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Lynagh

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  • »Lynagh« ist der Autor dieses Themas

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Mittwoch, 2. April 2008, 17:48

Die Mutterliebe bis zum Ende der Tage

In einer Stadt am Meer wohnte Dillahnida. Sie war reich, sie war schön, sie war klug und sie war sehr stolz. Als ihre Eltern noch lebten und nach einem geschickten Bräutigam suchten, wollte sie nicht heiraten. Auch nachdem ihre Eltern nicht mehr lebten, waren dort immer viele Männer die sie begehrten, aber Dillahnida wollte darüber nichts wissen.


So war es eine große Überraschung als sie eines Tages ein Kind bekam. Niemand wusste, wer der Vater war und niemand erfuhr es auch, denn sie schwieg wie ein Grab. Der Sohn, Starkadur, war ihr ein und alles. Man würde denken, daß ein Kind, das jede seiner Wünsche schon erfüllt bekam bevor es diese überhaupt nur aussprechen könnte, zu einem verzogenen Balgen wird, aber nichts war weniger wahr. Starkadur wuchs zu einem gutaussehenden, klugen und gerechtem Mann. Er las viel und wurde zu einem gelehrten Mann, obwohl er noch jung war. Er war geschickt und wurde zu einem reichen Kaufmann, unabhängig von dem Vermögen seiner Mutter und eines Tages traf er auch die Dame seines Herzens. Voll Freude stellte er sie seiner Mutter vor. Dillahnida zeigte sich liebevoll und voller Zuneigung der jungen Frau gegenüber. Aber Worte bleiben nur Worte; in ihrem Herzen loderte eine schwarze Flamme der Eifersucht. Jemand nahm ihr, was ihr Alles war.


Starkadur baute für sich und seine junge Frau ein Haus und schon im ersten Jahr bekamen sie einen Sohn. Dillahnida besuchte sie oft und brachte der jungen Frau Süßigkeiten, die sie auch selbst bereitete. Groß war die Trauer als die junge Frau nach einiger Zeit in das Reich der Toten hinüberwechselte. Dillahnida bot ihrem Sohn und Enkel ihr Haus und war eine gute Mutter und Großmutter. Der Enkelsohn, der junge Gissur, liebte seine Großmutter wie eine Mutter, die er nie gekannt hatte.


Nach einer Zeit stellte Starkadur seiner Mutter eine neue Braut vor. Dillahnida begegnete ihr höflich, aber strahlte eine so große Abneigung ihr gegenüber aus, wenn Starkadur nicht dabei war, daß sich die junge Frau sehr schlecht fühlte und sich nach einem eigenen Haus sehnte. Starkadur fand es gut und so zogen sie um in eine Nachbarstadt, wo die Geschäfte blühten. Gissur besuchte oft seine Großmutter und von ihm erfuhr sie, daß ihr neue Enkel geboren wurden, die sie aber nie zu Gesicht bekam, denn ihre Schwiegertochter suchte keinen Kontakt. Nein, das waren nicht ihre Enkelkinder, dachte sie.


Das Glück verschwand, das dem Starkadur immer zulachte. Das jüngste Kind starb, seine Gemahlin fiel in den Brunnen und ertrank. Und als ob es nicht genug wäre, starb auch das älteste Kind in einer Nacht. Starkadur suchte nach neuer Gemahlin und fand sie in einer Künstlerin, die schöne Bilder malte, aber bevor sie heiraten konnten, starb auch diese junge Frau. Sie hatte durch ein Versehen das Gift getrunken, das für die Mischung ihrer Farben bestimmt war. Dillahnida, die es erwartete, daß ihr Sohn und Enkel wieder zu ihr zurückkehren werden, wurde in ihrer Erwartung enttäuscht. Sie blieben in ihrem Haus und es blieb ihr gar keine andere Wahl als selbst dorthin zu fahren, wenn sie die zwei besuchen und sehen wollte. Nein, sie wollte nicht alles, was ihr lieb war verlieren. Sie flehte ihren Sohn und Enkelsohn an, zurück in die Heimatstadt zu kommen.


„Wir haben unser eigenes Leben, Mutter,“ sagte Starkadur. „Und Gissur ist verliebt in ein Mädchen. Vielleicht erwartet uns eine baldige Hochzeit.“ Dillahnida seufzte. Alles lief anders als sie sich es vorstellte. Alles lief eigentlich anders, auch das, was sich andere vorstellten, denn es ging keine Woche vorbei und die junge Dame, die Gissur heiraten wollte, starb. Nicht alleine. Sie und Gissur fielen von einer Klippe herunter als sie die untergehende Sonne beobachteten, fand man heraus. Starkadur trauerte, aber als ihm seine Mutter anbot, mit ihr zurückzufahren, lehnte er ab. Am Abend tranken sie noch ein Glas Wein zusammen. Mit Tränen in den Augen sah ihn Dillahnida an. „Also ich werde dich nicht überreden können?“. Sie tranken ihren Wein und Dillahnida sagte: „Mein Sohn, jetzt gehen wir zusammen. Du bist mein ein und alles auf dieser Welt und wenn ich es aufgeben muß, gebe ich alles auf. Der Wein ist vergiftet und ich lasse dich nur frei, indem ich dein Leben nehme, das ich dir geschenkt habe und beende ich somit auch das meine.“

„Nein, Mutter,“ sagte Starkadur, „den Wein habe ich gegen einen anderen unvergifteten eingetauscht, denn ich hatte schon einen Verdacht, den ich nicht wahr haben wollte und nach Gissurs Tod die Gewissheit. Warum, Mutter, warum?!“.Da öffnete Dillahnida ihren hohlen Ring, schüttelte Gift in ihren Wein und trank ihn schnell, bevor es Starkadur verhindern konnte. „Ja,“ sagte sie, „du bist mein und ich gebe nicht das, was mein ist, niemandem! Ich habe mehr getan als du nur ahnen konntest, um dich zu halten, ich habe deine erste Frau vergiftet, ich habe deine zweite in den Brunnen geworfen, die anderen Kinder umbringen lassen, die Künstlerin gezwungen, das Giftgemisch zu trinken und Gissur und seine Geliebte von den Klippen gestoßen. Es ist deine Entscheidung, du bleibst allein, denn ich, deine Mutter, verlasse dich jetzt für immer, denn ohne dich kann ich nicht leben.“ Das sagte sie und starb.


:%%:


Mutterliebe kann zur einer Besessenheit werden, wenn man egoistisch ist und nicht bereit ist, die eigenen Kinder loszulassen.



© 2008 Lynagh
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)