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Montag, 15. März 2010, 07:03

An die Deutschen.



Unsre Väter, o Deutschland, meine Sorge!
Waren nicht, wie wir jetzt sind. Lies der Vorwelt
Biedre Sitten und präge seiner Jugend
Sie ins Gemüth ein.

Mittelglück ist das goldene Glück des Lebens.
Breite nicht das Gefieder übers Nest aus.
Nimm die Hacke zur Hand, und übe deine
Muntren Kräfte.

Auch mit Wenigem, Wen’gem lebt man glücklich.
Zu verschmähen den Reichthum ist auh Reichthum;
Nüchtern=fröhliche Anmuth machet nüchtern,
Tapfer und fröhlich.

Krieg um Kriege zu führen, ist ein Wahnsinn;
Um des goldenen Friedens willlen führt man
Kriege, daß in die Sichel sich des Schwertes
Schärfe verwandle.

Sieh auf andere Länder. Ziehn umher sie,
Daß sie nirgend in aller Welt, als sich nur
Fremde bleiben? Sie sehen das Ausland an mit
Stolzer Verachtung.

Und du Deutscher allein willst deine Mutter,
Aus der Fremde gekehrt, Französisch grüßen?
O spei aus, vor der Hausthür spei’ der Seine
Häßlichen Schlamm aus.

Rede deutsch, o du Deutscher! Sei kein Künstler
In Gebehrden und Sitten! Deine Worte
Seyn wie Thaten, wie unerschütterliche
Felsen der Wahrheit.



Aus dem Lateinischen des Jakob Balde († 1668 - Jesuit und neulateinischer Dichter) übersetzt von Johann Gottfried Herder 1795.

Quelle: Deutscher Sprache Ehrenkranz - Was die Dichter unserer Muttersprache zu Liebe und zu Leide singen und sagen (1898)

"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache raubt."
- J. G. Herder -

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