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Lynagh

Meister

  • »Lynagh« ist der Autor dieses Themas

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Montag, 7. April 2008, 12:52

Die Magie des Wortes

Die Sonne ging auf, ein Rand hob sich am Horizont und das Meer bettete sich in den ersten Sonnenstrahlen zufrieden und mit kleinen samten Bewegungen auf dem Sand des Strandes. Die alte Hexe machte das Feuer an und hing ihren Kessel darüber. Sie goss Wasser hinein und schüttete aus verschiedenen Behältern, kleinen Fläschchen und Papiertütchen die Zutaten hinzu. Bald brutzelte das Gebräu in der frühern Morgenstunde am Strand. Die alte Hexe Brana zitterte vor Aufregung. Endlich war es so weit! Das Gebräu kochte und wurde dicker und weniger. Aber es reichte, um ein Becher vollzufüllen. Brana schenkte es aus und stand mit dem vollen Becher in der Hand am Strand und beobachtete aufmerksam die aufgehende Sonne. In dem Moment als es wie eine Kugel am Rand eines Tisches erschien, hob sie ihren Becher und trank es aus.Auf dem Strand stand eine schöne junge Frau mit rotblondem Haar, das in der sanften Brise um ihr Gesicht spielte. Brana sah ihr Spiegelbild im Wasser und schrie vor Freude. Endlich war es ihr gelungen, die lange Suche nach ihrer verlorenen Jugend war zu Ende. Aber da war noch etwas, was sie unbedingt tun musste, um sie zu behalten. Wenn sie, als die Sonne unterging, von keinem Mann geliebt wurde, war alles umsonst. Ohne Zauber zu benutzen!Oben auf den Dünen erschienen zwei Gestalten, ihre Trolldienerinnen Eistla und Gellivör. Sie waren ziemlich dumm, aber dienten ihr treu. Eistla und Gellivör starten mit offenem Mund ihre Herrin an.„Los, schnell, wir müssen uns beeilen!“ rief Brana. „Ich muß einen Mann finden, bevor die Sonne untergeht!“Die Trollfrauen kicherten, so hatten sie ihre Herrin noch nie erlebt, aber sie trotteten hinter ihr als sie sich auf den Weg entlang des Strandes machte.Irgendwo am Meeresufer soll doch ein Dorf sein, dachte Brana. Der Wunsch, ihre neue Jugend sicher zu stellen, verlieh ihr Flügel, zwischen ihr und Eistla und Gellivör vergrößerte sich der Abstand, obwohl die dicken Trollfrauen ihr Bestes taten, um nicht zu weit hinter ihrer Herrin zu bleiben. Die Küste streckte sich verlassen und erst als es fast Mittag war, sahen sie ein Fischerdorf. Endlich, dachte Brana. „Wartet hier auf mich,“ sagte sie zu ihren Dienerinnen, denn die Erscheinung von Eistla und Gelivör war sicher nicht das, was ein Mann gerne sehen würde.

Dankbar und schwer atmend setzten sich die Trollfrauen auf den Sand. Brana begab sich in das Dorf, aber wie groß war ihre Überraschung als sie dort lauter Frauen und Kinder sah und keinen Mann.„Wo sind eure Männer?“ fragte Brana eine Alte, die im Hafen auf einer Mauer saß.„Hinaus aufs Meer sind sie gesegelt, junge Frau“ sagte die Alte. „Zum Fischfang.“„Hm – und wann sind sie wieder zurück?“„Sie kommen meistens nach Sonnenuntergang zurück, denn je länger sie draußen bleiben, desto größer der Fischfang“ antwortete die Alte und sah sie neugierig an, denn es kam ihr ein bisschen merkwürdig vor, dass sich eine schöne, gut gekleidete junge Frau um die Arbeit der Fischer scherte. Brana fluchte in Gedanken, aber nahm sich zusammen und bedankte sich für die Auskunft. Sie eilte zu ihren Dienerinne,n die es sich am Strand gemütlich gemacht hatten. „Eistla! Gellivör! Wir müssen weiter, es gibt keinen Mann in diesem verwünschten Dorf.Sie nahmen einen Weg, der landeinwärts führte. „Schnell, schnell!“ reif Brana. Eistla und Gellivör taten ihr Bestes, aber der Abstand wurde noch größer als zuvor. Trolle sind ziemlich faul und laufen nur, wenn sie jagen. Als sie so eine Weile auf dem Weg liefen, kreischten plötzlich die zwei Trollfrauen die scharfe Augen hatten: „Dort, dort ist ein Mann!“ riefen sie aufgeregt, denn sie freuten sich auf eine Pause. Tatsächlich, auf einem Hang des Hügels stand ein Haus und es saß ein Mann vor der Hütte. Die Trollfrauen setzten sich sofort auf ein Stein bei dem Weg und warteten. Brana eilte zu der Hütte. Ein Mann, ein alter Mann, aber doch ein Mann! Sie kam näher und rief: „Willst du mich nicht lieben?!“ Der alte Mann hob seinen Kopf, lächelte ihr zu und sagte: „Du bist mir eine freudige Deern,“ lachte er, “Ich würde dich gerne lieben wenn ich könnte, aber ich bin schon zu alt und meine Manneskraft ist schon lange mit meinen jungen Jahren verschwunden!“ Brana drehte sich um, es war keine Zeit zu verlieren, denn die Sonne war schon über ihren höchsten Stand hinweg.„Schnell, schnell!“ rief sie, als sie wieder den Weg erreichte. „Der Mann ist schon zu alt, wir müssen weiter!“ Und weiter lief sie, obwohl ihr schon die Beine weh taten. Die Trollfrauen könnten vor Wut weinen, aber sie waren treue Dienerinnen ihrer Herrin. Brana lief weiter und die Trollfrauen taten ihr Bestes, aber blieben weit hinterher.Zum Glück sahen sie hinter einer Kurve ein großes Haus und eine Kirche. Eistla und Gelivör setzten sich direkt als sie es sahen, dort müsste doch ein Mann sein. Brana klopfte an die Tür. Eine Frau öffnete und Brana fragte direkt nach einem Mann.„Oh, meint Ihr den Ehrwürdigen?“ sagte die Frau. „Kommt herein.“ Endlich, dachte Brana. Sie wurde in ein Zimmer geführt und da kam ein Mann.

„Womit kann ich Euch dienen, meine Tochter,“ fragte der Priester. „Liebe mich!“, sagte Brana und knöpfte schon ihr Kleid vorne los.Der Priester bekreuzigte sich eifrig und drehte sich halb um der Versuchung willen.„Ich darf nicht, ich habe meine Gelübde der Keuschheit abgelegt." Brana wurde bleich vor Wut, knöpfte wieder ihr Kleid zu und stürmte ohne weiter etwas zu sagen aus dem Haus.„Los, schnell, wir müssen weiter!“ reif sie als sie wieder den Weg erreichte. Die Trollfrauen waren nahe am Weinen, aber ihre Herrin auch, denn die Zeit lief davon und die Sonne stand sehr niedrig.Glücklich sahen sie nicht weit entfernt einen Bauernhof, Die Trollfrauen setzten sich direkt und Brana klopfte an die Tür. Ein junger Bauer öffnete. „Liebe mich“, rief Brana und kleidete sich schon aus. „Ich sollte nicht,“ sagte der Landsmann, „denn ich bin verheiratet – aber meine Frau ist nicht da,“ fügte er an, als er die halbnackte Brana sah, „was man nicht weiß....“ Er konnte den Satz nicht beenden. Sie liebten sich auf dem Boden der Diele. Als dies vollbracht war, kleidete sich Brana wieder an, schob den Bauer zur Seite und erreichte mit Tanzschritt wieder den Weg, wo ihre Dienerinnen warteten. Die Sonne fing an unterzugehen. Brana, Eistla und Gellivör liefen wieder zum Meer zurück, wo sie ein Feuer machten und die Trollfrauen die Vorräte auspackten. Brana beobachtete die untergehende Sonne und fühlte sich zufrieden, daß es ihr gelang ihre Jugend sicher zu stellen. Die Sonne verschwand aber es war noch hell, das Meer streichelte den Sand. Auf dem Strand stand eine alte hässliche Hexe, die vor Verzweiflung schrie, als sie im Wasser ihr Spiegelbild sah. Sie begriff plötzlich, daß sie einen schrecklichen Fehler gemacht hatte und Liebe des Fleisches mit wahrer Liebe, die sie nie kannte, verwechselte.



© 2008 Lynagh
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)