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Lynagh

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Donnerstag, 13. März 2008, 17:04

Garm mit der Blutigen Brust und seine Herrin

„Wenn das Leben endet und wir die Rechenschaft unserer Taten ablegen müssen, fürchten wir uns vor dem Tod,“ sagte Lynagh nachdenklich als sie am Abend auf dem Grossen Rand stand und über das Meer in die Ferne blickte. Ihre Gesellin, die einmal die neue Wächterin sein sollte, sah sie grübelnd an. „Denkt Ihr denn an Euren Tod, Herrin?“ fragte sie leise. „Er kommt wenn sein Zeit da ist oder wenn er muß, es hat keinen Sinn an ihn zu denken denn er ist immer irgendwo zwischen uns und ihn beizusehnen - das tut man gewöhnlich nicht.... nicht gerne,“ sagte ihre Lehrerin und Mutter. „Aber da wir von Rechenschaft Ablegen sprechen, möchte ich dir eine alte Sage erzählen die ich von meiner Großmutter Elanor, der 19. Wächterin auf Storegga, mal gehört habe.“

„Die Helheimpforte wird von dem Helhund Garm mit der Blutigen Brust bewacht. Niemand hat sich je gefragt wer er ist und was er tut. Ein Hund ist doch ein treuer Freund. Ja auch dieser war es mal und er ist es eigentlich noch immer. Denn als Hella geboren wurde, die Herrin der Unterwelt deren Vater der schlaue Loki war, dachte sie, sie ist ein normalles Mädchen wie jedes anderes. In der Burg ihrer Mutter, der Riesin Angurboda gab es keinen Spiegel. Sie wußte, daß sie dem Geschlecht der Riesen angehörte und sie sah nie ihre älteren Geschwister, den Wolf Fenrir und die Weltschlange Jormungand denn sie verliessen die Burg ihrer Mutter und niemand wußte wo sie sich befanden. Ihre Mutter, die Riesin Angurboda, war eine schöne Frau und so spiegelte sich Hella an ihr. Das Kind fühlte sich oft alleine denn es gab keine andere Kinder in der Burg und die Riesen die sie kannte hatten auch keine. Ihr einziger Freund war Garm, ihr Hund. Garm war ein treuer Freund und liebte Hella über alles und sie ihn. Aber eines Tages urteilten die Asen Götter und die Welt wurde neu geordnet. Hella, sowie auch ihre Geschwister wurden nach Asgard gebracht. Hella, die zuvor nie die neun Welten der Schöpfung kannte und unbelastet lebte, wurde geurteilt für die Sünden ihres Vaters. Als sie vor die Asen gebracht wurde, schrack sie von dem Anblick ihrer Geschwister. Sie schrack von dem Anblick ihres Antlitzes das sie in den Spiegeln der Asenhalle sah. Sie fühlte, daß sie nicht in die Welt wie sie war und ist gehörte und hatte plötzlich Angst vor sich selbst. Wolf Fenrir wurde mit einem schwarzen Herz geboren, aber da er das Kind des Blutbruders Odins war, dürfte ihn niemand töten, keine seiner Kinder übrigens, und so wurde er in Asgard gehalten und später angekettet bis der Ragnarök kam. Jormungand, welche die Welt haßte wurde ins Weltmeer geworfen wo sie so gewaltig wuchs, daß sie die Menschenwelt umschlang. Das war ihre Aufgabe; und auch sie wartete auf den Letzten Streit des Ragnaröks. Hella jedoch hatte nie Haß gekannt, sie hatte jedoch auch keine Liebe gekannt, nur ihr Hund war ihre Freude. So kam es auch, daß wenn Hella vor den Asen stand und sah was der Schicksal ihrer Geschwister war, sie Asgard verlassen wollte und als sie mit Gewalt daran gehindert war, fiel Garm die Götter an. Das Blut der Götter befleckte seine Brust. Hella war halb lebendes Fleisch halb totes ... und für die Götter galt sie als ein unergründliches Wesen. Das war ihr zum Nachteil. Wie können sich auch die Götter irren oder hatten sie sich nicht geirrt?!

„Hella, Tochter von Loki, geht in das Reich unter Niflheim wo Ihr über das Reich der Toten die nicht im Streit gestorben sind herrschen werdet. Dort müssen sie alle den Fluß Gjöll überqueren und dann ist keine Zurückkehr mehr möglich. Dort wird auch Euer Hund, der Garm mit der Blutigen Brust der Wächter Eures Reiches werden denn er wird Euch immer treu dienen. Gehe Königin des Todes!“ sprach Odin sein Urteil. So wurde Hella die Herrscherin des Totenreiches und ihr Hund der Wächter der Helheimpforte. Sie urteilt immer gerecht obwohl sie selbst, vielleicht, ungerecht verurteilt wurde und die Taten ihres Vaters zu verantworten hatte.“

Die Magierin hat gesprochen und schwieg dann eine längere Zeit. Beide standen sie auf dem Grossen Rand und blickten über das Meer. Dann sagte sie jedoch: „Man verurteilt schnell und leicht etwas, auch die Götter taten es. Denke daran, als Wächterin der Welt und gerechter Mensch; die Welt ist und besteht nie aus reiner Gutheit denn um das Gleichgewicht zu halten ist auch die dunkle Seite nötig. Ohne das Böse zu kennen würden wir auch nicht das Gute kennen. Wenn ein Mensch nur gut ist, kann er zum Narren werden, wenn er dem Bösen fröhnt kann er ein Ungeheuer werden. Denke immer daran; auch wir müssen unsere Taten im Gleichgewicht halten. Unser Leben und unsere Taten sind die kleine Welten welche die grosse Welt erschaffen und formen, immer und ewig. Hella und Garm waren nie wirklich glücklich und werden es auch nicht sein – oder vielleicht doch? Hella lernte die Treue ihres Hundes kennen und wird immer gerecht sein und bleiben und die Rechenschaft unseren Lebens auch gerecht beurteilen. Und der Garm?, - als Wachthund hatte er seine Aufgabe gefunden, er dient treu seiner Herrin und der Welt, denn wenn die Toten aus dem Reich unter Niflheim wieder zurück kämen, wäre es das Ende auch der Lebenden.“

© 2008 Lynagh
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)