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Lynagh

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Samstag, 29. März 2008, 19:37

Tørke, die habgierige Zauberin

Die Zauberin Tørke (Dürre) wohnte in einem Land wo die ewige Trockenheit herrschte. Staubwolken tanzten über die kahle Landschaft, den harten Grund und nackte Felsen. Ihre Burg war dunkel und voller Ruß von den vielen Feuern, die dort immer brannten und über welchen unzählige Kessel standen, wo sie ihre Zaubertränke braute. Sie kümmerte sich nicht um die Welt da draußen und hatte auch keine Freunde; Da sie immer hungrig war und jedes lebende Wesen, das ihre Burg betrat, in einem Kochtopf endete, gab es nichts und niemand, der freiwillig ihre Burg je besuchte. Ihre Tage verliefen gleich, sie zauberte halt. Sie zauberte sich Dinge, die sie nicht brauchte, aber doch wollte, sie zauberte sich einen vollen Magen, wenn sie Hunger hatte, sie zauberte sich Getränke, wenn sie Durst bekam. Eines Tages, als sie da saß und in einem dicken Zauberbuch nach neuen Formeln suchte, zauberte sie sich ein Netz, mit dem sie die Wolken fangen konnte. Das gefiel ihr, Regen fiel aus diesen Wolken auf die Erde rundherum und das überflüssige Wasser ließ sie halt verdampfen, denn sie mochte die trockene Landschaft lieber. Das Spiel gefiel ihr so sehr, daß sie wirklich jeden Tag und viele Stunden die Regenwolken in ihr Netz fing.

In die Länder der Menschen kam aber dadurch eine schwere Zeit. Die Ernten blieben aus und viele Menschen und Tiere starben vom Hunger. Wer keine Vorräte mehr hatte, fürchtete sich vor der Zukunft. Es fiel kein Regen mehr vom Himmel, denn es gab keine Wolken mehr, die den Regen immer brachten. Die Sonne schien und schien und was einmal angenehm war wurde zu einem Fluch. In den südlichen Ländern gab es kein Wasser, in den nördlichen kein Schnee. Da verpflichteten sich eines Tages einige Ritter im Nordland mit einem teuren Eid, den Regen zu suchen und die Ursache der Dürre zu finden. Bevor sie aufbrachten erschien ihnen ein Mann im blauen Mantel und tief ins Gesicht gezogenem Hut. Er gab ihnen einen Stein, der ihnen den Weg zeigen sollte und einen Stab, den Stab der Unruhe, der, wenn er jemanden an der Stirn berührte, denjenigen auf eine unendliche und ewige Reise schickte. Er warnte sie auch vor möglichen Gefahren. Sie sollten niemandem trauen, auch wenn jemand auch so unschuldig schien, denn die Reise wird sie in fremde Gegenden führen. So begaben sich die vier Ritter, Ingolfur, Eirik, Rørek und Svåse auf eine lange Reise, die sie Richtung Osten führte, durch fremde Länder, die ebenso wie die Länder im Westen litten. Wasser wurde langsam so kostbar wie Gold.

Eines Tages als sie eine enorme Einöde überquerten strahlte plötzlich der Stein und sie sahen vor sich einen hohen Berg mit einer dunklen Burg. Sie haben ihr Ziel erreicht. Ein kaum merkbarer Pfad führte sie in scharfen Kurven zwischen spitzen Steinen und am Rande steiler Abhänge hinauf zu einer Pforte. Nachdem sie einen bronzenen Klöpfer in Form eines Dämonenkopfes betätigten, hörten sie nach einer Weile Schritte und als sich die Pforte öffnete stand vor ihnen eine junge schlanke Frau, die sie herzlich und mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen begrüßte.

„Kommt Ihr nur herein, Herren, ich heiße Tørke, grüße Euch und biete Euch die Übernachtung auf meiner Burg “ sagte sie und führte sie in eine dunkle niedrige Halle, wo sie ihnen Getränke anbot. „Jetzt werde ich für Eure Zimmer sorgen und in der Küche beschäftigt sein, da ich keine Diener habe. Ihr Herren werdet mich so lange entschuldigen müssen,“ sagte die Frau und verschwand durch eine Tür. Niemandem trauen, sagte der Mann im blauen Mantel, egal wie harmlos er oder sie auch aussieht. Fast gleichzeitig dachten die Gesellen an die Warnung. Sie gossen die Becher leer und schenkten sich Wasser aus einer Feldflasche ein. Ingolfur sagte: „Ich schleiche mich die Treppe nach oben und Eirik soll die Küche durchsuchen. Es scheint so, als kommen nicht viele Gäste hierher und eine Frau alleine in dieser Einöde ist sicher eine Zauberin!“ Rørek und Svåse blieben in der Halle und Eirik nahm einen Gang, der wie er vermutete, in die Küche der Burg führen müsste, denn er hörte eine Weile zuvor Geräusche, als ob man Kessel verschob. Er schlich vorsichtig den Gang entlang, bis er tatsächlich zu einem Durchgang kam, hinter dem eine große, dunkle Küche lag, wo ein riesiger Kessel voll Wasser über dem Feuer hing und einem Backofen, der zum Backen heizte. Weiter war niemand in dem Raum. Er nahm die Treppe und folgte Ingolfur, den er bald einholte. Beide sahen sie einen riesigen Raum mit vielen kleinen Feuerstellen, Kesseln, in denen vieles braute und am Fenster ihre Gastgeberin, die in ein großes Netz die Regenwolken fing. Es war ihnen klar, daß sie die Ursache der Dürre fanden. Sie schlichen wieder die Treppe runter in die Halle. „Es ist eine Hexe, eine Zauberin, und sie fängt alle Regenwolken in ihre Netze,“ berichtete Ingolfur. „In der Küche brennt ein Feuer im Ofen, aber nichts drin und ein großer Kessel auf dem Feuer, wo nur Wasser kocht.. Ich habe eine böse Vorahnung,“ sagte Eirik.

Da hörten sie Schritte und ihre Gastgeberin erschien und verbarg schnell eine Überraschung, daß sie die Ritter wohlauf sah. „Edle Frau,“ sagte Svåse. „Es war sicher ein Witz uns vergifteten Wein anzubieten, jedoch wir besitzen den Stab des Allmächtigen Wissens. Wer durch ihn auf der Stirn berührt wird, besitzt die Gabe alles zu ergründen, besitzt das Allumfassende Wissen.“ Da Tørke habgierig war, schien ihr so etwas wie gerufen und sie wollte unbedingt so einen Stab haben. „Wollt Ihr mir den Stab verkaufen, Herren?“ fragte sie mit süßer Stimme. „Das würden wir, Edle Frau, was habt Ihr anzubieten?“. Sie bot ihnen Gold, sie bot ihnen Edelsteine, aber die Ritter schüttelten ihre Köpfe. „Habt ihr nicht etwas Außergewöhnliches anzubieten?“ fragten sie. "Der Stab ist nicht anders zu bezahlen als mit etwas, was es nur einmalig gibt." Da erinnerte sich Tørke an ihr Netz. Das konnte sie anbieten, denn wenn sie Allumfassendes Wissen besaß, könnte sie sich ein neues Netz weben. Sie eilte ins obere Gemach und brachte das Netz. „Ein Netz, das die Wolken fängt, ein besonderer und einmaliger Gegenstand!“ rief sie. Die Ritter stimmten dem Tausch zu und Tørke, die nicht ihr Mal missen wollte, dachte schlauer zu sein. Sie nahm den Stab und klopfte sofort auf ihre Stirn. Der Stab der Unruhe tat seine Arbeit. Von dem Augenblick an, hatte sie keine Ruhe mehr und wandelte ununterbrochen durch die Welt und nirgendwo konnte sie lang genug bleiben, da die Wolken wieder frei waren. Jedoch von dem Augenblick an, wandelt die Hexe Dürre durch die Welt und wo sie hinkommt, bringt sie eine schlechte Zeit mit sich mit, denn hungrig wie sie ist, nimmt sie den Menschen ihre ganzen Ernten, ihre Tiere und sogar viele Menschenleben.


© 2008 Lynagh
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)