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Montag, 1. September 2008, 01:08

Anis

Pimpinella anisum L.

Abb.: Köhler's Medizinal-Pflanzen 1887

Herkunft:
vermutlich bipinnula=zweifaches Federchen oder Pimpernell von piper=Pfeffer; griechisch aníemi=herausspritzen, hervorbrechen

östlicher Mittelmeerraum

Volksname:
Anis-Bibernelle, Anais, Änis, Arnis, Brotsamen, Einis, Enes, Enis, Jenes, Runder Fenchel, Römischer Fenchel, Süßer Fenchel, Süßer Kümmel, Taubenanis

Pflanzenfamilie:
Doldenblütler (Apiaceae) einjährig
(ähnlich dem tödlich giftigen Schierling, aber gut durch den Duft zu unterscheiden)

Verwendete Pflanzenteile:
Kraut und Samen

Sammelzeit:
August/September

Inhaltsstoffe:
ätherisches Öl, Anethol, Isoanethol, Ansiketon, Anissäure, Acetaldehyd, Acetylcholin, Azulen, Bergapten, Bor, Kampfer, Carvon, Chamazulen, Eugenol, Kaffeesäure, Cumarine, Myristicin, Salicylate, Thymol, Umbelliferon, Xanthotoxin, Vitamin C und Shikimisäure - wesentlicher Rohstoff für die Herstellung des Wirkstoffs von Tamiflu® .

Heilwirkung:
In der Volksmedizin wird der Anis die Seele der Lunge und das Labsal der Eingeweide genannt. Anisöl wird aus den Früchten (Anisi fructus) durch Destillation gewonnen und wirkt antibakteriell, appetitanregend, entspannend, harntreibend, krampflösend, schleimlösend. Bei Verdauungsbeschwerden und Magen-Darmkoliken wirkt er magenwärmend und galletreibend, aber milder wie Fenchel oder Kümmel und ist auch in einigen Abführmitteln enthalten. Anis gilt außerdem traditionell als Aphrodisiakum und sexuelle Stimulans.

Als Tee hilft Anis bei Verdauungsschwäche, Asthma, Bronchitis, Halsinfektionen, Magenkrämpfen, Kopfschmerzen, Epilepsie, Schlaflosigkeit und fördert die Milchbildung bei stillenden Frauen. Durch seinen angenehmen Geschmack ist Anis, genau wie Fenchel besonders gut für Kinder geeignet.

Anisöl kann verdünnt mit fetten Ölen, als Salbe zu Einreibungen, sowie zum verdampfen verwendet werden.

Die ätherischen Öle werden teilweise über die Lungen ausgeschieden und finden deshalb in vielen Hustentees und Teemischungen oder auch Bonbons (Anis-Fenchel-Hustenbonbons) Verwendung, sowie bei der Herstellung von Mundwasser und Halstabletten.

Die antibakterielle Wirkung wird auch bei äußerlichen Mitteln gegen Kopfläuse und Krätzemilben genutzt und auch für den Sand der Vogelkäfige.

In größeren Mengen kann Anis Benommenheit, rauschartige Zustände und Verkrampfungen auslösen.

In der Küche:
Der Geschmack von Anis ist süßlich, blumig und mild und wird vor allem bei Süßspeisen, Gebäck, Brot und natürlich als typisches Weihnachtsgewürz (Anisschnitten, Springerle) verwendet. Im Mittelalter war er nicht nur beliebt bei Backwaren, sondern auch bei eingemachten Früchten oder an Bratäpfeln.

Mit Anis werden auch Liköre und Aperitifs hergestellt wie Boonekamp, Raki, Ouzo, Mastika, Arrak und in Frankreich Anisette, Pastis und Pernod, die den Appetit fördern und die Verdauung anregen.

Um die Jahrhundertwende war Absinth (Wermutschnaps) besonders begehrt und beliebt. Der Missbrauch führte jedoch zu körperlichem und seelischem Verfall, sowie zu Epilepsie ähnlichen Krämpfen und die Herstellung wurde verboten. Anisöl wird heute meist nicht mehr aus Anis sondern aus Sternanis (Illicium verum – Fam. Magnoliaceae) gewonnen, der zwar genauso schmeckt und riecht, aber botanisch mit dem Anis nichts zu tun hat.

Geschichte:
Bereits vor 4000 Jahren wurde der Anis als Gewürz- und Heilpflanze angebaut, vor allem in Ägypten, in Syrien, Griechenland und auf Zypern. Aus medizinischen Texten der Pharaonenzeit geht hervor, daß der Anissamen als Mittel zum Harntreiben, gegen Verdauungsbeschwerden und gegen Zahnschmerzen wirkte. Schon die alten Griechen buken Anisbrot und weit über die Grenzen Griechenlands war der Wundertrank "Theriak" bekannt, der als Universalheilmittel gegen alle möglichen Krankheiten, Gebrechen und als Gegenmittels gegen alle Gifte verwendet wurde (auch heute noch mit abgewandelter Rezeptur).

Nach Vergil buken auch die Römer Kuchen und Kekse mit Anis. Bei Ausgrabungen im Römischen Kolosseum wurden Anisfrüchte gefunden, weil die Zuschauer bei den Gladiatorenkämpfen wohl zur Beruhigung ihrer Nerven Anisgebäck knabberten.

Nach Dioskorides und Plinius hat Anis eine erwärmende, austrocknende, das Asthma erleichternde und schmerzstillende Wirkung, es stillt den Durst, macht einen lieblichen Atem und wirkt gegen Blähungen und Anisdämpfe gegen Kopfschmerzen. Er empfiehlt ihn ferner gegen den Biß wilder Tiere. Eine alte Regel der "Schola Medica Salernitana" besagt: Emandat visum, stomachum emendat anisum (Das Gesicht und Magen durch Anis gestärkt werden). Nach Pythagoras soll Anissamen zu Pulver gestoßen und mit Rosenöl vermischt, ins Ohr getröpfelt Schmerzen lindern und auch das Gehör stärken. Dabei zog er den kretischen dem ägyptischen Anis vor und zählte ihn zu den gesündesten Gemüsepflanzen.

Früher, teilweise heute noch, bestrichen Taubenhalter die Wände des Schlages mit Anisöl, um neue Tiere an den Schlag zu gewöhnen (Taubenanis).


Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.


"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache raubt."
- J. G. Herder -

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