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kleine_Heidin

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  • »kleine_Heidin« ist der Autor dieses Themas

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Samstag, 8. November 2008, 14:21

Lennart Meri, Präsident von Estland (1992 - 2001)

Zitat

Deutschland ist eine Art Canossa-Republik geworden, eine Republik der Reue. Aber wenn man die Moral zur Schau trägt, riskiert man, nicht ernst genommen zu werden. Als Nichtdeutscher erlaube ich mir die Bemerkung: Man kann einem Volk nicht trauen, das sich rund um die Uhr in intellektueller Selbstverachtung übt. Um glaubwürdig zu sein, muß man auch bereit sein, alle Verbrechen zu verurteilen, überall in der Welt, auch dann, wenn die Opfer Deutsche waren oder sind. Für mich als Este ist es kaum nachzuvollziehen, warum die Deutschen ihre eigene Geschichte so tabuisieren, daß es enorm schwierig ist, über das Unrecht gegen die Deutschen zu publizieren oder zu diskutieren, ohne dabei schief angesehen zu werden - aber nicht etwa von den Esten oder den Finnen, sondern von den Deutschen selbst.
Meri in seinem Festvortrag anläßlich des 5. Jahrestages der deutschen Teilvereinigung am 3.10.1995 in Berlin

1941 wurde seine Familie während der sowjetischen Besetzung Estlands nach Sibirien deportiert. Dort musste der 12-jährige Bube als Holzfäller, Kartoffelschäler und Flussruderer arbeiten, um das Einkommen der Familie aufzubessern. Während diesem unfreiwilligen Exil entwickelte sich sein Interesse für die finno-ugrische Sprachfamilie, nachdem die Familie nach Estland zurückgekehrt war graduierte er 1953 an einer Geschichts- und Sprachfakultät. Den Beruf des Historikers durfte er jedoch nicht ausüben - die Sowjets untersagten es ihm, deshalb verdingte er sich als Dramatiker am ältesten Theater Estlands.

Mehr zu Lennart Meri
Eine Regierung muß sparsam sein, weil das Geld, das sie erhält, aus dem Blut und Schweiß ihres Volkes stammt. Es ist gerecht, daß jeder einzelne dazu beiträgt, die Ausgaben des Staates tragen zu helfen. Aber es ist nicht gerecht, daß er die Hälfte seines jährlichen Einkommens mit dem Staate teilen muß.
(Friedrich II. der Große)

Tarja

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Sonntag, 9. November 2008, 12:21

Deutschland und die Deutschen

Welch wunderbares Zitat vom estnischen Präsidenten, was mir aus der Seele spricht.

Denn er drückt tatsächlich nicht nur seinen persönlichen Eindruck über Deutschland und die Deutschen aus, sondern er spricht realitätsgetreu daß aus, was die Welt über uns denkt. Und das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, da ich selbst Deutschland einige Zeit von außen betrachten durfte. Ob es Polen, Russland, Ungarn oder andere Länder sind, deren Volk haben die gleiche Meinung, wie der estnische Präsident.

Ich selbst habe mir zu dieser Zeit die Meinung über Deutschland und die Deutschen gebildet, und sage heute, denn es ist wider einem natürlichem Verhalten, wenn sich ein ganzes Volk ständig einem ewigen Schmerz- und Unterwerfungsverhalten unterwirft. Natürlich soll man die Geschichte nicht vergessen, jedoch die reale Geschichte, vielmehr aber sollte man daraus lernen, nach vorne schauen und im Interessen des eigenem Volkes aufbauen. Die Ehre und den Stolz seines Volkes auch nach außen hin vertreten können. Das ist meiner Meinung nach, das Grundrecht eines jedem Volkes dieser Welt. Auch des deutschen Volkes.

Gerade die heutigen Generationen der uns umgebenden Völker, sehen das Vergangene als Vergangenheit an. Mehr nicht. Vorallem, und das ist erstaunlich, das sehr viele von ihnen durchaus sehr realitätsnah über die Geschichte, unsere Geschichte wissen und urteilen, als wir Deutschen selbst. Von Verachtung keine Spur. Eher Mitleid und Unverständnis wie sich die heutigen Deutschen ihrer sogenannten "Vergangenheit" stellen und verhalten. Viele Russen sehen uns zum Beispiel als etwas dummgut, naiv aber liebenswert an. Sie schätzen unsere Arbeitsamkeit, unsere Genauigkeit und unser Zuverlässigkeit. Also Werte die uns, so scheint es, im Ausland immer noch als positive Eigenschaften deutscher Menschen geblieben sind.

Ist das nicht bezeichnend?

Es sind nur einige wenige Kräfte, die uns immer und immer wieder zurück stoßen wollen, und die anscheinend immer noch mehr Macht über uns besitzen, wie der normale Bürger unserer angeblichen "Opferländer". Nun ja, auch dies ist erklärbar, was ich aber hier tunlichst unterlassen möchte.

Fakt ist doch eines, die politischen Verwicklungen in vergangener Zeit und in der Gegenwart, machen nicht das Volk, sondern immer Kräfte die der Macht am nächsten stehen. Nicht aber das Volk, was leider nur als nützliche Idioten diesen besagten Mächten dienen müssen.

Für mich gibt es keine Volksschuld, keine Selbstgeißelung, nur Opfer, deren man gedenkt und in Ehren hält. Und das macht mich stark.

Schuldig sind die Machthaber, egal welchem Land sie entspringen, auch nicht nur ein einzelner Machthaber, sondern das ganze Machtgebilde eines Staates. Die, welche die Fäden der Macht im Hintergrund ziehen. Und wie aktuell dies ist, sehen wir ja gerade auch wieder in der Gegenwart. Einen besseren Beweis gibt es nicht. So ist das, und nicht anders.

Und deshalb muß ich mich als Deutsche nicht für irgend etwas rechtfertigen, ausser vor mir selbst. Ich bin stolz eine Deutsche zu sein. stolz auf meine Sprache, meine Geschichte, meine Kultur und meine Familie. Muß ich mich deshalb schämen?

Wie gesagt, Präsident Lennart Meri kann solches "neudeutsche" Verhalten wie ich es mal nenne, auch nicht verstehen. Im Gegenteil, es macht unser Volk lächerlich und unglaubwürdig. In einer Welt wo die Stärke zählt, sucht man sich ernsthafte starke Partner, und keine Luschen. Also auch nach außen hin, schadet das "neudeutsche" Verhalten der Selbstgeißelung unserem Volke.
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Kaleu

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Sonntag, 9. November 2008, 15:12

Taija,

auch wenn traurig, welch herrliche Analyse von dir, Danke!

MkG.,
:dr:
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