1950:
Die niederländischen Gewerkschaften verbieten ihren in Baubetrieben beschäftigten Mitgliedern die Arbeit auf Baustellen, auf denen Sandstein verarbeitet wird. Die Arbeitnehmervertreter machen geltend, daß die Arbeit mit Sandstein die meist tödlich verlaufende Staublungenkrankheit Silikose hervorrufe.
BRD-Justizminister Thomas Dehler (FDP) erklärt in einem Interview mit der Westberliner Zeitung »Der Kurier«, eine der ersten Aufgaben des noch zu errichtenden so genannten Bundesverfassungsgerichts sei die Überprüfung der Kommunistischen Partei und aller Organisationen, die kommunistische Ziele verfolgten.
1951:
Zum ersten Mal seit Monaten treffen BRD-Kanzler Konrad Adenauer und Oppositionsführer Kurt Schumacher in Bonn zusammen. Hauptthema der Unterredung ist die geplante Viermächtekonferenz. Zu Differenzen kommt es angesichts der Frage einer möglichen Neutralisierung der BRD, die Schumacher nicht ausschließen will.
1952:
Während einer BRD-Bundestagssitzung in Bonn wird der fraktionslose Abgeordnete Franz Richter von Beamten der Staatsanwaltschaft verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, der ehemalige Gauhauptstellenleiter der NSDAP aus Sachsen, Fritz Rößler, zu sein.
1953:
Die französische Nationalversammlung verabschiedet eine Amnestie für französische Kriegsverbrecher, die während des Zweiten Weltkriegs angeblich zwangsweise zum Dienst in deutschen Armeeinheiten verpflichtet worden waren. Mit der Amnestie reagiert das Parlament auf Proteste gegen die Verurteilung mehrerer Franzosen im so genannten Oradour-Prozeß.
Ein von BRD-Innenminister Robert Lehr (CDU) vorgelegter Entwurf für ein Rundfunkgesetz sieht die Errichtung eines so genannten Bundessenders vor, der im gesamten BRD-Gebiet für die Produktion und die Ausstrahlung des Fernsehprogramms zuständig sein soll.
Vertreter der BRD und der DDR vereinbaren für das Jahr 1953 im Interzonenhandel gegenseitige Warenlieferungen im Wert von 408 Mio. Verrechnungseinheiten.
Die Deutsche Verwaltungsakademie vereinigt sich mit der Hochschule der Justiz zur Deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft in Potsdam-Babelsberg.
1954:
Bei einer Volksabstimmung im Schweizer Kanton Basel sprechen sich 59% der Frauen für ein allgemeines Frauenstimmrecht aus. Der Entscheid hat jedoch nur beratenden Charakter; über die Einführung des Frauenwahlrechts entscheiden in der Schweiz die Männer.
In München blockieren rund 1000 Gewerkschafter Eingänge von mehreren Kaufhäusern, um gegen eine Verlängerung der Öffnungszeiten am Sonnabend zu protestieren.
Auf einem Faschingsfest in Nürnberg bringt ein 19jähriger Elektriker eine alte Wehrmachtsgranate zur Explosion, drei Menschen kommen dabei ums Leben, 48 Personen werden verletzt.
1956:
Sieben ehemalige Mitglieder des Gesamt-deutschen Blocks/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE), darunter die BRD-Minister Waldemar Kraft und Theodor Oberländer, die im Juli aus dem GB/BHE ausgetreten waren und seither bei der CDU/CSU-Fraktion des BRD-Bundestags hospitiert haben, treten offiziell der CDU/CSU-Fraktion bei.
Das BRD-Ministerium für Ernährung Landwirtschaft und Forsten veröffentlicht den »Grünen Bericht« über die Lage der westdeutschen Landwirtschaft. Darin wird u.a. festgestellt, daß vor allem kleine Betriebe unter 10 ha Gesamtfläche sich in einer finanziellen Notlage befinden.
1957:
BRD-Kanzler Konrad Adenauer (CDU) und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Otto Dibelius, unterzeichnen einen Vertrag über die Militärseelsorge in der BRD-Bundeswehr, der die Unabhängigkeit kirchlicher Verkündigung sichert. – Die katholische Militärseelsorge ist durch Artikel 27 des Reichskonkordats vom 20. Juli 1933 geregelt.
1959:
Die kanadische Regierung in Ottawa gibt bekannt, daß die Streitkräfte des Landes einschließlich der NATO-Brigade in der BRD mit Atomwaffen der USA ausgerüstet werden.
Zahlreiche britische Fernsehzuschauer geraten in Panik, da sie ein Fernsehspiel über einen Satelliten, der London mit Vernichtung bedroht, für eine offizielle Mitteilung halten.
Das Amtsgericht Hamburg ordnet die Beschlagnahme von Heft 8 der Illustrierten »Stern« an, in dem über angebliche verfassungswidrige Praktiken des so genannten Verfassungsschutzes berichtet wird.
Das BRD-Verwaltungsgericht in Berlin entscheidet, daß die Streitkräfte des Landes einschließlich der NATO-Brigade in der BRD mit Atomwaffen der USA ausgerüstet werden dürfen.
1960:
Bei einem der größten Raubüberfälle, die bisher in der Schweiz verübt wurden, erbeuten in Genf zwei Männer von einem Diamantenhändler Edelsteine im Wert von 250 000 Schweizer Franken.
1962:
BRD-Kanzler Konrad Adenauer regt an, die Moskauer Botschaftergespräche über Berlin in eine Ost-West-Außenministerkonferenz einmünden zu lassen.
Das Schwurgericht in Münster (Westfalen) verurteilt den 50jährigen ehemaligen Arzt im KZ Sachsenhausen Hans Baumköter, wegen Beihilfe zum Mord in zehn Fällen zu drei Jahren und drei Monaten Zuchthaus.
1964:
In Heidelberg beginnen die Bauarbeiten für das neue deutsche Krebsforschungszentrum.
1967:
Die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen in New York stellt in einer Untersuchung fest, daß sich die Rassentrennung an den öffentlichen Schulen der Vereinigten Staaten eher verstärkt als abschwächt.
Die DDR proklamiert eine eigene "DDR-Staatsnation". Damit reagiert die DDR unter anderem auf den "Alleinvertretungsanspruch" der BRD.
1969:
Der Internationale Gerichtshof in Den Haag erklärt die auf einer Seerechtskonferenz im Jahr 1958 vereinbarte »Continental Shelf Convention« über die Aufteilung der Meeresböden für ungültig.
Nach Presseberichten haben sich die Volkswagen AG und die NSU Motorenwerke AG grundsätzlich auf einen Zusammenschluß beider Unternehmen geeinigt. An einer Übernahme von NSU waren auch ausländische Autofirmen interessiert.
Nach einer Mitteilung der amtlichen sowjetischen Nachrichtenagentur TASS werden sowjetische und DDR-Streitkräfte Anfang März eine gemeinsame Übung in den »zentralen und westlichen Gebieten der DDR« durchführen. Nach Ansicht politischer Beobachter steht die Ankündigung im Zusammenhang mit dem Streit um die Abhaltung der so genannten Bundespräsidentenwahl in Berlin (West).
1970:
BRD-Kanzler Willy Brandt (SPD) erklärt sich in einem Schreiben an DDR-Ministerpräsident Willi Stoph bereit, die deutsch-deutschen Gespräche in Berlin (Ost) zu führen. Als die DDR jedoch die geplante Reiseroute über Berlin (West) nach Berlin (Ost) ablehnt, einigen sich beide Seiten schließlich auf Erfurt als Verhandlungsort.
Der stellvertretende Parteivorsitzende der SPD und BRD-Verteidigungsminister Helmut Schmidt äußert sich auf einer gemeinsamen Sitzung von Parteivorstand, Parteirat und Kontrollkommission grundsätzlich zur künftigen Gestalt der BRD-Bundeswehr. Er schlägt u.a. die Zweiteilung in ein kleineres Berufsheer nach britischem Vorbild und eine milizähnliche Truppe vor. Der Grundwehrdienst könnte von 18
auf 15 Monate reduziert werden.
1971:
Tausende US-Amerikaner leben 40 Minuten in der Furcht vor einem dritten Weltkrieg. Durch einen technischen Fehler im nationalen Warnzentrum wird falscher Alarm ausgelöst.
Der frühere westdeutsche Studentenführer Rudi Dutschke verläßt nach drei Jahren London und nimmt eine Stelle als Hilfsdozent an der dänischen Universität Århus an.
1972:
BRD-Kanzler Willy Brandt (SPD) äußert bei einem Besuch in Berlin (West) die Überzeugung, daß es künftig günstigere Chancen für die Stadt gebe. Es kämen ihr »zusätzliche Aufgaben auf den Feldern der Begegnung« zu.
1974:
Der BRD-Bundestag genehmigt den Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen. Damit verzichtet die BRD darauf, in nationaler Verfügungsgewalt Atomwaffen herzustellen oder zu erwerben.
1976:
Der pakistanische Ministerpräsident Zulfikar Ali-Khan Bhutto beendet einen zweitägigen offiziellen Besuch in der BRD. Im Rahmen des Besuchs wurde die Gewährung einer Kapitalhilfe von 90 Mio. US-Dollar (234 Mio. DM) an Pakistan vereinbart.
1979:
Ein Landtagsabgeordneter der bayerischen Sozialdemokraten, der am 30. Januar unter dem Vorwurf der Spionage für die DDR festgenommen worden war, wird auf Beschluß des BRD-Bundesgerichtshofes gegen Kaution aus der Haft entlassen.
1980:
US-amerikanische Behörden finden in Tomaten, die aus Mexiko importiert worden sind, Spuren von Pestiziden die aus der BRD stammen, in den Vereinigten Staaten aber verboten sind.
Wenige Tage vor ihrer geplanten Schließung wird die SPD-eigene »Hamburger Morgenpost« an zwei Schweizer Verleger verkauft.
1982:
Die USA und Großbritannien geben der Tschechoslowakei 18,4 t Gold zurück, die 1938 von deutschen Besatzungstruppen beschlagnahmt und während des Zweiten Weltkriegs von den Alliierten übernommen worden waren.
1983:
Das BRD-Justizministerium gibt bekannt, daß sämtliche Urteile des NS-Volksgerichtshofes und der NS-Sondergerichte im Bundeszentralregister getilgt worden sind.
1986:
Der Warschauer Pakt schlägt bei den Wiener MBFR-Verhandlungen für eine erste Phase eine Truppenreduzierung in Mitteleuropa um 11 500 sowjetische und 6500 US-amerikanische Soldaten vor.
Auf Beschluß des DFB-Liga-Ausschusses wird die Winterpause im bezahlten Fußball ab der Saison 1986/87 auf elf Wochen verlängert. Die Sommerpause wird demzufolge auf einen Monat verkürzt.
1987:
Brasilien, mit etwa 108 Mrd. US-Dollar (209 Mrd. DM) das höchstverschuldete Land der Welt, stellt für 90 Tage seine Zinszahlungen an ausländische Gläubiger ein.
80 Jahre nach der erstmaligen Beschreibung der Alzheimer-Krankheit durch den deutschen Nervenarzt Alois Alzheimer gelingt einer Gruppe deutscher und australischer Wissenschaftler die Isolierung des Gens, das für die Krankheit verantwortlich zu sein scheint.