedermann konnte die immer seltener werdende Eibe nutzen. Das Nutzungsrecht wurde wegen des begrenzten Angebotes überall monopolisiert. Anfang des 16. Jhdt. kam es auch in Niederösterreich zur Einrichtung von Eibenmonopolen, die privilegierten Personen das Schlagen einer bestimmten Anzahl von Eiben und ihren kostspieligen Export auf pferdegezogenen Donau-Lastkähnen über Regensburg in Richtung England gestatteten. Als Folge dieses Fernhandels soll schließlich um 1590 auch im damaligen Österreich keine schlagbare Eibe mehr vorhanden gewesen sein.
Die drastische Verknappung des Eibenholzaufkommens könnte die Entwicklung der Feuerwaffen beschleunigt haben, wenngleich in den Anfängen der neuen Kriegstechnik der Bogenschütze wegen der Schnelligkeit seiner Schussfolge den schwerfälligen „Arkebusen“ weit überlegen war. Kaiser Maximilian I. setzte 1489 daher noch 3300 englische Söldner als Bogenschützen gegen unbotmäßige flämische Städte ein. Seine eigene Armee rüstete er aber schon mit den ersten Handfeuerwaffen neben Armbrust und dem englischen Langbogen aus. Auch der legendäre Volksheld Robin Hood schätzte die Eibe. Von ihm wird berichtet, er habe sich mit seinem Eibenbogen unter einer Eibe begraben lassen - sicherlich im Sherwood Forest. Als weitere Ursache für ihren kontinuierlichen Rückgang muss die zeitweise massive gebietsweise Förderung von Rot- und Rehwild (durch Bannlegung bis ins hohe Mittelalter) angesehen werden. Der natürliche Eibenachwuchs leidet nämlich besonders stark unter dem Verbiss durch diese Wildarten. Eibenpflanzung war die Ausnahme und fand nur rund um Burgen statt - gewissermaßen als Waffennachschubs-Plantagen. Die Nachfrage richtete sich generell auf vorhandenes Nutz- und Brennholz, und da die Eibe kaum vorhanden war, übernahmen die „Wirtschaftsholzarten“ die freigewordene „Werkstoffnische“. Der Baum geriet in Vergessenheit bis zum heutigen Tag.
Soweit der wie ich finde äußerst spannenden Vortrag eines österreichischen Baumfreundes, den ich hier allerdings gekürzt wiedergegeben habe.
Quelle: Internet, Vortrag Eiben im Wienerwald, Baumbuch, Schulwissen.