Dienstag, 29. März 2005
Schild am Regensburger Dom - Streit um "Judensau" hält an
Die "Judensau", eine mittelalterliche Schmähskulptur am Regensburger Dom, sorgt weiter für Streit. Zwar sollen Besucher der Kirche künftig mit einer Hinweistafel über die mehr als 650 Jahre alte antisemitische Darstellung aufklärt werden. Der Münchner Künstler Wolfram Kastner, der gemeinsam mit seinem Kollegen Günter Wangerin die Diskussion über die "Judensau"-Plastik angestoßen hatte, bezeichnete die Tafel jedoch als "gedankenlos" und "töricht". Es werde damit sogar um Verständnis für die judenfeindliche Haltung der katholischen Kirche in der Vergangenheit geworben, kritisierte er.
Die Steinplastik zeigt ein Schwein, an dessen Zitzen Juden saugen. Die Regensburger "Judensau" stammt aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und ist in mehreren Metern Höhe an der Fassade des Doms zu sehen. Ähnliche Skulpturen gibt es laut Kastner heute noch an 25 weiteren Kirchen und öffentlichen Gebäuden in Deutschland; die meisten davon seien nicht mit Hinweistafeln versehen. So gebe es am Kölner Dom und der Nürnberger Sebalduskirche unkommentierte "Judensäue". Diese Darstellungen hätten über Jahrhunderte hinweg mit zu Mord, Raub und Entwürdigung beigetragen, sagte Kastner, der seit Jahren gemeinsam mit Wangerin bundesweit über die Plastiken informiert und für Hinweisschilder kämpft......
(Ulf Vogler, dpa)
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