Regin, der in seinem Herz Rache geschworen hatte, begab sich an den Hof von Hjalprek, Königs der Dänen und wurde dort sein Schmid. Dort bekam er unter seine Obhut den jungen Held Sigurd der Volsung, Sohn von Sigmund dem Odin mal sein Zauberschwert geschenkt hatte. Eines Tages passierte es, dass als alle Krieger beieinander saßen und Met tranken, aus dem Dunkel ein Mann erschien, ein einäugiger Mann, mit breitkrempigen Hut auf und gekleidet in einen langen Mantel. Dieser lief schnurstracks zu der Mitte des Saals zu dem Stamm einer großen Eichen denn rundum diesen Baum war der Saal gebaut und man nannte diese lebende Säule Branstock. Dort angekommen, zog der Fremde ein glänzendes Schwert aus seiner Scheide das er so tief in das harte Holz stach, dass nur der Griff zu sehen war.
„Derjenige, der imstande ist dieses Schwert aus dem Stamm zu ziehen, dem werde ich es schenken und er wird schon merken, dass es seinesgleichen noch nie in Midgard je gegeben hatte und auch nie geben wird!“ rief er. Dann verschwand er in die Nacht und König Volsung und seine Krieger begriffen, dass es Odin selbst gewesen war.
Als Sigmund, Volsungs Sohn erwachsen war, schien er der einzige zu sein, der das Schwert aus Branstock herausziehen konnte und er verrichtete manche tapfere Taten damit, denn keine Waffe konnte sich mit diesem Schwert messen.
Schließlich brach der Tag an, an dem Sigmund sterben musste. Als er seinen letzten Kampf kämpfte, konnte ihn niemand schlagen, bis plötzlich Odin ihm gegenüber stand, in seinem blauen Mantel und seinem breitkrempigen Hut. In seiner Hand trug er einen Stab, womit er das rund um sich schneidende Schwert zum stehen brachte. In dem Augenblick brach die Klinge ab und kurz darauf fiel Sigmund, tödlich verletzt auf die Mutter Erde.
Während dieses Streits wurde das ganze Geschlecht der Volsungs getötet, nur König Sigmunds Gemahlin Hjordis blieb am Leben. Nach dem Kampf suchte sie zwischen den Gefallenen ihren Gemahl und fand ihn noch lebend. Mit seinem letzten Atem bat er sie dringend die zwei Stücke des Schwertes mit sich zu nehmen und diese sicher aufzuheben. „Denn wenn unser Sohn geboren wird,“ sagte er, mit letzten Kräften nach Atem ringend, „wird er der edelste und tapferste aller Helden in Midgard werden. Aus den Stücken des Schwerts soll eine neue Waffe geschmiedet werden, das Gram heißen wird und womit Sigurd noch größere Taten verrichten wird als ich je zustande gebracht hatte.
“Danach starb Sigmund und kurz danach wurde Hjordis die Gemahlin von König Hjaprek, der ein guter und weiser Stiefvater für den jungen Sigurd war. Regin wurde als sein Lehrer und Erzieher angestellt und unterrichtete ihn gut und gründlich in all dem, was ein junger Krieger wissen sollte und musste. Er redete ihm jedoch auch eine Unzufriedenheit mit seinem Dasein ein, denn er wollte nicht, dass der Junge ruhig in Danmark bleiben soll; aber es gelang ihm nie den Jungen gegen seinen Stiefvater aufzuhetzen oder sein angenommenes zuhause nicht lieben. „Du weißt doch wie reich dein Vater war,“ sagte Regin. „Er war ein König und du bist nun damit zufrieden, im Hause deines Stiefvaters ein unbedeutender jemand zu sein.“„Ich bin kein unbedeutender jemand,“ antwortete Sigurd, „ich brauche nur fragen und kriege alles was ich nur wünsche.“ „Beweise das mal,“ antwortete Regin. „Frage den König um ein Pferd an , das schönste das er hat – und warte dann was passiert.“ „Natürlich gibt er es mir!“ rief Sigurd aufgeregt. „Mit Liebe selbst! Und alles was ich ihn fragen würde.“
Dann ging er zum König und fragte ihn um ein Pferd. „Suche dir eines aus, welches du nur haben möchtest,“ sagte der König, „ und außerdem steht dir mein ganzer Besitz zur Verfügung.“
Am nächsten Tag ging Sigurd in den Wald wo die königlichen Pferde grasten um eins für sich selbst auszuwählen. Auf dem Weg dorthin begegnete er einem alten Mann in einem langen blauen Mantel und mit einem breitkrempigen Hut auf dem Haupt. „Wohin führt Euch den Weg, junger Mann?“ fragte der alte Mann. „Ich bin unterwegs in den Wald um mir ein Pferd auszuwählen,“ antwortete Sigurd. "Aber Ihr, edler Herr, scheint alt und voll Weisheit; ich bitte Euch, hilft mir damit, ein Pferd auszuwählen.“ „Kommt mit mir,“ antwortete der alte Mann, „dann werden wir alle Pferde in das schnelle Wasser des Busil Bergsees hineintreiben." Sie gingen zusammen dorthin und trieben alle Pferde das steile Ufer hinab in den schnellen Fluss der aus Busil See floss. Alle Pferde hatten davor Angst, außer einem, einem großen grauen Hengst, einem wunderbaren prächtigen Tier, das noch nie beritten wurde. Und dieses Pferd wähle Sigurd aus.
Dann sagte der alte Mann: „Dieses Pferd ist ein Nachkomme von Sleipnir; versorge ihn gut, denn es ist eins der allerbesten Pferde,“ und als er das sagte, verschwand er ins nichts und Sigurd begriff , dass er Odin selbst gewesen war.
Sigurd nahm den Hengst mit nach Hause und gab ihm den Namen Grani, und bald schon wurde er ein geschickter und furchtloser Reiter.
Als Regin merkte, dass er ein erwachsener Mann geworden war, sehr stark und mutig, beschloss er ihm von dem Drachen Fafnir zu erzählen, der in der Grotte auf der Gnita Heide auf einem großen Schatz lag und schlief. „Der Drache ist so groß und gefährlich,“ endete Regin seine Erzählung, „und das Gift das aus seinem Rachen strömt, so tödlich, dass kein Mensch noch den Mut hat ihn zu töten und den Schatz wegzuholen.“
„Hätte ich nur ein gutes Schwert,“ rief Sigurd, „dann würde ich selbst den Drachen bekämpfen und ihn vernichten.“
„Ich werde ein Schwert für dich machen,“ antwortete Regin, der Meister-Schmied, und ging in die Schmiede wo er ein schön glänzendes Schwert für Sigurd machte, das er ihm schenkte. „Lass sehen, was deine Schmiedkunst wert ist,“ rief Sigurd und schlug mit dem Schwert auf den Amboss, wodurch es in Stücke brach. „Schmiede für mich ein besseres,“ rief er, den Griff auf den Boden werfend.
Da brachte Regin all seine Kenntnis und Kunde in Bereitschaft und schmiedete ein neues Schwert, das er Sigurd gab und der es mit Bewunderung betrachtete. „Ich hoffe, dass dieses deinen Wunsch befriedigt,“ sagte Regin, „denn für einen Schmid bist du ein Auftraggeber der schwierig zufrieden zu stellen ist.“ Wieder Schlug Sigurd auf den Amboss und wieder bracht die Klinge in viele Stücke und wieder warf er den Griff auf den Boden und rief: „Du bist ein Lügner und ein schlechter Schmid! Oder willst du mich vielleicht dem Drachen Fafnir ausliefern, der wie ich so höre dein eigener Bruder ist?“
Danach ging Sigurd zu seiner Mutter, Königin Hjordis und sagte: „Ist es wahr, dass mein Vater König Sigmund Euch das in zwei Stücke gebrochene edle Schwert Gram gab, das er von Odin als Geschenkt gekriegt hatte?“ „Das ist die Wahrheit,“ antwortete sie.„Gibt mir dann die Stücke, Mutter,“ sagte Sigurd, „denn ich möchte gern ein Schwert besitzen das des Sohnes meines Vaters würdig ist.“ Darauf gab ihm die Königin die Stücke des Schwerts Gram und sagte ihm, dass er damit großen Ruhm und Ehre erringen wird. Diese Stücke brachte er zu Regin und sagte ihm er solle ein neues Schwert davon machen. Leise fluchend nahm Regin die Stücke mit in seine Schmiede. Aber er benützte trotzdem all seine Kunde und Geschicklichkeit und als das Schwert endlich fertig war, schien es als ob die Klinge Feuer sprühte.
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