Herkunft:
potentia=Macht;
potentilla=die Mächtige; lateinisch
tormentum=Kolik
Eurasien
Volksname:
Bauchwehwurz(en), Birkwurz, Blutbrech, Blutkraut, Blutwurz, schwedisch: Blodrot, Buchwehwurzen, Christuskrone, Dermendill, Dilledapp, Düwelsabbiß, Fingerkraut, Fünffingerkraut, Heideckern, Herzwurz, Mooreckel, Natternwurz, roter Günsel, Rotwurz, Rote Heilwurz, Ruhrkraut, Ruhrwurz, Siebenfinger, Tarpentill, Teufelsabriß, Turmentill, Tormentill, Tormentilla (Tormentilla ist seit dem Mittelalter der allgemein gebräuchliche Apothekername)
Pflanzenfamilie:
Rosengewächse (Rosaceae)
Verwendete Pflanzenteile:
Wurzelstock
Sammelzeit:
März bis April und September bis Oktober
Inhaltsstoffe:
Gerbstoff, Gerbsäure, roter Farbstoff, Harz und Gummi, Tormentillin, ätherisches Öl
Heilwirkung:
Stark adstringierend, antibakteriell, beruhigend, blutstillend, entgiftend, immunstimulierend, krampflösend, Blutzucker senkend und repariert verletzte Blutgefäße in der Schleimhaut. Die Blutwurz wird innerlich und äußerlich gebraucht, aber aufgrund des hohen Gerbstoffgehaltes wird sie vor allem bei Magen- und Darmkatarrhen, akuten und chronischen Entzündungen des Dünn- und Dickdarmes, jeglicher Art von Durchfällen und infektiösen Darmerkrankungen, sowie bei zu starker Periode angewandt. Bei Durchfällen die länger als 3-4 Tage anhalten, ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen.
Außerdem unterstützt sie als Spülungen die Wundheilung bei allen entzündlichen Prozessen im Mund- und Rachenraum, wie z.B. entzündetem, leicht blutendem und schwachem Zahnfleisch, Zahnfleischgeschwüren und Halsentzündungen.
Die Blutwurz ist eines der besten Blutstillungsmittel und eignet sich äußerlich besonders gut bei stark blutenden Wunden und Schnitten, so daß die Blutung sehr bald zum Stillstand kommt.
Die Einnahme während der Schwangerschaft oder Stillzeit ist nicht ohne Nachfrage bei einem Arzt zu empfehlen. Die Einnahme über eine längere Zeit kann zu Magenbeschwerden führen.
Der Gerbstoffgehalt der Droge und der Tinktur nimmt rasch ab, so daß es unbedingt ratsam ist, nur die frisch gepulverte Droge zu verwenden, bzw. diese rasch zu verbrauchen.
Kosmetik:
Bei Ausschlägen, Hautunreinheiten, nässenden Ekzemen, rauer, rissiger Haut und Lippen, sowie bei Wundsein der Kinder, hilft die rote Salbe aus Blutwurz.
Geschichte:
Die Wurzel wird schon seit Jahrhunderten in der Volksmedizin gegen allerlei Krankheiten angewandt, u.a. bei Blutungen, Hautausschlägen, Durchfall und Ruhr, Entzündungen im Mund- und Rachenraum, Quetschungen und Blutergüsse und als klassisches Pest- und Choleramittel. So sagt Brunfels: "Tormentill ist die aller köstlichst blutstellung / ein secret den frawen iren blumen (= Menstruation) zu stellen / so sye denselbigen zuvil haben / mag man das zum Seckelkraut (Capsella Bursa pastoris) nehmen." Besonders oft wurde sie als gutes Mittel gegen die Ruhr, starken Durchfall und Leibschmerzen empfohlen, daher der Spruch:
"äßt Dumendill und Bibernell,
Sterbt nüt so schnell!"
Paracelsus wandte die Wurzel als schmerzstillendes Mittel bei Zahnweh an. Bock lobt sie als schweißtreibend, lungen- und leberreinigend, wirksam bei Erkältung, Fieber, Erbrechen, vor allem aber als das beste Mittel bei "roten und weißen bauchflüssen", Ruhr und Cholera. Äußerlich soll sie "alle faule vunden, schäden und geschvär" säubern und heilen, die Menses stillen, Beulen und Knollen vertreiben, Kröpfe zerteilen und Grinde und Feigwarzen heilen. Pfarrer Kneipp empfahl die Wurzel bei Blutbrechen, zu starken Menses, Lungen- und Leberleiden und Ikterus. Den äußerlichen Gebrauch schätzte er bei Gicht und als Wundheilmittel.
Siehe auch:
Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938 Dr. Med. Gerhard Madaus
Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.