1950:
Ein Gericht in Washington lehnt die Aushändigung der nach Kriegsende von einem US-amerikanischen Offizier gestohlenen hessischen Kronjuwelen im Wert von rund 6,3 Mio. DM an Prinz Wolfgang und Gräfin Margarethe von Hessen ab. Die Entscheidung wird damit begründet, daß der Prinz und die Gräfin als feindliche Ausländer keinen Prozeß vor einem amerikanischen Gericht führen dürften solange nicht der Kriegszustand zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland beendet sei.
1951:
Die BRD beantragt die Mitgliedschaft beim Internationalen Währungsfond und der Weltbank.
50 meist ältere Bürger von Wesel gründen eine »Kaiserpartei«. 33 Jahre ohne Kaiser hätten genügt, um Deutschland in den Abgrund zu stürzen.
1952:
In Berlin (West) nimmt das BRD-Gesundheitsamt seine Arbeit auf. Es ist zuständig für Forschung, Information, Kontrolle und Statistik auf dem Gebiet des westdeutschen Gesundheits- und Arzneimittelwesens.
Die westdeutsche Bundesbahn gibt die durch ein Preisausschreiben ermittelten Namen für Züge auf innerdeutschen Langstrecken bekannt. »Loreley-Expreß« heißt jetzt der Schnellzug, der auf der Strecke Münster–München verkehrt, der »Rhein-Isar-Blitz« fährt auf der Strecke Dortmund–München, und das »Münchner Kindl« verbindet die Städte Frankfurt am Main und München.
1953:
In London unterzeichnen die BRD, die drei Westmächte und 17 weitere Staaten ein Schuldenabkommen. Die BRD erklärt sich darin zur Übernahme der Auslandsschulden des Deutschen Reiches seit dem Ersten Weltkrieg bereit. Verbindlichkeiten der BRD rund 13.730.000.000 DM.
Bundestagspräsident Hermann Ehlers (CDU) teilt mit, daß die Verabschiedung eines Gleichberechtigungsgesetzes aus Zeitgründen in der laufenden Legislaturperiode nicht mehr zu verwirklichen ist.
1954:
Nach Ansicht des hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn (SPD), der von einem fünftägigen Besuch Großbritanniens zurückkehrt, steht die britische Bevölkerung einer Wiederbewaffnung der BRD sehr skeptisch gegenüber.
1955:
Nach einer 40stündigen Debatte nimmt der BRD-Bundestag in Bonn gegen die Stimmen der SPD-Opposition die am 23. Oktober 1954 paraphierten Pariser Verträge an.
1957:
BRD-Kanzler Konrad Adenauer (CDU) beantwortet ein persönliches Schreiben des sowjetischen Ministerpräsidenten Nikolai A. Bulganin vom 8. Februar, der den Wunsch nach einer Verbesserung der bilateralen Beziehungen geäußert hatte. Der BRD-Kanzler schlägt die Wiederherstellung diplomatischer und wirtschaftlich-technischer Beziehungen zwischen beiden Staaten vor, bezeichnet aber die unterschiedlichen Auffassungen zur Wiedervereinigung Deutschlands und zur Rückführung Deutscher aus der UdSSR als sehr hinderlich für den Aufbau freundschaftlicher Beziehungen.
1958:
Der im Oktober 1956 vom BRD-Bundestag eingesetzte Sonderausschuß Radioaktivität stellt in einem ersten Bericht eine beständige Zunahme der Radioaktivität aufgrund von Atomwaffenversuchen fest.
1959:
Die BRD-Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung in Nürnberg meldet, daß in der Bundesrepublik noch 143 637 Lehrstellen offen sind.
Eine fortschreitende Automation in der Küche ist die Tendenz der Internationalen Hausrat- und Eisenwarenmesse, die in Köln ihre Tore öffnet. Sie dauert bis zum 3. März.
Der Prozeß gegen den Schriftsteller Erich Kuby und den Rundfunk-Redakteur Rüdiger Proske endet in Hamburg mit Freisprüchen. Gegenstand des Prozesses war ein Hörspiel über die Festung Brest im Zweiten Weltkrieg, durch das sich der General a. D. Bernhard Ramcke beleidigt fühlte.
1960:
Die drei westlichen Stadtkommandanten erteilen dem Senat von Berlin (West) die Erlaubnis zum Bau eines Fernsehturmes. Die DDR verurteilt die Errichtung wegen der Möglichkeit einer Ausstrahlung westlicher Programme auf ihr Gebiet.
1961:
Der Ministerrat der Westeuropäischen Union (WEU) tritt für eine Verstärkung der politischen und wirtschaftlichen „Einheit Europas“ ein. Großbritannien erklärt zum ersten Mal die Bereitschaft zum Eintritt in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft.
Verkehrsunfälle sind nach einer Mitteilung des so genannten Statistischen Bundesamtes der BRD in Wiesbaden die häufigste Todesursache für Kinder.
1963:
BRD-Verteidigungsminister Kai Uwe von Hassel betont während eines Aufenthaltes in Washington die enge Zugehörigkeit der BRD zum Nordatlantikpakt (NATO).
Der vor 60 Jahren errichtete »Kehrwiederturm« an der Kaiserspitze im Hamburger Freihafen wird gesprengt. An seiner Stelle soll ein neues Lagerhaus entstehen.
1964:
Der bislang größte Elektronenbeschleuniger der Welt, DESY (Deutsches Elektronen-Synchrotron), der in Hamburg-Bahrenfeld errichtet wurde, wird erstmals mit Elektronen beschickt.
1965:
DEFA-Filmpremiere »Der Reserveheld« mit Rolf Herricht, der Filmhit des Jahres.
1967:
Die Dreiergespräche zwischen den USA, Großbritannien und der BRD beginnen in London. Hauptthema ist die von den Vereinigten Staaten und Großbritannien beabsichtigte Verringerung ihrer Truppen auf westdeutschem Boden.
1970:
Der sowjetische Vorschlag, Ende März Berlingespräche aufzunehmen, wird von den westlichen Alliierten akzeptiert. Die Westmächte schlagen vor, auf Botschafterebene zu verhandeln.
Bei zwei Überfällen auf einen Lohngeldtransport in Düsseldorf und eine Zweigstelle der Essener Sparkasse werden über 400 000 DM erbeutet.
1971:
Auf einer Kundgebung des Bundes der Vertriebenen in Bonn wird heftige Kritik an der Ostpolitik der BRD-Regierung geübt.
In Bonn demonstrieren etwa 50 000 Landwirte aus der ganzen BRD gegen die Agrarpolitik der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Am 8. Februar hatten bereits 10 000 westdeutsche Bauern an der deutsch-dänischen Grenze gegen die europäische Preispolitik demonstriert. Die Landwirte fordern höhere Erzeugerpreise.
1973:
Der Vorsitzende des Direktoriums der Daimler-Benz AG, Joachim Zahn, schließt in Moskau ein Abkommen mit dem Vorsitzenden des Ministerrats für Wissenschaft und Technologie in der UdSSR über den gegenseitigen Erfahrungsaustausch im Automobilbau.
1974:
Die französische Regierung ernennt den Diplomaten Bernard Marie Guillier de Chalvron zu ihrem ersten Botschafter in der DDR. Die Leitung der DDR-Vertretung in Paris übernimmt der bisherige stellvertretende DDR-Außenminister Ernst Scholz.
1975:
Der Westberliner CDU-Vorsitzende Peter Lorenz wird von Mitgliedern der so genannten „Bewegung 2. Juni“ entführt, die inhaftierte Gesinnungsgenossen freipressen wollen.
Das Parlament in Bonn erörtert den Bericht des BRD-Bundestagsausschusses über die Spionageaffäre um Günter Guillaume. Da sich der Ausschuß nicht auf einen einheitlichen Bericht hat einigen können, liegen dem Plenum ein Mehrheits- und ein Minderheitsvotum vor.
1976:
In Wien trifft der österreichische Außenminister Erich Bielka-Karltreu mit Vertretern der Südtiroler Volkspartei zusammen. Dabei sagt Bielka-Karltreu dem Parteivorsitzenden Silvius Magnago weitreichende Unterstützung bei der Forderung nach mehr Autonomie der Südtiroler innerhalb des italienischen Staates zu.
1978:
Auf einer Umweltschutzkonferenz der BRD-Bundesländer in Berlin (West) gibt BRD-Innenminister Werner Maihofer (FDP) die Einführung eines Gütezeichens für umweltverträgliche Produkte bekannt. Es ähnelt dem Umweltschutzzeichen der Vereinten Nationen und zeigt einen von einem Eichenkranz umgebenen blauen Engel.
1979:
Im US-amerikanischen Bundesstaat Süd-Dakota wird bei Mord und anderen schweren Verbrechen die Todesstrafe durch den elektrischen Stuhl wieder eingeführt.
1981:
Für die 1 Mio. Beschäftigten des Baugewerbes wird zwischen den Tarifpartnern eine Lohnerhöhung von 4% vereinbart; sie soll zum 1. April 1981 wirksam werden. Der Stundenlohn für die größte Facharbeitergruppe erhöht sich damit um 53 Pfennig.
1983:
Das Oberverwaltungsgericht Münster verbietet auf Antrag der SPD die Ausstrahlung eines CSU-Werbespots außerhalb Bayerns. Das so genannte BRD-Bundesverfassungsgericht hebt diese Entscheidung auf Antrag der CSU durch eine einstweilige Verfügung kurz danach wieder auf, so daß der Spot gesendet werden kann.
1985:
Das BRD-Arbeitsgericht in Kassel stellt fest, daß ein Arbeitnehmer einen Anspruch auf Weiterbeschäftigung bis zum rechtskräftigen Abschluß des Kündigungsschutzverfahrens hat. Voraussetzung ist, daß der Entlassene in erster Instanz Recht behalten hat.
Zwei aus Berlin (West) abgeschobene Syrer entführen eine mit 33 Passagieren besetzte Maschine der westdeutschen Lufthansa auf dem Flug von Frankfurt am Main nach Damaskus und zwingen den Piloten zur Landung in Wien-Schwechat. Dort können die Luftpiraten in Haft genommen werden.
In der deutschlandpolitischen Debatte des BRD-Bundestages bekräftigt BRD-Kanzler Helmut Kohl (CDU) die Bereitschaft seiner Regierung zum Dialog mit der DDR.
1986:
Der mutmaßliche Kriegsverbrecher John (Iwan) Demjanjuk wird von den USA an Israel ausgeliefert. Der gebürtige Ukrainer soll für die Tötung von Juden im KZTreblinka mitverantwortlich sein.
In Erlangen wird das erste deutsche Kind geboren, das im frühen Embryonalstadium vorübergehend tiefgefroren war.
1987:
In Wien endet eine UN-Tagung zum Schutz der Ozonschicht der Erde. Auf konkrete Beschlüsse konnten sich die Teilnehmer aus 25 Staaten jedoch nicht einigen, es bleibt zum größten Teil bei Absichtserklärungen.