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Montag, 8. September 2008, 22:22

Weihrauch

Boswellia Roxb. ex Colebr.

Abb.: Köhler's Medizinal-Pflanzen 1887

Herkunft:
Olibanum aus dem arabischen Luban für Milchsaft; althochdeutsch wîhrouch=heiliges Räucherwerk; zu wîhen=heiligen, weihen

Nordostafrika

Volksname:
Gummi olibanum, Gummiresina

Pflanzenfamilie:
Balsambaumgewächse (Burseraceae)

Verwendete Pflanzenteile:
Harz

Sammelzeit:
Ende März und Anfang April

Inhaltsstoffe:
5 bis 9 % ätherisches Öl, bis 15 % Harz (davon 50 % Boswellia-Säuren), 60 % Gummi, 20 % Bassorin, Bitterstoffe und Schleim.

Durch mehrfaches Anschneiden der Bäume erfolgt die Weihrauchgewinnung in den Monaten von Ende Oktober bis Ende April. Der Ertrag beläuft sich auf 1 kg Harz im Jahr pro Baum.

Heilwirkung:
Weihrauch wirkt beruhigend , blähungstreibend, desinfizierend, entzündungshemmend, harntreibend, entwässernd, nierenanregend, menstruationsfördernd, schleimlösend, verdauungsfördernd und zusammenziehend.

Innerlich eingenommen trägt er zur Heilung von rheumatischen und entzündlichen Erkrankungen der Gelenke, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Allergien, Schuppenflechte, Erkältungskrankheiten und Asthma bei.

Die entzündungshemmende Wirkung ist auf die vorhandenen Boswelliasäuren zurückzuführen. Einer Studie zufolge konnte die positive Wirkung nur mit hohen Dosen von Weihrauchextrakt erreicht werden. Die Forscher stellten fest, daß bei zu niedriger Dosierung genau das Gegenteil bewirkt wird.

Das ätherische Weihrauchöl (Oleum thuris) wird durch Wasserdampfdestillation des Harzes gewonnen. Es hat einen vollen balsamischen, etwas süßlich, harzig, terpentinartigen Duft, während das indische Weihrauchöl ausgesprochen frisch riecht. Zum verräuchern wird es meist mit anderen Räuchermitteln vermischt wie z.B. Benzoe, Myrrhe, Galbanum, Zistrose, Styrax, Lorbeer etc.

Außerdem kann das ätherische Öl als Duftöl, für Umschläge, zur lokalen Anwendung, für Bäder, zur Hautpflege, als Gurgelmittel oder Mundspülung und zum Inhalieren eingesetzt werden, es fördert die Durchblutung und ist außerdem ein sehr wirksames Anti-Streß-Mittel. Das Öl wirkt gegen Akne und verhindert die Narbenbildung. Zur Behandlung von Schwangerschaftsstreifen (auch vorbeugend) hat sich das Weihrauchöl ebenfalls bewährt.

In der Parfümindustrie wird es oft und gerne wegen des balsamisch-würzigen und leicht zitronigen, aber typischen Weihrauchduftes verwendet, es findet sich auch in Kosmetikprodukten und Arzneimitteln wieder.

Geschichte:
Als eine der größten Kostbarkeiten bezogen die Ägypter ihn aus Arabien, es wurde über die berühmte Weihrauchstraße, der wichtigste Handelsweg der Antike, zwischen Ägypten und Indien transportiert. Sie nutzten ihn für kultische Zwecke, bei der Mumifizierung herausragender Persönlichkeiten und in begüterteren Kreisen als aromatisches, desinfizierendes und entzündungshemmendes Räucher- und Heilmittel. Die Harzperlen des Weihrauchs wurden als "Schweiß der Götter" bezeichnet. Die hippokratischen Schriften belegen, daß er auch in der klassischen griechischen Medizin zu Heilzwecken verräuchert wurde, außerdem zum desinfizieren von Kleidungsstücken, Krankenlagern und Ställen, aber auch als Aphrodisiakum.

Seit ca. 3000 Jahren wird Weihrauch in der Ayurvedischen Medizin Indiens erfolgreich bei entzündlichen Erkrankungen und bei Nervenleiden eingesetzt.

Die Römer ließen bei Bitt- und Dankesgebeten die Weihrauchkörner in speziell dafür bestimmten Gefäßen (acerra) im Feuer verbrennen und als Huldigung den Kaisern und Statthaltern beim Einzug in eine Stadt vorantragen. Die Christen lehnten diese göttliche Verehrung des Kaisers jedoch ab. In der christlichen Liturgie war Weihrauch verpönt und die Kirchenväter sprachen sich explizit dagegen aus. Bei Beerdigungen wurde der Weihrauch allerdings verwendet. Erst mit zeitlichem Abstand und mit der Übernahme von Elementen des heidnisch-römischen Kaiserkultes in den christlichen Gottesdienst wurde der Weihrauch akzeptiert.

Alexander d. Große soll bei der Einnahme von Gaza für 500 Talente Weihrauch und 100 Talente Myrrhen nach Makedonien gesandt haben. Nach Herodot zahlten die Araber einen jährlichen Tribut von 1000 Talenten Weihrauch an Dareios. Auch im hebräischen und griechischen Altertum wurde Weihrauch in den Tempeln benutzt. Nero verbrauchte eine ungeheure Menge beim Begräbnis seiner Gemahlin Poppea. Auch die Chinesen nutzten Weihrauch, die ihn seit dem 10. Jahrhundert von den Arabern erhielten.

Hildegard von Bingen setzt ihn bei Schwerhörigkeit und Tinnitus ein. Im Mittelalter blieb Weihrauch in der römischen und griechischen Kirche in hohem Ansehen. Auch für Sebastian Kneipp gehörte Weihrauch zu den Heilmitteln und bei bestimmten Beschwerden empfahl er dabei die tägliche Einnahme weißer Weihrauchkörner.


Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.


"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache raubt."
- J. G. Herder -

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