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Lynagh

Meister

  • »Lynagh« ist der Autor dieses Themas

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Donnerstag, 13. März 2008, 22:28

Der Mann, der zu Storegga kam

Es geschah vor einiger Zeit als die Wächterin des Grossen Randes noch ein Mädchen war. Es war der Jahr in dem die vorige Wächterin, ihre Mutter, ihr die Verantwortung der Wächterin völlig übergab und sich auf das Familiensitz weit im Süden zurückzog. Es wehte ein starker Wind; es tobte ein Sturm über dem Nordland und das Meer kochte von Wut. Wellen höher als viele Häuser schlugen an die Wände des Grossen Randes, dieser imposanten Felsenküste wie Fäuste eines Irren im Amok. Nicht nur der Sturm zürnte, auch der Himmel zeigte ein unfreundliches Gesicht und das Meer schwitzte einen dichten Nebel durch den nur die schäumenden Köpfe der großen Wellen brachen.

Die Wächterin auf Storegga saß in ihrem Haus beim Fenster, in der Feuerstelle brannte ein großes Feuer, sie schenkte sich sogar einen kleinen Becher Met ein, der auf dem kleinen Tisch bei ihrem tiefen Sessel stand, denn es wärmte. Es wärmte von innen und obwohl es im Haus angenehm warm war, steckte der kalte Wind seine kalten Finger durch die Fügen der Fenster. Die Wächterin genoss die Wärme und Gemütlichkeit ihres Hauses und sie genoss auch das Spiel der Natur draußen. Sie laß ein im Leder gebundenes Buch, genoss die Gemütlichkeit drinnen und die Gewalt draußen und so schien alles vollkommen.

Aber da erklang ein Schiffshorn im Nebel wie ein Schrei. Die Wächterin stand auf, hüllte sich in einen wollenen Umhang, nahm einen großen Horn der in der Halle auf einem Haken hing und auch die Sturmlaterne die bei der Eingangstür stand, zündete sie an und lief hinaus auf den Rand des hohen Felsens. Es war nichts zu sehen, aber die Sicht reichte nicht weiter als einige Schritte und so nahm sie ihren Horn der Storegga der sogar die Trompete des Nordens übertönte, den grässlichen Maelström der Zeit zu Zeit das Meer da unten beherrschte. Der Wind tobte, die Wellen schlugen auf die Felsen, die Trompete des Nordens wütete und der Horn der Storegga schrie seine Warnung. Die Wächterin betrat den schmalen Felsenpfad der nach unten zum Meer führte. Ein Vorsprung an der Felsenwand mit einem Pfad das sich in scharfen Kurven durch einige Tunnel in der Felsenwand und dann wieder an dem Fels entlang nach unten schlang. Es drohte keine Gefahr an diesem Pfad, denn der Wind wehte vom Meer aus, es wehte ja meistens nur der Westerwind hier, und drückte sie eher an die Wand und damit war er ein Helfer in der Not. Der Grosse Rand streckte sein Füße ins Meer an dieser Stelle und die Wellen brachen auf dem Riff die diese bildeten so daß man dahinter ein Stückchen ruhiges Wasser hatte, wo immer das Boot der Wächterinnen lag. Die Wächterin Lynagh folgte langsam den Pfad, mit festem aber vorsichtigem Schritt, bis sie unten sie die kleine steinige Bucht erreichte wo das Wasser schäumte und tanzte. Das Boot lag in seiner kleinen Grotte. Die Wächterin bliess den Horn aber noch bevor sie ihn von den Lippen nahm brachten die Wellen die auf dem Riff brachen als ob es nach oben regnete Stücke Holz, einige Fässer und unbestimmte Gegenstände die einmal ein Schiff gewesen waren. „Zu spät,“ flüsterte die Wächterin, „wahrscheinlich bin ich zu spät gekommen.“

War es ein Traum oder Wirklichkeit, fragte sie sich ab. Denn sie träumte gerade diesen Tag, sie träumte es schon öfters, so daß ihr alles wie eine Widerholung vorkam; jedoch im Traum da kam ein Schiff und noch jemand. Gerade als sie es dachte brach eine riesige Welle auf dem Riff und der weiße Schaum betete eine Gestallt zu ihren Füssen. Es war ein junger Mann. Seine Kleider waren zerrissen, aber sie sah daß sie aus teuerem Stoff angefertigt wurden. Sie bog sich über ihn und gerade als sie dachte sie müsse ihn irgendwie beleben, öffnete er seine Augen die von tiefem Blau waren. „Könnt Ihr gehen?“ fragte sie. Mit Hilfe der Wächterin stand er bald wieder auf seinen Füßen, sein nasses blondes Haar los aus dem dicken Zopf, und sie warteten schweigend ob das Meer noch etwas oder jemanden preisgibt. Sie warteten eine lange Zeit aber vergeblich, nichts als Trümmer brachten die wütenden Wassermassen mit sich. Lynagh drehte sich um und er folgte ihr mühsam den Pfad nach oben. Zurück im Haus brachte ihm Lynagh trockene, am Feuer gewärmte Decken und bald kam auch Farbe in sein bleiches Gesicht. Sie schenkte ihm einen großen Becher Met. Sie schwiegen eine lange Zeit und dann erzählte der Besucher was da draußen geschah und wer er war.

„Mein Name ist Torgils Torvaldson und ja ich bin Der Sohn des Torgils Haraldson welcher eines der Söhne des König Harald Harfager mit seiner ersten Frau Gyda Eiriksdotter, Tochter des König Eirik von Hordaland. Die Familie meines Vaters ist das Geschlecht der Ynglingen das, wie man sagt, die Nachkommen der Göttin Freya sind. Mein Vorfahr Harald hatte viele Kinder von verschiedenen Müttern. Niemand weiß eigentlich genau wieviel Kinder er eigentlich zeugte und wieviel Frauen er hatte. Er hatte Gyda geheiratet aber er hatte noch viele ofiziellen Frauen dabei wie Åsa Høkonsdotter, Åshild Ringsdotter, Snøfrid Svåsedotter, Svanhild Øysteinsdotter, Ragnhild Eiriksdotter und Tora Mosterstong. Alle Nachkommen dieser Frauen haben Thronrechte und unser Großvater war nicht ein guter oder angenehmer Mann. Da hörten wir von der Insel wohin Floki Vilgerdarson, Hrafna Floki genannt (Rabe Floki) zog und wir folgten ihm. Er nannte sie Island. Jedoch viel von uns, auch ich, zogen auch weiter, viel weiter als Grønland – zu den neuen Ufern weiter im Westen die mal Gunnbjörn Ulfson entdeckte; zu Gunnbjörns Schären (Gunnbjarnarsker) die eigentlich ein festes Land sind, Vinland, und durch Eirik den Roten wiederentdeckt und wirklich besiedelt ist. Aber wie es so ist, die alte Heimat rief mit Heimweh und mein Schiff näherte sich wieder den alten Gewässern als wir von einem starken Sturm hierher getrieben und durch den schrecklichen Maelström erfasst wurden. Wie ich sehe, bin ich der einzige der es überlebt hatte.“ „Es ist wahrscheinlich Euer Schicksal,“ sagte Lynagh. „Was die Nornen weben kann man nicht ändern und auch Euer kommen hierher stand schon fest, denn ich habe es schon viele Male geträumt.“

So blieb Torgils Torvaldson eine lange Zeit auf dem Grossen Rand, Storegga, und wurde der Vater der nächsten, 22. Wächterin des Grossen Randes die er mit sich nahm als er eines Tages Richtung Süden zog. Erst nach vielen Jahren die sie bei ihrer Großmutter, der ehemaligen 20. Wächterin durchbrachte, kam sie eines Tages als Lehrling zurück, genau wie Lynagh zu ihrer Mutter und wie alle Wächterinnen davor, denn Storegga war kein Platz für junge Kinder und es war ein magischer Ort. Der Familiensitz der Wächterinen weit im Süden wohin sich alle Wächterinnen immer zurückzogen nachdem sie ihr Amt und Würde weitergaben, bot die besten Möglichkeiten der Erziehung und Sicherheit.

© 2008 Lynagh
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)